Besuch aus Schweden: Skare BK gastierte in Berlin

Das Gastspiel
eines schwedischen Erstdivisionärs (3.Liga) an sich wäre wahrscheinlich kaum
die Aufregung wert, doch wenn es sich dabei um das Farmteam des mehrfachen
schwedischen Meisters Färjestad BK handelt und dessen Coach auch noch Leif
Carlsson heißt, dann ist eine Erwähnung geradezu schon ein Muss.
Zehn Jahre
ist es nun her, dass Leif Carlsson erstmals das Trikot der Eisbären
überstreifte.
Der ehemalige
schwedische Top-Verteidiger war für fünf DEL-Spielzeiten (die letzte davon
absolvierte er in den Farben der Revier Löwen aus Oberhausen) einer der am
meisten gefürchteten Blueliner der Liga. Er gehörte jener Multikulti-Truppe der
Hauptstädter an, die nach dem Bosman-Urteil nicht nur in der DEL für Furore
sorgte, sondern auch auf europäischer Bühne zu überzeugen wusste. Vom Finalturnier
der European Hockey League der Saison 1998/99 in Moskau kehrte diese Mannschaft
immerhin mit der Bronzemedaille im Gepäck zurück. Seine Karriere als Aktiver
beendete Leif Carlsson bei Grums IK und wechselte dann ins Trainerfach.
Der Kontakt
zu den Eisbären und deren Umfeld ist nach Carlssons Rückkehr in seine
schwedische Heimat nie abgebrochen. So folgte er vor zwei Jahren gern der
Einladung zur Galaveranstaltung „50 Jahre Eishockey in Hohenschönhausen“, die
von den Fans der Eisbären organisiert wurde. Dort traf er unter anderem auf die
ehemaligen Weggefährten Andrew McKim, Marc Fortier und seinen einstigen Verteidigerkollegen
Derek Mayer. Mit eben diesem konnte Carlsson bei seinem jetzigen Besuch erneut
in Erfahrungsaustausch treten, denn Mayer weilt derzeit ebenfalls in Berlin.
Der gebürtige Kanadier überlegt, wie Carlsson die Trainerlaufbahn einzuschlagen
und könnte schon bald den Posten des Assistenztrainers bei den Eisbären Juniors
an der Seite von Jeff Tomlinson antreten. Zuvor sind aber noch einige private
Dinge zu regeln war zu vernehmen.
Doch nicht
nur um alte Freunde zu treffen hielt sich Leif Carlsson mit seiner Mannschaft
in der deutschen Hauptstadt auf, auch sportliche Aufgaben standen an. Gleich am
Anreisetag trat Skare BK vergangenen Donnerstag mit seiner jungen Mannschaft
(Durchschnittsalter nur knapp über 20 Jahre) in der Deutschlandhalle gegen den
ECC Preussen an. Die Regionalliga-Truppe von Trainer Harald Kuhnke hatte den
jungen Schweden aber nur wenig entgegen zu setzen und kassierte eine deutliche 10:4-Niederlage.
Am Sonntag
bekam es Skare BK mit dem anderen Berliner Regionalligisten, FASS Berlin, im
Erika-Hess-Eisstadion zu tun. Aber auch die Weddinger waren den
hochtalentierten Gästen nicht gewachsen und verließen nach dem 3:8 ebenso als klarer
Verlierer das Eis.
Erst am
Montag kam es zum Auftritt der Schweden an der ehemaligen Wirkungsstätte ihres
Trainers, im Wellblechpalast wartete das DNL-Team der Eisbären auf Skare BK.
Zwar attestierte Leif Carlsson hinterher, dass dieses Match die größte
sportliche Herausforderung für sein Team bot, doch hatten die im Schnitt vier
Jahre jüngeren Eisbären Youngster am Ende trotz harten Kampfes mit 2:8 klar das
Nachsehen. Was Wunder, hatten sie es, wie zuvor auch der ECC und FASS zum Teil
mit Spielern zu tun, die bereits im Trikot von Färjestad BK ihre Visitenkarte
in der schwedischen Eliteserien abgegeben hatten.
Zwischendurch
gab es natürlich das obligatorische Berlin-Besichtigungsprogramm mit Ausflügen
ans Brandenburger Tor, Checkpoint Charlie, Potsdamer Platz und man sah sich das
aktuelle Eisbären-Team im DEL-Spiel gegen Straubing an. Insbesondere der
Leistung von Eisbären-Goalie Youri Ziffzer galt hier die die volle
Aufmerksamkeit der Carlsson-Schützlinge.
Nachdenklich
dagegen ging es am Freitagnachmittag beim Besuch der Gedenkstätte des KZ
Sachsenhausen zu, wo es galt die Fragen der schwedischen Gäste nach dem Wieso
und Warum zu beantworten.
Leif Carlsson
richtete am Tag der Abreise Worte des Dankes an seine Berliner Gastgeber und
lobte vor allem die Schar ehrenamtlicher Helfer, die ihn und seine Spieler in
den zurückliegenden Tagen unter Aufopferung ihrer Freizeit so herzlich betreut
hatten. Ihm wie seinen Spielern hat es in Berlin jedenfalls so gut gefallen,
dass man das Versprechen abgab, bald wieder zu kommen.
Darüber
hinaus sendete Leif Carlsson deutliche Signale, als er nach seiner Zukunft
gefragt sagte: „Ich habe vor allem ein Ziel und das heißt: Berlin! Diese Stadt
mit ihren Menschen ist mir ans Herz gewachsen und in meiner Zeit hier zu meiner
zweiten Heimat geworden. Gerne würde ich hier eines Tages arbeiten wollen.“
Jörg Beslé/ Matthias Eckart