Das Ende des Viktor Wassiljewitsch Tichonov

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Seit 44 Jahren ist der heute 74-jährige Viktor Wassiljewitsch Tichonov als Trainer tätig gewesen. Der ehemalige Verteidiger, der es gerade mal auf ein Länderspiel für die UdSSR brachte, war ein Durchschnittsspieler und wurde dann der erfolgreichste Trainer aller Zeiten.

Viktor Tichonov wurde als Chefcoach der Sbornaja mit dem UdSSR-Team 1984,1988 und 1992 Olympiasieger, gewann mit seinen Puckkünstlern acht Welt- und zehn Europameistertitel, sowie 1981 den Canada-Cup. Dreizehnmal wurde er mit CSKA Moskau Landesmeister und Europacup-Sieger. Als um 1990 seine Puck-Soldaten „freie Menschen“ wurden, ging es bergab mit dem alten, sehr autoritär agierenden Trainer-Boss. Seit nunmehr 14 Jahren hat Viktor Tichonov weder mit CSKA noch mit der Sbornaja einen Titel gewonnen. 1996 wurde er bei CSKA, nach einem 17. Platz in der Liga wegen Erfolglosigkeit entlassen. In einem Handstreich seiner alten Militär-Kumpels, ließ er sich zum Klubpräsidenten wählen und übernahm wieder das Traineramt. Beim Nationalteam beendete der Verband nach einem fünten Rang bei der WM 1992 die Zusammenarbeit. 1994 wurde er als Chefcoach des Olympiateams zurückgeholt, aber nach einen vierten Platz wieder gefeuert.

Vor Beginn der Weltmeisterschaft 2004 in Prag wurde Viktor Tichonov bei CSKA „weggelobt“, damit er sich voll dem neuen Job als Nationaltrainer widmen kann. Nach dem schlechten Abschneiden in Prag kam wieder das Aus. Verbandspräsident Alexander Steblin nahm ihm den Cheftrainer-Posten weg. Da sein Vertrag mit dem Verband bis 2006 läuft wurde Tichonov zum „Verbandsberater“ umfunktioniert. In Moskau fragt man sich – wann kommt Vitor Tichonov wieder?

Interessant ist, dass die bisherigen Nachfolger von Tichonov im Nationalteam auch keine großen Erfolge mehr erkämpfen konnten. Die Ausnahme: Sein erster Nachfolger Boris Michailow gewann mit der noch von Tichonov geschulten Sbornaja Olympiagold 1992 und wurde Weltmester 1993. Ex-Tichonov-Assistent Vladimir Yurzinov holte 1998 Olympia-Silber und Tichonov-Erzfeind Vyacheslav Fetisov, heute Sportminister Russlands, gewann bei Olympia 2002 Bronze. Bei allen Weltmeisterschaften nach Tichonov von 1994 bis heute gab es keinen Platz auf dem Treppchen mehr für die Russen-Cracks. Vladimir Vassiljev (1996), Igor Dmitriev (1997); Vladimir Yurzinov (1998,99), Alexander Yakushev (2000) und Boris Michailow 2001, 2002,03) versuchten vergeblich auf einen Madaillenplatz zu kommen.

Die Nachfolger

CSKA Moskau holte als Tichonov-Nachfolger den ehemaligen Puckzauberer Vyacheslav Bykov. Der am 24.7.1960 in Tschelyabinsk geborene Mittelstürmer kam 1982 von Traktor Tschelyabinsk zu CSKA Moskau, wo er eine große Karriere startete. Mit dem Nationalteam gewann er 1988 und 1992 Olympia-Gold, sowie sechs Weltmeistertitel. 1989 kam er in das WM-All Star-Team, wo die Sturmformation Sergej Makarov, Vyacheslav Bykov und Steve Yzerman (CAN) lautete. 1990 war Bykov zusammen mit Adrej Chomutov der erste offizielle Auslandsprofi Russlands. Die beiden Moskauer spielten in der Schweiz für den HC Fribourg.

Jetzt kehrte der kleine Centerstürmer zu CSKA als Chefcoach zurück und soll eine neue Meistermannschaft aufbauen. Der neue Finanzboss von CSKA soll noch reicher als sein Landsmann Roman Abramowitch sein, der neben dem Fußballklub Chelsea London auch den neuen Eishockey-Landesmeister Russlands, Avangard Oms finanziert.



Das Nationalteam wird vorerst beim World-Cup 2004 von Zinetula Bilyaletdinov gecoacht.

Der Mann aus einer Tatarenfamilie wurde am 13.3.1955 in Moskau geboren und spielte bei Dynamo Moskau. Mit dem Nationalteam gewann der Weltklasseverteidiger Olympia-Gold 1984 und wurde sechsmal Weltmeister. 1981 stand er im UdSSR-Team das den Canada-Cup gewann. 1988 begann er als Trainer-Assistent bei Dynamo Moskau. Mitte der 90er Jahre praktizierte er in Nordamerika im Trainerstab der Winnipeg Jets und nach dem Umzug bei den Phoenix Coyotes, sowie bei den Chicago Black Hawks. 2002 wurde er Chefcoach beim HC Lugano (Schweiz) und 2003 bei Dynamo Moskau. Mit ihm hofft man näher an die NHL-Profis heranzukommen, die unter Tichonov nicht mehr für Russland spielen wollten. Vladimir Yurzinov wird sein Assistent sein. Hat er Erfolg, wird er einen eigenen Trainerstab bilden.

(Horst Eckert)


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