Skaterhockey: Zur Titelverteidigung nach Österreich
Die Pokalergebnisse - Uedesheim besiegt LüdenscheidAm kommenden Wochenende findet im beschaulichen Steindorf am Ossiacher See
(Österreich) die 11. Herren-Europameisterschaften und die 8.
Damen-Europameisterschaften im Skaterhockey statt. Die Deutsche
Herrennationalmannschaft reist als Titelverteidiger nach Österreich und
könnte als erstes Team überhaupt den Europameistertitel zum zweiten Mal in
Folge verteidigen (Europameister 2005 in Kaarst und 2006 in Lugano). Für
Deutschlands Damen ist es der erste Auftritt auf der internationalen
Inline-Skaterhockey-Bühne seit 2004, denn in den vergangenen zwei Jahren
musste die Damen-Europameisterschaft mangels Ausrichter vom internationalen
Veranstaltungskalender gestrichen werden. Und von damals gilt es eine
Scharte auszuwetzen: nach 1997, 1998, 2000, 2001, 2002 und 2003 hieß der
Europameister 2004 erstmals nicht Deutschland, sondern Dänemark.
Fünf Titel und eine regelmäßige Finalteilnahme in den letzten Jahren stehen
für die Deutschen Herren zu Buche, doch Zeiten in denen man von einem Finale
Deutschland gegen die Schweiz ausgehen konnte dürften in diesem Jahr zu Ende
sein und das Team um das Trainergespann Manfred Schmitz und Stefan Gehrig
wird sich gehörig ins Zeug legen müssen, um den Traum vom dritten Titel in
Folge verwirklichen zu können. Erstmals seit Jahren hat Großbritannien
wieder eine auf dem Papier sehr starke Truppe zusammengestellt, und die wird
wohl kaum als Kanonenfutter enden. Auch die Dänen haben es offensichtlich
geschafft interne Zwistigkeiten zwischen den Top-Teams und dem Verband
beizulegen und können in diesem Jahr auf alle Top-Spieler der großen Vereine
zurückgreifen, die in den letzten Jahren regelmäßig internationale Erfolge
auf Vereinsebene eingefahren haben. Nach zwei bitteren Finalniederlagen
gegen Deutschland in Kaarst und vor heimischem Publikum in Lugano und live
im Schweizer Fernsehen haben die Verantwortlichen im Schweizer Verband die
Gelegenheit genutzt und das Nationalteam beinahe komplett runderneuert.
Dazu gesellt sich noch das Team des Gastgebers, das bei der ersten
internationalen Veranstaltung in Österreich sicher auch im sportlichen
Bereich überzeugen will und die Niederländische Nationalmannschaft, bei der
in den letzten Jahren dank kontinuierlicher Aufbauarbeit eine steige
Leistungssteigerung erkennbar ist. Abgerundet wird das Teilnehmerfeld durch
das Nationalteam von Polen, das zwar sportlich noch etwas vom aktuellen
Leistungsstand im Inline-Skaterhockey entfernt ist, durch die regelmäßige
Teilnahme an Europameisterschaften in den letzten Jahren jedoch als echter
Gewinn für das internationale Skaterhockey angesehen werden kann. Es spricht
also alles für eine interessante und spannende Veranstaltung deren Ausgang
wohl so offen sein wird wie lange nicht mehr. Eines ist jedoch sicher: das
Deutsche Team weiß um die anstehende Aufgabe und geht bestens vorbereitet
ins Rennen.
In zwei Sichtungslehrgängen, mehreren Leistungstests und zwei
Kaderlehrgängen konnte sich das Trainer-Team Manfred Schmitz und Stefan
Gehrig ein Bild vom Leistungsstand der Kandidaten machen und so letztendlich
eine gesunde Mischung aus jungen hervorragenden Talenten und alten „Hasen“
mit weitreichender internationaler Erfahrung zusammenstellen, die dann auf
einem abschließenden zweitägigen Trainingslager noch einmal für die
Europameisterschaft fit gemacht wurden. Mit René Hippler aus Essen,
Alexander Weiß aus Heilbronn und den beiden Kölner Kai Esser und Tobias Adam
debütieren in diesem Jahr gleich vier Spieler von denen bis auf René Hippler
alle schon im Kader der Juniorennationalmannschaft gestanden haben. Kai
Esser ist damit auch nach Michael Häfele der zweite Spieler der direkt aus
der Juniorennationalmannschaft in den Kader der Herren nominiert wurde.
Aufregung im Team um Kapitän Patrick Schmitz sorgte dann in letzter Minute
nur noch die beruflich bedingte Absage des Uedesheimer Verteidigers Patrick
Komor. Für ihn wurde Sascha Jacobs aus Iserlohn nachnominiert und kommt so
etwas unerwartet zu einer weiteren Europameisterschaft in seiner
Inline-Skaterhockey-Karriere.
Die Dameneuropameisterschaft muss sich in diesem Jahr mit vier Teilnehmern
begnügen. Trotzdem ist der internationale Verband IISHF froh, überhaupt
erstmals nach 2004 wieder eine Dameneuropameisterschaft austragen zu können.
Neben Titelverteidiger Dänemark und Gastgeben Österreich wird die Schweizer
Nationalmannschaft Gegner der Deutschen Auswahl um Kapitänin Almuth Bolesta
werden. Da die letzten internationalen Vergleiche schon einige Jahre
zurückliegen, dürfte es unmöglich sein, eine Prognose über den Ausgang des
Turniers abzugeben.
Trotz der überschaubaren Anzahl an Gegnern haben die Trainer der
Damennationalmannschaft Markus Bak und Harry Knott in einer langen und
gewissenhaft durchgeführten Vorbereitungsphase alles dafür getan, das beste
Team zusammenzustellen, das dann dort den Europameistertitel, den
Deutschland jahrelang quasi abonniert hatte, wieder zurück zu erobern.
Hierfür wurde die Mannschaft dann auch beinahe komplett umgekrempelt. Gleich
neun Spielerinnen werden das erste Mal im Trikot der Damennationalmannschaft
auflaufen. Bemerkenswert hier besonders, dass mit Stephanie Hruby aus
Bissendorf die jüngste deutsche Damennationalspielerin aller Zeiten im Kader
steht. Für die erst 15-jährige Torhüterin musste extra bei der IISHF eine
Ausnahmegenehmigung beantragt werden, um sie überhaupt spielberechtigt zu
bekommen.
Trotz der Zusammenlegung von zwei Großveranstaltungen an einer Spielstätte
hat sich am eigentlichen Modus der Europameisterschaften nichts geändert.
Bei den Herren qualifizieren sich nach einer Vorrunde die vier
erstplatzierten Teams für die Endrunde im K.o.-System (Halbfinale, Finale)
während die Plätze 5-7 in einer Platzierungsrunde ausgespielt werden. Die
Damen spielen auf Grund der geringen Anzahl an Teams eine Doppelrunde mit
Anschließendem Halbfinale und Finale. Trotz der Ausdehnung auf drei volle
Tage musste jedoch die Einzelspielzeit in der Vorrunde jeweils auf 2 x 15
Minuten reduziert werden, um die insgesamt 44 Spiele unterzubringen.
Die ISHD bietet auf ihrer Internetpräsenz (www.ishd.de) zu allen Spielen der
deutschen Mannschaften eine ausführliche Berichterstattung mittels
Live-Ticker an.