CHL: Metallurg bat Eisbären zur Lehrstunde
Ihren zweiten Auftritt in der Champions Hockey League sollten die Eisbären Berlin schnell vergessen. Mit 2:5 (0:4; 1:0; 1:1) wurde der deutsche Meister von Metallurg Magnitogorsk vor nahezu ausverkaufter Kulisse, darunter 50 mitgereiste Eisbärenfans, überlegen abgefertigt.
Und hatte tatsächlich jemand im Lager der Eisbären auf einen Erfolg in Magnitogorsk gehofft? Nun, bereits nach dem ersten Drittel konnte diese Hoffnung getrost fahren gelassen werden. Gerade einmal 36 Sekunden waren gespielt, da brachte Tomas Rolinek das Team vom Südural mit 1:0 in Front. Vitali Atjuschow hatte von der blauen Linie abgezogen und Rolinek fälschte unhaltbar für Rob Zepp im Tor der Eisbären ab. In der 5. Spielminute erreichte Denis Chlystow ein langer Pass an der blauen Linie der Eisbären, der lief nahezu unbehelligt in deren Drittel ein und traf locker zum 2:0. Mit Jaroslaw Kudrna fand sich der nächste Crack der Tschechen-Fraktion in Reihen Metallurgs, der sich in die Torschützenliste eintragen lassen wollte. Andy Roach hatte den Puck vor dem eigenen Tor vertändelt und Kudrna sagte Danke – 3:0 (9.). Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Und richtig, KHL-Topscorer Jan Marek (12.) meldete sich prompt zur Stelle und erhöhte auf 4:0 für Metallurg. Chancen, ja Gegenwehr vom deutschen Meister? Nahezu Fehlanzeige! Die Eisbären wurden nach allen Regeln der russisch-tschechischen Eishockeykunst zwanzig Minuten lang vorgeführt.
Ungeklärt ist, ob sich die „Metallurgen“ in der Drittelpause darauf geeinigt hatten, die Gäste nun doch ein wenig mitspielen zu lassen. Jedenfalls hatten die Berliner hier etwas mehr vom Spiel und erarbeiteten sich auch einige gute Einschussgelegenheiten. Metallurgs Keeper Ilja Proskurjakow zeigte jedoch mit guten Paraden, warum ihm Chefcoach Valeri Belousow diesmal den Vorzug vor Routinier Andrei Mezin gegeben hatte. Nur einmal war er machtlos, als Richie Regehr in Überzahl auf 1:4 (31.) verkürzen konnte. Auch wenn man jederzeit den Eindruck behielt, dass Metallurg wieder eine Schippe drauf legen kann wenn es denn wollte, war dieser Treffer aufgrund der nun doch größeren Initiative der Eisbären verdient.
Die Wende freilich war damit nicht eingeleitet. Im Schlussabschnitt zogen die Hausherren das Tempo wieder etwas an. In einem Powerplay, Andy Roach saß für die Eisbären auf der Strafbank, stellte Denis Platonow (45.) mit seinem Treffer zum 5:1 den alten Abstand von vier Toren wieder her. Danach war bei Metallurg Puckkontrolle angesagt, um wohl temperiert zwischenzeitlich wieder anzuziehen. Ein Break von Tomas Rolinek konnte Sven Felski kurz vor Schluss nur per Haken stoppen. Beim Penalty von Jan Marek machte Rob Zepp die Tür zu. Überhaupt war der Deutsch-Kanadier im Verbund mit dem Torgestänge der beste Mann auf Seiten der Eisbären. Ohne seine vielen guten Paraden wäre die Truppe von Chefcoach Don Jackson gegen Metallurg wohl gnadenlos untergegangen. Dass Stefan Ustorf in der letzten Spielminute noch einen Schuss von Andy Roach zum 2:5 in die Maschen abfälschen konnte, lässt das Endergebnis angesichts der haushohen Überlegenheit Metallurgs fast schon ein wenig schmeichelhaft erscheinen. Wenn der Ausflug an den Südural für die Eisbären etwas eingebracht hat, dann wohl eine Menge neuer Erfahrungen. (mac/ovk)
Fotos by City-Press