Skaterhockey: Junioren zum vierten Mal in Folge Europameister

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Lugano, Sonntagabend 21 Uhr und 18 Minuten, die Spieler der Deutschen Junioren-Nationalmannschaft liegen sich jubeln in den Armen. Mit 12:11 nach Penaltyschießen hatte man in einem Hitchcock-Finale die Schweiz niedergerungen und etwas vollbracht, was es im Skaterhockey bis dato noch nicht gab: Man war zum vierten Mal in Serie Europameister.

Schon in der Vorrunde hatte es der Vergleich der beiden Titelfavoriten in sich, nachdem die Deutschen ihre Auftaktspiele gegen Österreich (9:1) und Dänemark (8:1) locker gewinnen konnten, lag man gegen die bis dato ebenfalls verlustpunktfreien Schweizer bereits in der Anfangsphase 0:3 im Hintertreffen. Doch die Mannen um Kapitän Lars Wegener (Moskitos Essen) kämpften sich zurück und drehten das Spiel nach einer atemberaubenden Aufholjagd, die Cedric Meyers (HC Köln-West) zwölf Sekunden vor Schluss mit seinem Siegtreffer zum 4:3 krönte.

Nach drei weiteren Siegen gegen die Niederlande (16:0), Großbritannien (5:3) und den EM-Neuling aus Israel (13:1) stand die Deutsche Auswahl um die beiden Trainer Michael Klein und Christian Keller als Vorrundensieger im Halbfinale, wo man auf die viertplazierten Briten traf. Team GB, welches als Geheimfavorit für den Titelgewinn gehandelt wurde, patzte in seinem Vorrundenmatch gegen Holland und musste sich somit mit Rang vier begnügen. Zweiter wurde die Schweiz vor dem Überraschungsteam aus den Niederlanden, welches erstmals in einem EM-Halbfinale stand. Die Teams aus Österreich und Israel mussten sich erwartungsgemäß, die enttäuschenden Dänen doch etwas überraschend mit der Platzierungsrunde begnügen.

Während die Schweiz ihr Halbfinale gegen Holland klar und deutlich mit 12:0 gewinnen konnte, hatte der Titelverteidiger aus Deutschland mit den lauf- und kampfstarken Engländern seine liebe Mühe. Das Endergebnis von 6:2 wird dem Spielverlauf nicht ganz gerecht, ein ums andere Mal musste Goalie Steffen Müller (Crefelder SC) sein ganzes Können aufbieten und wendete mit einigen Glanzparaden Schlimmeres von seiner Mannschaft ab.

Die Europameisterschaft hatte ihr Traumfinale, der Weg für den großen Showdown war bereitet. Die Schweizer ließen im gesamten Turnierverlauf keinen Zweifel daran, dass man bestens gerüstet ist, für die verkorkste Vorjahrs-EM, die an selber Stätte mit einem enttäuschenden dritten Platz endete, Revanche zu nehmen. Die deutsche Mannschaft trat im Vergleich zu 2006 wie erwartet weniger dominant auf, zeigte aber, dass sie zweifelsohne das Potential hat, auch in diesem Jahr den Titel zu erringen.

Anders als in der Vorrunde erwischten die Deutschen den besseren Start ins Endspiel und gingen früh mit 2:0 in Führung. Zwei Abstimmungsfehler in der Hintermannschaft ließen die Schweiz zwar zum zwischenzeitlichen Ausgleich kommen, doch sofort danach riss Deutschland das Spiel wieder an sich und führte zur ersten Drittelpause mit 4.2. Ein Ergebnis, das den Spielanteilen absolut gerecht wurde, die Deutschen konnten auf den Punkt genau ihre Bestform abrufen und waren die überlegene Mannschaft. Dieser Eindruck schien sich zunächst auch im zweiten Abschnitt zu bestätigen, wo Patrick Büren auf 5.2 erhöhen konnte.

In dieser Phase verpasste es die Mannschaft allerdings, den sprichwörtlichen Sack zuzumachen, ließ beste Tormöglichkeiten aus und holte den Gegner zurück ins Spiel. Die Schweizer ließen sich nicht lange bitten und nutzten ihre Feldüberlegenheit konsequent, eine im Vergleich zum ersten Spielabschnitt nicht wieder zu erkennende deutsche Mannschaft lag nach vierzig Minuten auf einmal mit 5:6 in Rückstand.

Als die Eidgenossen kurz nach Wiederbeginn auf 7:5 erhöhten, schien vieles auf ein Spiegelbild des Vorrundenspiels, wo ja die Deutschen einen Drei-Tore-Rückstand drehen konnten, hinzudeuten. Doch das bis dato schon packende und mitreisende Spiel nahm nochmals Fahrt auf, was an der deutschen Mannschaft lag, die sich noch lange nicht geschlagen geben wollte. Man startete nun seinerseits wieder zur Aufholjagd und ging sogar mit 8:7 in Führung, der Ausgleichstreffer der Schweizer folgte aber prompt. Das Herzschlagfinale näherte sich seinem Höhepunkt, in den letzten fünf Minuten ging es mit besten Chancen auf beiden Seiten hin und her, jedoch ohne weiteren Torerfolg, so dass die Entscheidung auf eine fünfminütige Verlängerung, die im Gegensatz zum Eishockey nicht mit Sudden Death entschieden, sondern ausgespielt wird, vertagt werden musste.

Ein Sudden Death wäre den Deutschen gerade recht gekommen, denn keine zehn Sekunden waren in der Overtime absolviert, als Lukas Fettinger im Alleingang zum 9:8 einschießen konnte. Doch es ging weiter, vieles deutete nun auf einen deutschen Triumph hin, doch sechs Sekunden vor der Schlusssirene kamen die Eidgenossen zum 9:9-Ausgleich, gleichbedeutend damit, dass es auch noch ins Penaltyschießen ging.

Nach jeweils drei geschossenen Penaltys hieß es 2:2, für Deutschland trafen Dennis Holthausen und Dominik Bialke, nachdem Patrick Büren den vierten deutschen Versuch verwandelte, konnte Goalie Steffen Müller, der ab der 41. Minute für Paul Bankewitz im Kasten stand, parieren. Nicolas Neutzer hatte nun die Entscheidung auf dem Schläger, scheiterte aber an der Fanghand des Schweizer Torhüters. Aber Müller hielt auch den letzten Versuch der Schweiz und damit war die Deutsche Junioren-Nationalmannschaft nach über zwei Stunden Finalkrimi pur zum vierten Mal in Folge Europameister.

Dementsprechend kannte der Jubel im deutschen Lager keine Grenzen. Bei der Siegerehrung wurde Assistenz-Kapitän Lukas Fettinger als bester Stürmer des Turniers ins Allstar-Team gewählt. Zudem gewann der Angreifer vom TV Augsburg mit 25 Punkten (19 Tore / 6 Assits) mit weitem Abstand die Scorerwertung. Fettinger ist der einzige Juniorenspieler Europas, der vier Europameisterschaftstitel gewinnen konnte und mit 28 Einsätzen inzwischen auch deutscher Rekord-Nationalspieler in der Altersklasse Junioren.

Dies soll jedoch keineswegs darüber hinweg täuschen, dass der Schlüssel zum Erfolg für die deutsche Mannschaft der große Teamgeist gepaart mit einer unbändiger Willensstärke war. Mit diesen Mitteln schaffte man es, schwierige Phasen des Turniers zu überstehen und trotz mehrmaliger Rückstände immer wieder zurückzukommen, um am Ende für ein weiteres Jahr in der europäischen Skaterhockey-Hackordnung ganz oben zu stehen.


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