Der vorletzte AtemzugKloten Flyers
„Gemäß unserer Beurteilung ist die Überschuldung der EHC Kloten Sport AG zu Fortführungs- und Veräußerungswerten offensichtlich und erheblich. Daher hat der Verwaltungsrat den Richter zu benachrichtigen“, so steht es im Bericht der Revisionsgesellschaft. Im Klartext bedeutet es, dass Sanierungsspezialist Daniel Hunkeler am Donnerstag den Konkurs anmeldet. Alles in allem kommt man zu dem Ergebnis, dass die AG mit 8.783.599 Schweizer Franken (7.314.275 Euro laut Tageskurs vom 30.Mai 2012) überschuldet ist. Davon sind über fünf Millionen Schweizer Franken nicht verhandelbare Steuerschulden und Schulden bei diversen Ämtern und Pensionskassen.
Im selben Zug wird Hunkeler jedoch auch einen Antrag auf Konkursaufschub bis Ende Juni stellen. Dieser soll Zeit verschaffen, um einen Sanierungsplan zu erstellen.
Sollte man es tatsächlich schaffen, bis zum 7.Juni einen nachvollziehbaren Sanierungsplan aufzustellen, benötigt man weiter drei bis vier Millionen Schweizer Franken, um den Spielbetrieb für die nächste Spielzeit zu sichern. Damit steigt die Kapitallücke auf rund 12 Millionen Schweizer Franken.
Der Stichtag 7. Juni ist ein von der Ligaleitung gestelltes Datum, da am 8.Juni die Vertreter der NLA und der NLB tagen. Bis dahin will man Klarheit und drohte inzwischen mit Lizenzentzug. Liga-Manager Ueli Schwarz wird gegenüber dem Schweizer Onlinemagazin 20 Minuten Online deutlich: „Die Kloten Flyers müssen nicht nur bis zum 7. Juni den Nachweis erbringen, dass das Unternehmen nicht überschuldet ist. Darüber hinaus verlangen wir die Garantie für den Spielbetrieb der nächsten Saison. Sonst ist die Lizenz weg.“
Die Sanierer um Peter Bossert und Daniel Hunkeler kämpfen an vielen Fronten, um den Fortbestand der Flyers zu sichern. Auch wenn es von einigen Investoren erste Zeichen gibt, auf insgesamt 3,1 Millionen zu verzichten, ist bisher offen, woher der Rest kommen soll.
Der Rückhalt im Fanlager ist indes immens. Vergangene Woche fand ein Fanmarsch mit Ziel Kolping-Arena, dem Stadion der Flyers, statt. Beeindruckende 5.000 Fans bekundeten dabei die Verbundenheit mit dem Team. Einer davon war Sean Simpson, Trainer der Schweizer Nationalmannschaft. Im Blick wird er mit den Worten zitiert: „Es ist absolut beeindruckend und unglaublich, was diese Jungs geleistet haben. Das wäre nicht bei allen Teams möglich.“
Durch diverse Aktionen konnten bisher 530.000 Schweizer Franken generiert werden. Außerdem soll es zwei Investoren geben, die jeweils 500.000 Schweizer Franken beisteuern wollen. Allerdings nur, wenn sich wenigstens acht weitere Investoren finden, die eine ebenso große Summe beisteuern.
Damit ist der Strohhalm, an dem man sich klammert, wohl nur noch so dünn wie ein Haar. Und das obwohl viele am gestrigen Dienstag glaubten, neues Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Grund für den Hoffnungsschimmer war der Rücktritt von Präsident Jürg Bircher und Kurt Hildenbrand, die damit freies Handeln der sogenannten Task-Force ermöglichen. Die Mitglieder der Task-Force sind Ex-Präsident Peter Bossert, der ehemaligen Verwaltungsrat Michael Kloter, Sportchef Jürg Schawalder, Assistentstrainer Felix Hollenstein und der Ex-Spieler Roman Wäger.
Dem allen nicht genug, droht nun auch noch ein Rechtsstreit mit dem zurückgetretenen Präsident Jürg Bircher. Dieser hat Schadenersatzforderungen in Höhe von 650.000 Schweizer Franken für Leistungen, die der Verwaltungsrat bestreitet, gestellt. Außerdem will er die angekündigte kostenlose Rückgabe der Aktien nur dann durchführen, wenn das auch die beiden anderen Großinvestoren, Peter Bossert und Adrian Fetscherin tun.
Außerdem läuft am morgigen 31.Mai auch ein Ultimatum der Spieler ab. Sollten bis dahin die Lohnrückstände nicht ausgeglichen sein, können die Spieler den Club sofort verlassen. Hierzu werden sich die Spieler jedoch erneut beraten.