Erst Vollsperrung, dann Last-Minute-SiegUedesheim Chiefs

Ein verunglückter Tanklaster auf der A2 verhinderte am Samstag die Bundesligapartie der Chiefs in Bissendorf. Am Ende einer langen Reise durch den Stau saß die Mannschaft in kompletter Montur im Bus und hätte sofort spielen können, aber man kam wenige Minuten zu spät, um das Spiel noch rechtzeitig zu beginnen und innerhalb der Hallenzeit zu bleiben. So läuft alles auf eine Neuansetzung hinaus. Manager Peter Lehmann: „Wir können uns nichts vorwerfen. Die Abfahrt ist rechtzeitig erfolgt und auch über Umwege und Nebenstraßen hätten wir es nicht geschafft, es war einfach alles dicht. Wir werden morgen einen Antrag auf höhere Gewalt stellen und ich gehe davon aus, dass dem stattgegeben wird.“
Da die Autobahn natürlich auch am Abend noch gesperrt war, mussten die Chiefs unverrichteter Dinge auch noch sechs Stunden nach Hause fahren bzw. stehen. Am Sonntag in Krefeld steckte der Mannschaft die 14-Stunden-Busfahrt im ersten Drittel noch gehörig in den Beinen. Die Skating Bears kauften den Chiefs im ersten Drittel mit viel Einsatz den Schneid ab und gingen durch Müller, der direkt vom Bullypunkt aus traf, in Führung (1:0 / 6.). Nach einem verlorenen Bully vor dem gegnerischen Tor konterte der CSC blitzschnell, aber Olli Derigs konnte im Duell mit Bernhardt das frühe 2:0 abwenden. Dafür nutzt Raphael Scheu in der 13. Minute die erste Uedesheimer Überzahl zum 1:1. Die Hausherren drückten nach dem Ausgleich vehement auf die erneute Führung und die Chiefs machten sich das Leben mit zwei Strafzeiten selber schwer. Zunächst konnte Derigs weitere Gegentreffer verhindern, aber Steinborn (14.) und Schaub (16.) wurden letztlich zu gut freigespielt und stellten den ersten Pausenstand von 3:1 her. Uedesheim konnte seinerseits ein weiteres Überzahlspiel nicht mehr zur Ergebniskorrektur nutzen.
In der Drittelpause fand Coach Marcel Mörsch offenbar die richtigen Worte. Zwar musste seine Mannschaft nochmal eine Schrecksekunde überstehen, aber die Skating Bears ließen eine 2:0-Situation durch schwaches Passspiel großzügig aus. David Walczok setzte nun immer mehr Akzente und riss seine Teamkameraden mit unermüdlichem Einsatz mit. Zunächst scheiterte er nach feinem Solo aber noch an CSC-Keeper Kramer. Die nicht immer korrekte Spielweise der Crefelder nutzten die Chiefs in der Folge zu drei Überzahltreffern: Stephan Kreuzmann (29.) und Walczok (33.) glichen die Partie aus. Kapitän Robert Linke bot sich in diesen Minuten mehrfach die Chance zur Führung, aber er fand stets seinen Meister in Kramer. Nach herausragender Vorarbeit von Benni Meschke war erneut Scheu zur Stelle und brachte Uedesheim erstmals an diesem Abend in Front (38.). Der CSC taumelte kurz, wurde aber unter freundlicher Mithilfe der Chiefs wieder aufgebaut. Man bekam die Kugel nicht aus der Gefahrenzone und Bernhardt bugsierte das Spielgerät im x-ten Anlauf an Derigs vorbei (39.). 4:4 – ein letztes Mal durchschnaufen.
Beide Mannschaften wussten, was auf dem Spiel stand und kamen mit großem Einsatz zurück aufs Parkett. Erneut schlug der CSC zuerst zu. Von hinter dem Tor kommend wühlte Schaub die Kugel nach nur 33 Sekunden ins Tor (5:4 / 41.), aber direkt im Gegenzug markierte Sebastian Schreiber den Ausgleich (5:5 / 42.). Die Partie stand jetzt auf des Messers Schneide. Derigs blieb erneut Sieger gegen Steinborn, der vielleicht zu viel Zeit zum Überlegen hatte. Ein Ex-Bear war dann für die Uedesheimer Führung zuständig: Tim Gregorie schoss raffiniert zum 5:6 ein (49.), nachdem er von Marco Hellwig von hinter dem Tor perfekt bedient wurde. In dieser Phase hatten die Chiefs den Gegner fast am Boden und durch Sascha Drehmann, Kreuzmann und Linke erneut gute Chancen, den Sack zu zu machen. Aber man ließ alle Möglichkeiten ungenutzt und Schaub glich das Spiel wieder aus (6:6 / 51.). Beide Mannschaften hielten das Tempo auch in der Schlussphase weiter hoch und kämpften um jeden Meter Spielfläche. Fünf Minuten vor dem Ende durften sich die Hausherren nochmal in Überzahl versuchen, aber aufopferungsvoll brachten die Chiefs diese zwei Minuten unbeschadet über die Bühne – nur um unmittelbar danach ein letztes Mal in Rückstand zu geraten. Zillen zog nach einem Bully sofort ab, Derigs konnte den Ball erst sehen als er schon im Tor lag. 7:6 (58.), keine drei Minuten mehr auf der Uhr, ganz bitter für Uedesheim.
Coach Mörsch reagierte sofort mit einer Auszeit, nahm bei nächster Gelegenheit Derigs aus dem Tor und brachte mit Linke einen fünften Feldspieler. Der Erfolg stellte sich unmittelbar ein, am Ende einer sehenswerten Kombination schoss Hellwig in seiner Heimatstadt zum vielumjubelten Ausgleich ein (7:7 / 59.). 67 Sekunden waren danach noch auf der Uhr, und Mörsch bekniete seine Jungs, zumindest den einen Punkt mitzunehmen. „Ich habe ihnen gesagt, dass sie nichts mehr riskieren sollen und wir uns den zweiten Punkt im Shoot-Out holen würden.“ Zum Glück befolgten seine Spieler die Anweisung nur mäßig und gingen nochmal auf die letzte Chance. 13 Sekunden vor der Schlusssirene stand plötzlich Linke frei vor Kramer. Alle seine bisherigen Schüsse hatte der Goalie an diesem Abend pariert, für den letzten hatte er keine Antwort. Linke blieb cool, traf zum 8:7 (60.) und die Uedesheimer Bank explodierte. Doch es blieb ja noch etwas Zeit und hätte zu diesem verrückten Spiel gepasst, wenn der CSC nochmal zurückgeschlagen hätte. Was aber nicht mehr gelang. Einen Torschuss bekamen die Hausherren nicht mehr hin. Bernhardt und Kreuzmann tauschten nochmal die Telefonnummer aus, Walczok hämmerte den letzten Ball aus der Gefahrenzone, dann durften die Chiefs jubeln.
Dank des späten „Dreiers“ ist man jetzt wieder in Schlagdistanz zu Essen und Assenheim, die mit jeweils vier Punkten mehr die Plätze 7 und 8 belegen, aber auch zwei Spiele mehr ausgetragen haben. Mörsch brauchte etwas, um das Spiel ansatzweise zu verdauen: „Es war ein ständiges auf und ab. Nach dem späten Ausgleich war ich schon zufrieden, der Siegtreffer war dann natürlich glücklich, aber das nehmen wir gerne mit. Man hat gesehen das die Moral stimmt, das ist die halbe Miete.“ Dreifach-Torschütze Scheu lobte vor allem den Teamgeist: „wir haben eine gute Einstellung und spielen immer besser zusammen. Die Jungs haben mir die Dinger gut aufgelegt, dass macht einfach Spaß.“ Der späte Siegtreffer war dann für seinen Keeper: „Wir wollten Olli einfach diese Strapazen ersparen. Er hat das ganze Spiel Bombe gehalten, was soll er sich dann noch mit Penaltys rumschlagen?“
Die Chiefs werden jetzt versuchen, die neu entfachte Euphorie mit in die Woche und ins kommende Wochenende zu nehmen, denn dann steht das harte Auswärtsspiel in Köln auf dem Programm. Ein wenig Glück hatten die Chiefs zudem auch bei der Pokalauslosung für das Viertelfinale. Nach zwei richtig langen Auswärtsfahrten zog man ein Heimspiel gegen den Regionalligisten Langenfeld Devils. Gespielt wird am 6. oder 7. Juli.