Der Altmeister im neuen GlanzSC Bern führt die NLA an
Berner Jubel. (Foto: Imago)Trainer Guy Boucher hat alles richtig gemacht. Der Abstiegskandidat der letzten Saison zeigte sich enorm verbessert und, was beileibe nicht selbstverständlich ist, zeigt Konditionsstärken. Da machte auch die schon fast sensationelle 1:2-Heimniederlage nach Penaltyschießen gegen den EV Zug nichts aus, obwohl, noch ärgerlicher, es am Vorabend ausgerechnet gegen den HC Ambri-Piotta ein 4:5 gab. Dabei hatte man in der Valascia noch mit 4:3 geführt, aber dann kam der Auftritt des HCA-Stars Alexandre Giroux. Sein Siegestreffer war an Abgezocktheit kaum zu überbieten. Steht am rechten Tor des SCB, täuscht einen Lauf hinter das Tor an und SCB-Keeper Marco Bührer lässt für eine Sekunde einen Spalt breit frei und genau in diesen Spalt stößt Giroux mit dem Schläger und spitzelt die Scheibe in die Maschen.
Auf Platz zwei in der Tabelle der HC Davos. Der Gastgeber des Spengler-Cups kam wie üblich nach seinem Turnier im Januar nicht in Tritt und versenkte seinen komfortablen Vorsprung vom Herbst. Spektakulär dabei das 1:3 im Topspiel gegen den SC Bern. Noch verrückter und ein gutes Beispiel, dass in der NLA die Überraschungen nicht abreißen können, war das 2:5 in Rapperswil beim Tabellenletzten. Immer noch 4.700 Fans wollten die Lakers sehen und die Rapperswiler überließen dem Favoriten lediglich die Ehre des ersten und des letzten Tores.
Nur einen Punkt hinter Davos befindet sich der Zürcher SC. Der frühere Weltpokalsieger liegt in Lauerstellung und wer die Mannschaft vom Limmat kennt, weiß, dass diese die Vorrundenmeisterschaft noch nicht aufgegeben haben. Allerdings darf es solche Pannen wie beim Nachbarn Kloten nicht so häufig geben. 6.300 Fans gaben dabei den Flyers nach 25 Minuten keine Chance mehr, denn die Spieler in blau-weiß, den Jerseys des ZSC, führten mit 3:0. Da sie die letzten Spiele alle gewonnen hatten, sah es somit für die Flyers sehr schlecht aus. Die Klotener packten jedoch die „Schaufel der Ehre“ aus, antworteten mit dem sofortigen 1:3 durch Matthias Bieber und warteten bis zehn Minuten vor Schluss, um dann gleich zwei Gänge hochzuschalten. Erst traf Bieber noch zum 2:3, dann glich 39 Sekunden vor Schluss Guggisberg aus und Dennis Hollenstein brauchte nur 26 Sekunden in der Verlängerung, um aus dem 0:3 ein 4:3 zu machen.
Weiterhin auf Platz vier und nicht zu unterschätzen der EV Zug. Was Zug kann, bewies das 2:1 in Bern und auch davor blieb man auswärts mit 2:1 siegreich, in Genf.
Ebenfalls eine sensationelle Saison legt bisher der HC Lugano hin. Nach 41 Spielen stehen 73 Punkte auf der Habenseite, aber um noch an den Zugern vorbeizuziehen, fehlen dem HCL einfach die Spiele. Trotzdem sollte es in den Play-offs, eben gegen jenen EV Zug, zu einer äußerst spannenden Serie kommen. Allerdings wäre es den Tessinern zu wünschen, dass ihre Konzentration bei wichtigen Spielen über sechzig Minuten anhält. Im Lokalderby gegen Ambri vor ausverkauftem Haus (7.800 Zuschauer in der Resega) hieß es bis zur 52. Minute noch 2:0, dann kippte fast das Spiel, als Giroux und Lhotak noch ausglichen und die Partie gar ins Penaltyschießen ging.
Ebenfalls glänzend schlägt sich bisher der HC Lausanne. Nach dem Aufstiegsjahr ist der Welpenschutz vorbei, aber die HCL-Cracks halten einen sehr guten sechsten Tabellenplatz. Wie stark man sein kann, bewies am besten das 2:1 nach Penaltyschießen beim Meister aus Zürich. Dann folgte ein Sieg fürs Gemüt mit dem 3:2 im Seederby zwischen dem HCL und Genf.
Dass Niederlagen, wie das eben beschriebene 2:3 beim Nachbarn, wehtun können, muss der selbsterklärte Mitfavorit auf den Titel, Servette Genf, in diesem Jahr erleben. Trotzdem stehen bis jetzt 60 Punkte auf dem Konto und bei neun Punkten Vorsprung vor Biel sollte Platz sieben sicher sein.
Eine echte Sensation ist der EHC Biel. Die Westschweizer, an der Grenze zur französischen Schweiz gelegen, hatten eigentlich nur ein Ziel: Platz neun. Bis jetzt konnte man 51 Punkte scheffeln und da mit dem HC Fribourg (47 Punkte) und den Kloten Flyers (44 Punkte) zwei deutlich besser ausgestattete Teams schwächeln, stehen die Bieler auf Rang acht. An guten Tagen sind alle schlagbar, wie zuletzt mit 3:2 der ZSC, an schlechteren gibt es ein 4:6 in Ambri oder gar ein 3:7 in Fribourg.
Dass in Fribourg das Potenzial zu mehr hat, konnte man eben bei jenem 7:3 gegen Biel sehen, aber es gab auch genügend mäßige Momente. Die passieren meistens dann, wenn die starke Offensive nicht weiter weiß, wie z.B. beim 0:1 in Lausanne.
Im Abstiegskampf ist zurzeit nur eines sicher. Die Rapperswil Lakers müssen wieder zittern. Mit 31 Punkten liegen sie 13 Punkte hinter dem Vorletzten aus Kloten. Einen Punkt besser steht Ambri und zwei besser der Neunte aus Fribourg. Somit ist das letzte Wort in der Besetzung der Play-offs und der Play-downs noch nicht gesprochen.