Beendet Jaromir Jagr mit dem Aufstieg von Kladno seine Karriere?Platz zwei in der Relegation reicht Rytiri zum Aufstieg

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Und mitten drin steht ein Mann, der es selbst kaum glauben kann, dass ein Verein, in dem er seit ewigen Zeiten Mitglied ist und der ihm zum Teil mitgehört, dies nicht nur geschafft hat. Nein, er selbst war ein tragender Baustein für die Wiederauferstehung des HC Rytiri Kladno: Jaromir Jagr.
Jagr jagt seit 1989 dem Puck in erstklassigen Vereinen weltweit, vorzugsweise in der NHL, hinterher. Über die Erfolge bei den einzelnen Stationen wurde schon berichtet, aber die Gesamtzahlen sollen einmal betrachtet werden, um die Leistung von Jagr herauszustellen. In 1941 NHL-Spielen kam er auf sagenhafte 2122 Punkte, schoss dabei 843 Tore. Außerdem spielte er noch 224 Mal in KHL und erster russischer Liga, 152 in der tschechischen Extraliga, 27 Mal für Kladno in der zweiten Liga, sechsmal in Italien und einmal in der damaligen 1. Liga Nord für die Schalker Haie. Ergibt summa summarum 2351 Spiele in 31 Jahren, was im Schnitt 75 Einsätze pro Saison bedeutet. Daraus ergibt sich wohl auch, dass Jagr kaum schwerer verletzt war, was seine technischen und körperlichen Voraussetzungen noch unterstreicht.
Dieser Jaromir Jagr sah vor zwei Monaten noch die eigentlich unmögliche Aufgabe vor Augen, dass alle Fachwelt von ihm erwartete, dass er seinem Team aus Kladno den Aufstieg in die Extraliga ermöglichen würde. Ausgerechnet Kladno, war die Mannschaft doch der große Außenseiter im Relegationsrennen. Favoriten war natürlich die besten Erstligisten, HC Pirati Chomutov und Dynamo Pardubice. Chomutov, selbst erst 2012 in die Extraliga aufgestiegen, hatte seine beste Saison 2016/17 mit dem Erreichen des Halbfinales gespielt, musste danach Sparmaßnahmen einleiten und konnte sich in der letzten Saison nur knapp vor dem Abstieg in der Relegation retten. Ganz anders die Situation bei Dynamo Pardubice. Der Verein, der in der Vergangenheit unter verschiedenen Namen wie z.B. Pojistovna, Moeller, Eaton und jetzt Dynamo antrat, hatte zuletzt 2012 die Meisterschaft errungen, musste jedoch in den folgenden Jahren immer mehr zurückstecken und steckte jetzt im Abstiegskampf.
In Kladno dagegen und auch in der Fachwelt hatte niemand die Ritter im Notizblock stehen. Da half auch die Anwesenheit von Superstar Jagr nicht. Als Ende Februar die beiden letzten Saisonspiele gegen Trebic (3:5) und Litomerice (4:5) verloren gingen, da glaubte niemand an ein Happy End. Als Vierter stand für Kladno die erste Best-of-Seven-Serie gegen den HC Prerov auf dem Programm. Nach einem 4:2 und 4:0 folgte ein 8:2 in Prerov, ein unglückliches 1:2 und schließlich in Spiel fünf ein 4:1 Sieg. Nun sollte Dukla Jihlava folgen. Jihlava, in den siebziger Jahren ebenfalls als Armeeteam mit mehreren Meisterschaften sehr erfolgreich, hatte in der zweiten Liga den Cup geholt und galt als hoher Favorit. Doch es passierte das gleiche wie in der NHL bei Tampa Bay oder in der Oberliga Nord bei den Gegnern von Herne. Der hohe Favorit verlor gegen Kladno mit 1:4, gewann Spiel zwei mit 3:1 und unterlag dann in Kladno mit 1:5 und 3:5. In Spiel vier war Jihlava dem Druck nicht mehr gewachsen und verlor zu Hause mit 2:4. In diesen fünf Spielen war zwar Jagr nur zweimal erfolgreich, aber sein Erscheinen hatte seiner Mannschaft Mut gemacht. Aber auch der Tabellendritte aus Ceske Budejovice hatte mit 4:1 Siegen das um einen Platz bessere Team aus Vsetin aus dem Play-off-Rennen katapultiert.
Sollten die beiden Teams aus der zweiten Liga eine Chance gegen die etablierten Erstligisten haben? Die Antwort kann man getrost mit ja beantworten, auch wenn ausgerechnet Ceske Budejovice, am Ende abgeschlagen auf dem letzten Platz, am zweiten Spieltag den Favoriten Chomutov mit einem 5:4 erschreckte. Für Ceske Budejovice ein Achtungserfolg, im Nachhinein betrachtet für Chomutov der erste Sargnagel, sprich der erste Schritt in Richtung Abstieg. Kladno war beim 0:5 gegen Pardubice chancenlos, blieb dann aber im Duell gegen Budejovice mit 2:0 siegreich. Die Überraschung schlechthin war neben dem mutigen und erfolgreichen Auftreten von Kladno der Siegeszug von Pardubice. Der abgeschlagene Tabellenletzte der Extraliga schoss an den Spieltagen drei und vier Chomutov mit 7:0 und 5:1 ab und weil Kladno auch in Ceske Budejovice mit 4:3 erfolgreich war, setzten sich diese beiden Mannschaften zunächst ab. Kladno kam dann, durch zwei Auswärtssiege in Pardubice (4:1) und Chomutov (3:1) den führenden Dynamos sehr nahe aber dann schwächelte Kladno gegen Pardubice beim 3:5 nach 3:1-Führung. Sollte Platz zwei für die Ritter in Gefahr geraten? Die Antwort gaben sie selbst mit zwei 4:2-Siegen gegen Ceske Budejovice, wobei vor allem Jagr beim Auswärtsspiel mit vier Toren den Vogel abschoss. Damit war der Aufstieg gesichert und es durfte mit dem Feiern begonnen werden. Dass dann die beiden letzten Spiele gegen Chomutov (1:2) und Pardubice (1:4) verloren gingen, nahm in Kladno kein Fan seinen Stars mehr übel.
Dazu Kladnos Trainer David Cermak: „Nach den letzten Feiern war es kein Wunder, dass wir nicht so ins Spiel gekommen sind, wie wir wollten.“ Trainer Jan Stastny von Chomutov: „Wir hatten, wie so häufig in dieser Saison viele Chancen und haben sie nicht genutzt. Trotzdem hat meine Mannschaft sich nicht aufgegeben und am Ende auch verdient gewonnen.“ Deutlich wurde Budejovices Trainer Vaclav Prospal: „Kladno hat die größten Fortschritte gemacht und ist verdient aufgestiegen. Dazu gratuliere ich, aber ich bin frustriert. Da kommt ein 47-Jähriger und gibt uns vier Buden. Er hat zwar seine Klasse demonstriert, aber wo bleibt die nächste Generation?“
Ob diese Generation Jaromir Jagr als Spieler noch erleben wird, steht im Augenblick noch in den Sternen. Das Triple-Gold-Club-Mitglied (Weltmeister, Olympiasieger und Stanley-Cup-Gewinner) musste auf Grund von Knieproblemen im letzten Jahr häufig aussetzen, hat sich aber noch nicht entschieden, ob er noch ein Jahr anhängen wird. Beim HC Rytiri Kladno, dem Team des Jahres in Tschechien, wird mit Sicherheit ein Platz freigehalten, denn immerhin ist er ja auch noch Präsident des Vereines.