12:0-Schützenfest in KlotenSchweizer Nationalliga A

So ein Spiel stand am letzten Samstag in Kloten auf dem Programm. Die finanziell arg gebeutelten, von internen Grabenkämpfen zerrissenen Klotener, auf Rang 8 in der Tabelle stehend und arg bedrängt vom EHC Biel sowie den Rapperswil Lakers. Die einzige Motivation der Lakers hätte darin bestehen können, den anstürmenden HC Ambri-Piotta, der „noch“ auf Rang 11 steht, in die Schranken zu verweisen. Da die Leventiner zurzeit gut drauf sind, wäre es also wichtig für die Lakers, in den Play-downs in der ersten Runde Heimrecht zu genießen. Die Rapperswiler hatten eigentlich Grund genug habt, mit Motivation und Selbstvertrauen in das Spiel in Kloten zu gehen, denn am Vorabend hatte man sich dem zweiten lokalen Gegner, dem früheren Welt- und Europacupsieger Zürcher SC nur knapp mit 2:3 nach Verlängerung geschlagen geben müssen. Kloten hatte dagegen einen Rückschlag in Davos (0:2; Tore: Bürgler, Forster) hinnehmen müssen und somit war ein Erfolg gegen Rapperswil äußerst wichtig.
4.938 Fans sollten in der Kolping-Arena von Kloten Zeuge eines Spieles werden, wie es seit Jahren, zumindest vom Ergebnis, in der NLA nicht mehr gegeben hat. Bereits nach vier Minuten traf die KHL-Leihgabe von Dynamo Riga, Alexandre Giroux das erste Mal. Giroux war später auch für das 6:0 (31.) und 9:0 (48.) zuständig. Bis zum 2:0 in der 14. Minute, erzielt vom ebenfalls dreifachen Torschützen Matthias Bieber, wehrten sich die Lakers noch, versuchten selbst die Initiative an sich zu reißen. Bieber, ausgestattet mit einem Vertrag bis 2018, hatte für die Spielchen des Gegners kein Verständnis und sorgte mit einem Doppelschlag, sein 3:0 fiel in der 18. Minute, schon für eine Vorentscheidung. Später war er auch für das 5:0 (24.) verantwortlich. Dieses fünfte Tor hatte dann eine fatale Wirkung auf das Defensivverhalten der Lakers, denn das vierte Gegentor war erst dreißig Sekunden vorher gefallen. Der Finne Tommi Santala, seit vier Jahren in Klotener Diensten und in dieser Zeit eigentlich für die Top-Vorlagen verantwortlich, hatte zugeschlagen und 18 Minuten später scorte er noch zum 8:0 (43.). Zwischendurch traf Patrick von Guten zum 7:0 (35.). Damit stand der Sieger fest, aber der Torhunger der Flyers war noch nicht gestillt. Der arme Back-up im Tor der Lakers, Jonas Müller, Stammkeeper David Aebischer ist verletzt, musste im letzten Drittel noch fünfmal hinter sich greifen. Selbst der „Stammesälteste“ der Gastgeber, der 38-jährige Alt-Internationale Marcel Jenni durfte sich in die Torschützenliste eintragen und er war es auch, der mit dem zehnten Treffer (49.) es zweistellig machte. Der aus Lugano ausgeliehene Raffaele Sannitz (58.) und Lukas Stoop (59.) erhöhten schließlich auf 12:0.
Was gab es noch an Überraschungen? Der Tabellenletzte aus Langnau überraschte den Leader aus Bern mit einem 6:5 nach Verlängerung. Entscheidender Torschütze bereits nach 33 Sekunden in der Verlängerung Pascal Pelletier. 6050 Zuschauer wohnten dieser Begegnung bei. Genf besiegte endlich seine Fribourg-Angst und überzeugte beim 5:4 nach Verlängerung mit absoluter Kampfkraft. 7.100 Fans sahen bis zur 50. Minute ein 2:4, dann kamen die Genfer. Die Brüder Dan und John Fritsche besorgten den Ausgleich, der schweizerische-kroatische Kapitän Goran Bezina schließlich den Siegtreffer. Einen Tag später fehlte dann die Kraft, denn beim, immer wieder für Überraschungen sorgenden HC Ambri gab es ein 5:6 nach Penaltyschießen.
Drei Runden vor Schluss ist es somit super spannend. An der Spitze stehen punktgleich Bern und Fribourg (je 92). Dahinter belauern sich Zug (88) und Zürich (86). Um Platz 5 rangeln sich Lugano (76), Genf (74) und Davos (72). Den letzten Play-off-Platz hätten gerne Kloten (65) und Biel (63). Für das Anrecht auf ein weiteres Heimspiel in den Play-downs kämpfen neben Biel noch die Lakers (52) und Ambri (48). Lediglich Langnau kann sich auf eine heiße Runde gegen den Abstieg schon jetzt mit 38 Punkten vorbereiten.