Die Adler gehen in die Offensive

Drei Faktoren haben den Adlern neben dem Blick auf die Tabelle zu dieser Erkenntnis gebracht. Der Einbau der jungen Spieler und der Neuzugänge hat in dieser Saison noch keinen größeren Einfluss auf die Spielstärke gehabt. Für viele Spieler kommen die wöchentlichen Spitzenspiele ein bis zwei Jahre in ihrer Entwicklung zu früh. Das war den Verantwortlichen vor der Saison auch schon klar, aber man wollte vom Prinzip der Förderung des Nachwuchses erst einmal nicht abweichen. Erschwerend kommt hinzu, dass die routinierten Kräfte nicht so zum Einsatz kamen, wie geplant. Tim Hauck (ein Spiel) und Bastian Dietrich haben aus beruflichen und verletzungsbedingten Gründen kaum oder gar nicht gespielt. Kapitän Sascha Drehmann erhielt wegen einer roten Karte eine Sechs-Spiele-Sperre und Assistent Michael Geiß konnte aus beruflichen Gründen auch nie regelmäßig am Trainingsbetrieb teilnehmen. Die jugendliche Begeisterung und der Kampfgeist reichten für viele Spieler einfach nicht aus, „sonst würden wir nicht Tabellenletzter sein“, so die Kaarster. Zum Schluss kommt noch hinzu, dass jetzt die Urlaubszeit beginnt und auch einige Spiele mitten in die Sommerferien von NRW fallen. Diese Ausfälle sind schon frühzeitig bekannt gewesen und erleichtern die Situation nicht. Bedenkt man, dass gleich beide Torhüter an zwei Spielen nicht hätten teilnehmen können, versteht man auch die kurzfristige Rekrutierung von Keeper Philipp Inger, der auf Anhieb seine beste Seite im Spiel gegen Iserlohn zeigte. Mit diesen Maßnahmen soll der eingeschlagene Weg nicht ersatzlos gestrichen werden, sondern er erfährt nur eine Schönheitskorrektur und eine Atempause. Der aktuell erneut erfolgreiche Nachwuchs im Schüler-, Jugend- und Juniorenbereich wird weiterhin auf spätere Einsätze in der ersten Herrenmannschaft vorbereitet. Wenn es Kaarst in den nächsten Spielen gelingen sollte, mit allen Verstärkungen und mit dem aktuellen Kader vier komplette Reihen aufzustellen, dann hat Coach Jan Opial viel mehr Varianten anhand, um in bestimmten Spielsituationen die entsprechende Antwort aufs Feld zu schicken.
Nach den beiden letzten stürmischen Wochen mit den spontanen Abmeldungen von Lars Neuhausen, Jannik Marke und zum Schluss von Jan Spaltmann, war klar, dass erst einmal diese drei Positionen ersetzt werden müssen, neben der Aufgabe, auf der Torhüterposition Verstärkung zu bekommen, sowie die Stabilität der Abwehr zu verbessern und letztendlich auch Torjäger zu finden, die das miserable Torverhältnis von 43:92 in elf Spielen der Eagles verändern.
Somit nutzten alle Verantwortlichen ringsum das Team die beiden letzten freien Wochen, um neue Spieler an den Verein zu binden. Dies wird jetzt von Spiel zu Spiel erfolgen, teilweise komplett für den Rest der Saison, teilweise aber auch nur für wenige Wochen. Es blieb keine Chance für die Eagles, sich im Skaterhockey umzuschauen, da jeder Spieler erst einmal für drei Spiele gesperrt gewesen wäre. Dann wäre die restliche Zeit zu eng geworden und außerdem wollen wir die Augen nicht vor der Tatsache schließen, dass sich bestimmt nicht viele Spieler darum reißen, zum Tabellenletzten zu wechseln.
Daher lag das Hauptaugenmerk auf Inline- oder Eishockey. Hier wurde Coach Jan Opial fündig. Er konnte die beiden Torhüter Justin Schrörs (18 Jahre) und Christoph Oster (20) für diese Aufgaben begeistern. Schrörs kann den Eagles bis Anfang August helfen, bei Oster hängt die Einsatzzeit vom Ort seines zukünftigen Medizinstudiums und von der Fortsetzung seiner Eishockeyambitionen ab. Eagles-Keeper Dario Khazaei kann diese gemeinsame Zeit nutzen, sich von diesen beiden Torhütern die guten Seiten abzukupfern. Schrörs verfügt auch schon über Skaterhockeyerfahrungen, denn er spielte als Jugendlicher beim benachbarten Crefelder SC, ehe er zum Eishockey wechselte und über die Stationen DEG, KEV, Bad Nauheim zuletzt bei den Dresdner Eislöwen im Tor stand. Oster hat seine letzte Saison bei den Moskitos Essen absolviert (vorher Köln, Düsseldorf und Duisburg) und wartet in aller Ruhe neue Angebote für die kommende Spielzeit ab. Wenn es ihm in Kaarst gefällt, bleibt er vielleicht sogar bei den Eagles.
Benjamin Hanke (22 Jahre) gab ja schon im letzten Spiel seine Visitenkarte ab. Er kommt mit der Empfehlung von 41 Scorerpunkten aus 51 Spielen des EV Duisburg nach Kaarst. Sein erster Einsatz auf Rollen war schon vielversprechend und in den letzten Trainingseinheiten konnte er noch mehr Gefühl für die ungewohnten Kufen entwickeln und ist jetzt schon deutlich schneller unterwegs.
Gerade haben die Eagles einen kleinen emotionalen Aufschwung nach dem ersten Heimsieg erlebt und schon wartet der Titelaspirant Duisburg als nächste schwere Aufgabe auf die Adlertruppe. Das Tabellenbild zeigt aktuell eine Dreiteilung von jeweils 4 Mannschaften. Oben die ersten Vier mit Köln, Bissendorf, Augsburg und Duisburg, alle nahe beieinander und dann ein Mittelfeld mit Iserlohn, Assenheim, Uedesheim und Krefeld. Im letzten Quartett sind die Teams von Essen, Düsseldorf, Lüdenscheid und eben auch Kaarst angesiedelt.
Duisburg tritt als Favorit an. Ungeschlagen sind sie nicht zu Hause, so wie in früheren Jahren. Zu Saisonbeginn leisteten sie sich ein 5:5-Unentschieden gegen Iserlohn und verloren zuletzt knapp mit 5:6 gegen Augsburg. Das sind aber auch andere Kaliber als Kaarst sie hatte in der bisherigen Spielzeit. Nur mit einer ähnlichen guten, konsequenten und konzentrierten Leistung wie beim Heimsieg über Iserlohn ist an ein Wunder zu glauben.
Duisburger Toptorjäger sind deren Neuzugang aus Berlin Paul Fiedler (13 Tore/15 Vorlagen), der Ex-Kaarster Dominik Müller (18/6) und die beiden Ducks Urgesteine Patrick Schmitz (11/8) und Kevin Wilson (4/10). Gespielt wird am 16. Juni um 19 Uhr in Duisburg.