Derby endet für die Gäste glücklich

Nach fünf Minuten lag Kaarst mit 0:2 hinten. Trainer Jan Opial hatte noch in der Kabine das Konzept einer defensiveren Linie verkündet, aber das musste er sofort wieder auf Angriff umstellen. Keine 26 Sekunden lief der Zeiger auf der Uhr, als Christoph Clemens eine unsichere Abgabe vor dem Kaarster Tor zur Führung nutzte. In der sechsten Minute nutzte Tim Schmitz eine zweite Unsicherheit in der Kaarster Hintermannschaft und brachte sein Team beruhigend in Führung. Aber vielleicht ging das zu leicht und zu schnell für manche Köpfe. Uedesheim legte nicht energisch genug nach, Kaarst kam auf. Unterstützt durch zwei Strafzeiten hieß es nach zwölf Minuten 2:2. Was war geschehen? Sowohl der frisch eingeflogene Jannik Marke (8.) als auch Lucca Linde (13.) versetzten der Uedesheimer Hintermannschaft mit zwei präzisen Schlagschüssen einen Dämpfer. Wach gerüttelt wollten sie das Heft des Handels wieder in die Hand nehmen, aber Kaarst war jetzt auch im Fluss. Chancen ergaben sich auf beiden Seiten en masse. Eagles Keeper Dario Khazai hatte in dieser Drangperiode seine besten Momente im ersten Drittel. Dennoch war er machtlos, als Benjamin Meschke den Gast wieder mit 3:2 in Führung brachte. Der Jubel dauerte aber nicht lange an, denn der sehr gut aufgelegte Thimo Dietrich konterte mit seinem ersten Treffer in der 20. Minute zum 3:3-Ausgleich.
Das zweite Drittel wurde hektischer und ruppiger, dafür torärmer. Den ersten frühen Treffer setzten wiederum die Gäste. Robert Linke ( 24. ) ließ Uedesheim wieder an einen sicheren Sieg glauben. Danach wurde die Strafbank ein häufig besuchtes Örtchen auf beiden Seiten. Holger Schrills bekam sogar eine Spieldauerstrafe nach einem Stockschlag auf die Hand von Luca Linde, für den dieses Drittel damit gelaufen war. Eine 4:2-Überzahl nutzen dann wieder die Eagles. In seiner unnachahmlichen energischen Art, setzte sich Verteidiger David Walczok durch und überwand auch Chiefs Keeper Malte Rütten. So stand es wieder unentschieden 4:4. Danach häuften sich weitere Tormöglichkeiten für die Eagles, aber mit viel Mut warfen sich die Gäste in die Schüsse und Querpässe. Dennoch musste der Torhüter noch einmal hinter sich greifen. Zwei Sekunden vor der Drittelpause passte erneut Walczok zielgenau auf den Schläger von Thimo Dietrich, der die Eagles zum ersten Mal mit 5:4 in Führung brachte.
Konnten die Eagles die Führung ausbauen? Leider nein. Wiederum konterten die Gäste in der 44. Minute und glichen durch Robert Linke im Nachschuss aus. Nun folgten drei spannende Minuten. Die Angriffswellen brandeten auf beiden Seiten und die Einschusschancen ergaben sich im Sekundentakt. Zunächst waren wieder die Eagles erfolgreich und durften durch den 6. Treffer in der 46. Minute jubeln. Seinen dritten und letzten Treffer landete Thimo Dietrich, dem heute wohl die Rückennummer 13 Glück brachte. Aber auch die Chiefs wollten den Ergebnistipp von Eagles Vorsitzenden Wolfgang Dietrich nicht auf der Anzeigetafel stehen lassen. In der 48. Minute glich er trocken zum 6:6 aus. Wieder mussten die Gastgeber alle Kraft zusammenreißen, um noch einmal in Führung zu gehen. Dies gelang zum letzten Mal, als sich Jannik Marke und David Walczok durchboxten und Marke zum viel umjubelten 7:6-Führungstreffer den Ball in den Maschen ablegte. Wie würde Uedesheim reagieren? Kaarst verlegte sich keinesfalls auf Ergebnis halten sondern spielte munter mit. Auf beiden Seiten versemmelten die Stürmer beste Möglichkeiten, teilweise war das Tor leer, aber in der Hektik gingen die Bälle eher daneben als mittenrein. Beide Torhüter standen unter Dauerbeschuss und konnten sich auszeichnen. Dario Khazaei musste aber geschlagen zusehen, als eine Kombination zwischen Marco Hellwig und Robert Linke zum 7:7 führte. Der Ball sprang zum Schluss von der Bande rücklings zurück und Linke reagierte schneller als Khazaei. Noch vier Minuten waren zu spielen. Kaarst mobilisierte die letzten Kräfte und je näher der Zeiger der Uhr auf die 60. Minute rückte umso heftiger versuchten die Gäste noch den Siegtreffer zu setzen. Als sich Kapitän Marcel Marsch energisch aus dem eigen Drittel löste und zwei Eagles Angreifer ausspielte kam sein Pass zum freistehenden Stürmer, der aber den Pass nicht verwandeln konnte. Sein Schuss wurde zunächst abgewehrt. Danach folgten gefühlte 20 Sekunden vor dem Torraum, wo jeweils zwei Eagles und zwei Chiefs versuchten, den freien Ball zu erobern. Aus diesem Gestochere konnte Marco Hellwig den Ball irgendwie über die Linie buchsen und durfte sich den Jubel der eigenen Fans anhören. 7:8 in der 59. Minute. Die restlichen 60 Sekunden brachten die Chiefs über die Runden. Kaarst konnte nur noch einmal gefährlich vor dem Tor auftauchen, verzog den finalen Schuss aber um eine Handbreit neben das Tor.
„Auf solch eine Energieleistung können wir nach den beiden letzten schwachen Heimspielen wieder aufbauen. Das war das richtige Gesicht der Eagles“, sagte Wolfgang Dietrich nach dem Spiel. Kreissportbund Vorsitzender Thomas Lang war auch von dem temporeichen und kämpferischen Spiel angetan und sah sich und seine Ehefrau nicht zum letzten Mal als Zuschauer in Büttgen.