"Ein Platz von eins bis drei"

Am kommenden Samstag geht es endlich wieder los. Die Dragons Heilbronn starten in der 2. Skaterhockey-Bundesliga Süd gegen den IHC Atting. Nach der Abstieg aus der 1. Bundesliga in der vergangenen Saison wollen die Drachen dieses Jahr einiges besser machen. Ein Interview mit Trainer Stefan Gehrig und Kapitän Frederic Keck.
Herr Gehrig und Herr Keck, gab es in der letzten Saison überhaupt positive Aspekte?
Stefan Gehrig: Wenn man eine solche Saison hinter sich hat, muss man zu erst einmal froh sein, wenn das Team trotz der vielen und heftigen Rückschläge im letzten Jahr bis zum Ende durchgehalten hat und nicht auseinandergebrochen ist. Nur zwei Spieler haben die Mannschaft am Ende der Saison verlassen - und dies hatte nichts mit dem sportlichen Misserfolg im letzten Jahr zu tun, sondern war rein persönlicher und beruflicher Natur. Positiv war sicher auch, dass wir trotz der schweren sportlichen Situation zwei Nationalspieler stellen konnten und dass Alexander Weiß mit der Deutschen
A-Nationalmannschaft in Stegersbach (Österreich) Europameister wurde, während Simon Rist mit der U-19-Nationalmannschaft in Krefeld Vize-Europameister wurde.
Frederic Keck: Logischerweise muss man nach solch einer Saison ( mit dem Abstieg ohne einen einzigen Punktgewinn ) ziemlich genau nachschauen um etwas positives zu finden. Auch ich bewerte die Art und Weise wie die Mannschaft bis zum Schluss reagierte, sehr positiv. Es gab keinerlei Streitereien oder sonstigen Stress, den man vielleicht vermutet hätte können.
Was haben Sie und Ihr Team sich für die neue Saison vorgenommen?
F. Keck: Das Team hat sich in einer Sitzung im vergangenen Herbst ganz klar dafür ausgesprochen, aus den begangenen Fehlern der letzten Saison zu lernen. Ob dies gelingen wird bleibt abzuwarten.
S. Gehrig: Unabhängig von irgendeiner Platzierung am Ende der Saison muss es unser vordringliches Ziel sein, dass alle Spieler wieder Spaß am Sport finden und zugleich auch das individuelle Selbstvertrauen, wie auch das Auftreten des gesamten Teams gestärkt wird. Wenn man eine ganze Saison nur mit hängenden Köpfen das Spielfeld verlässt und oft auch schon mit hängenden Köpfen betritt, ist das Selbstvertrauen eines der vordringlichen Probleme. Sicher ist aber, dass wir bereit sein werden, in der zweiten Liga massiv anzugreifen - die langjährige Erstligaerfahrung und die Rückkehr von Michael Häfele nach 7 Monaten Verletzungspause werden uns hierbei sicherlich behilflich sein.
Gibt es ein klar definiertes Ziel für die neue Saison?
F. Keck: Das Ziel ist von meiner Seite aus nicht definiert im Sinne von Wiederaufstieg oder Platz 2. Vielmehr geht es darum den Spass an dem Sport zurückzubekommen und einige Spiele zu gewinnen. Gelingt uns das wird das Ziel im Laufe der Saison sicherlich konkrete Formen annehmen.
S. Gehrig: Wenn man als Absteiger in eine Liga kommt, kann das Ziel eigentlich nur sein, dass man zumindest oben in der Liga mitspielt. Vom direkten Wiederaufstieg oder gar der Meisterschaft zu sprechen, ist aber auf Grund der Stärke der Top-Teams in der zweiten Liga völlig überzogen. Um ein klares Ziel zu formulieren: ich wäre mit einem Platz von 1 bis 3 zufrieden. Ob es letztendlich für den Wiederaufstieg reicht (Plätze 1 und 2), hängt von vielen Faktoren ab.
Was hat sich im Vergleich zur verkorksten Vorsaison im Team geändert?
S. Gehrig: Das Team ist zum größten Teil identisch mit der Mannschaft, die im letzten Jahr aus der ersten Liga abgestiegen ist. Die Region an sich gibt hinsichtlich Neuzugängen nicht viel her, auch wenn es sich den einen oder anderen Spieler gegeben hätte, den wir gerne genommen hätten. Nach ersten Gastspielen in den letzten Bundesligaspielen der vergangenen Saison, werden Marcel Beißer und Justin Burkhardt fest zum Kader der ersten Mannschaft gehören. Dazu kommt natürlich noch die Rückkehr von Michael Häfele - auch wenn er sicher einige Spiele brauchen wird, um wieder an die alte Leistung anknüpfen zu können, ist es schon aus Sicht des Selbstvertrauens gerade der jüngeren Spieler eine ganz wichtige Personalie. Kein Team kann den Ausfall eines der besten Deutschen Verteidiger verkraften - aber gerade in einem Leistungsgefüge wie in unserer Mannschaft, wiegt so ein Ausfall mehr als doppelt so schwer. Ändern muss sich dagegen die allgemeine Einstellung zum Training und zum Spiel. Hier konnte man in den 1 1/2 Monaten Training schon erste Verbesserungen sehen. Nur wer bereit ist, im Training 100% zu geben und vor allem zu lernen, wird sich weiter entwickeln - und die Weiterentwicklung ist unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg der Mannschaft. Der derzeit relativ große Kader erzeugt (hoffentlich, d.h. wenn wir von Verletzungen und Ausfällen verschont bleiben) den dafür nötigen Druck, denn letztendlich wollen wir immer nur mit 2 Torhütern und 12 Feldspielern spielen.
F. Keck: (lacht) Trainingstrikots, Teamband und andere Kleinigkeiten.
Gibt es Neuerungen im Kader?
S. Gehrig: Den zwei Abgängen von Alexander Mezger und Dennis Gross stehen die Zugänge von Marcel Beißer und Justin Burkhardt aus den eigenen Junioren beiseite. Die Rückkehr von Michael Häfele ins Training hatte ich bereits erwähnt. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass die Mannschaft genug Potential hat, um die gesteckten Ziele zu erreichen; wichtig hierfür ist aber, dass alle Spieler mit 100% bei der Sache sind und das nötige Herzblut dafür investieren - auch wenn es mal zu persönlichen Rückschlägen oder zu Rückschlägen für das gesamte Team kommt.
Wie schätzen Sie die teilweise bekannten, aber auch einigen neuen Gegner in der 2. Bundeslig Süd ein?
S. Gehrig: Ich denke, die Liga kann in drei Lager geteilt werden. Zu erst einmal haben wir sicher die Top-Mannschaften zu denen Deggendorf, Kerpen, Bräunlingen, Kollnau und sicher auch wir zählen. Bei diesen Teams ist sicher alles drin und letztendlich wird die Tagesform in diesen Spielen entscheidend sein. Bei Kollnau bleibt abzuwarten, wie die Abgänge von Leistungsträgern wie Torhüter Schmidt und den Feldspielern Kinderknecht, Robert, Kozlowski und Bianchi verkraftet werden können. Danach schließt sich eine Gruppe im Mittelfeld mit Bernhardswald, Zweibrücken, Bonn und Atting an. Gerade Bernhardswald hat mit seinem sehr gewöhnungsbedürftigen Außenplatz einen nicht zu unterschätzenden Heimvorteil. Bei diesen Teams, würde ich sagen, ist es durchaus möglich, dass mal das eine oder andere Auswärtsspiel verloren gehen kann - auch bei den Top-Teams der Liga. Winnenden und Velbert dürften keine sonderlich große Rolle spielen und es würde mich doch sehr verwundern, wenn beide Teams ob der Stärke der diesjährigen zweiten Bundesliga Süd im nächsten Jahr noch zweitklassig sind.
F. Keck: Ich halte überhaupt nichts von irgendwelchen Prognosen bzw. Vorhersagen was dieses Thema betrifft. Das ist alles nur graue Theorie und sieht auf dem Platz immer anderst aus. Einen erklärten Favoriten gibt es in meinen Augen nicht. Hier wird man vielleicht nach den ersten Spieltagen einen ersten Trend erkennen können.
Wie sind Sie beide mit der Vorbereitung des Teams zufrieden?
F. Keck: Generell sehe ich uns an einem ganz guten Punkt, wobei es hier deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Spielern gibt. Manche sind hier mehr bzw. weniger motiviert.
S. Gehrig: Grundsätzlich bin ich mit dem Verlauf der Vorbereitung sehr zufrieden. Nach nun 1 1/2 Monaten Training sind wir auf einem recht guten Weg. Durch das parallel stattfindende Fitnesstraining können wir die Zeit auf der Fläche im Moment für wichtige technische und erste taktische Problemfälle nutzen, was uns in diesen Bereichen auf jeden Fall weiterbringt. Die Mannschaft arbeitet grundsätzlich sehr gut mit, was im Amateursport von entscheidender Bedeutung für das Gelingen und die Produktivität des Trainings ist. Ab und an wünsche ich mir aber noch, dass Spieler gezielt auch in Eigenregie an ihren eigenen, vor allem technischen, Defiziten arbeiten würden.
Wo liegt Ihrer Meinung nach das größte Steigerungspotential im Gegensatz zum Vorjahr?
F. Keck: Wenn man so viele Gegentore bekommt und dazu auch noch zu wenig Tore schießt ist die Frage einfach zu beantworten. Überall ! Vorallem muss sich aber die Einstellung zum Sport ändern. Man muss bereit sein 100 % für diesen Sport zu geben d.h. in jedem Training und erst recht im Spiel. Nicht nur während der 60 Minuten auf dem Feld sondern auch in der Vorbereitung auf ein Spiel. Hier sehe ich persönlich ein großes Defizit.
S. Gehrig: Bereits oben bin ich schon einmal auf das Stichwort "Selbstvertrauen" eingegangen. Ich denke, dass wir hier absolut am Boden lagen und dass dies auch die ganze Mannschaftsleistung massiv negativ beeinflusst hat. Wir müssen also auf jeden Fall unser Selbstvertrauen zurück erlangen - dies geht am besten natürlich mit Siegen und mit dem Spaß miteinander zu spielen. Bezüglich Spieltempo werden wir auf jeden Fall von unserer Erstligaerfahrung profitieren, aber im spielerischen Bereich müssen wir einfach zulegen – hier ist es wichtig, dass alle Spieler bereit sein werden, auch Eigenverantwortung auf dem Platz zu übernehmen und dass die besonders erfahrenen Führungsspieler entsprechend gezielt und produktiv Einfluss auf die einzelnen Mitspieler nehmen. Jeder Spieler muss erkennen, dass er nur ein Teil des Ganzen ist, dass er aber im Gegenzug in integraler und bedeutender Bestandteil des Ganzen ist - eine "Fehlfunktion" in einem Teil hat immer auch Auswirkungen auf das Ganze. Wir werden in diesem Jahr miteinander viel Spaß beim Spiel haben und letztendlich auch die nötigen Erfolge einfahren - dessen bin ich mir sicher.
Wagen Sie noch eine Prognose wo Dragons am Ende der Saison in der Tabelle zu finden sind?
S. Gehrig: Auf Platz 1 bis 3. Näher möchte ich mich nicht festlegen.
F. Keck: Kein Kommentar. (CJ)