Chiefs rangen den Meister nieder

Chiefs rangen den Meister niederChiefs rangen den Meister nieder
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Es war ein langer Nachmittag im „Chiefs-Garden“. Erst nach Verlängerung und

Penaltyschießen konnten die Uedesheim Chiefs den HC Köln-West niederringen und mit

einem 10:8 (4:2, 1:3, 2:2, 1:1, 2:0)-Sieg wie schon im Viertelfinale nun auch gegen die

Domstädter ein entscheidendes drittes Spiel um den Einzug ins Finale um die Deutsche

Skaterhockey-Meisterschaft erzwingen.

Die Chiefs mussten vor dem Spiel den Ausfall ihres etatmäßigen Topscorers Marcel Handrich

hinnehmen. Die Handverletzung, mit der sich Handrich bereits in den letzten Wochen der

regulären Saison herumgeplagt hatte, ließ einen Einsatz nun endgültig nicht mehr zu. Trotzdem

begannen die Chiefs vor über 300 Zuschauern druckvoll und mit drei Reihen. Und die ersten

Erfolge ließen nicht lange auf sich warten.

In der dritten Minute erkämpfte sich Sebastian Muhs den Ball hinter dem Kölner Tor, brachte die

Kugel trotz starker Bedrängnis vor den Kasten, wo sein Sturmpartner Sebastian Klerings die

allgemeine Verwirrung nutzte und die Kugel zur Führung über die Linie stocherte (1:0 / 3.). Kurz darauf hatten die Chiefs erstmals einen Spieler mehr auf dem Feld als die Gäste,

konnten dies aber zu keinem Treffer nutzen. Erst als die Kölner wieder komplett waren,

versenkte Muhs auf Zuspiel von Benny Handrich eiskalt zum 2:0 (8.). Spätestens mit ihrer ersten Überzahl waren die Kölner kurz nach dem 2:0 auch endgültig im

Spiel angekommen und drängten auf den Anschlusstreffer. Zwar konnten auch die Gäste ihre

erste Überzahl nicht nutzen, Esser traf aber unmittelbar danach zum 2:1 (12.). Und keine zwei

Minuten nach dem Anschluss schaffte Stupp in einer 3:1-Situation gar den Ausgleich für die

auch heute wieder spielstarken Gäste (2:2 / 14.). Doch wie schon in den Spielen gegen Bissendorf ließen sich die Chiefs von derartigen

Rückschlägen nicht beeindrucken und kämpften weiter um jeden Zentimeter Spielfläche. Die

Belohnung folgte prompt, Marcel Mörsch brachte die Hausherren in der 15. Minute wieder in mit

3:2 in Führung. Beide Teams konnten danach jeweils eine Minute in Überzahl agieren, der

letzte Treffer im ersten Drittel fiel allerdings erst, als beide Mannschaften wieder komplett

waren. Paddy Komor nagelte die Kugel sieben Sekunden vor der ersten Pause zum 4:2 in die

Kölner Maschen (20.).

Den Auftakt des zweiten Abschnitts verschliefen die Chiefs komplett. Nach nur 28 Sekunden

konnte der Kölner Kapitän Merkel den Ball aus dem Gewühl heraus über die Linie bringen und

seine Farben damit auf 4:3 heranbringen (21.). Danach erhöhten die Kölner das Tempo und

durchbrachen die Defensive der Chiefs nun öfter, als es dem Uedesheimer Trainer Peter

Schrills lieb sein konnte. Ein heute starker Olli Derigs konnte einige Chancen zunichte machen,

war aber machtlos, als Kemmerling in Überzahl ausglich (4:4 / 30.). Den einzigen groben

Schnitzer fabrizierten die Chiefs unmittelbar nach dem Ausgleich, als man den Kölner Müller in

der eigenen Hälfte komplett vergaß. Natürlich erreichte ihn ein perfekter Pass und humorlos

brachte er die Gäste erstmals in Front (4:5 / 31.). Beflügelt von der Führung bekamen die Gäste

nun mehr und mehr Oberwasser und sorgten dafür, dass Olli Derigs im Uedesheimer Tor auf

Temperatur blieb. Das Offensivspiel der Chiefs war etwas ins Stocken geraten und kam erst

wieder in Gang, als man gegen Ende des zweiten Drittels zum dritten Mal in Überzahl agieren

konnte. Erstmals wurde das geduldige Wartespiel vor dem Kölner Kasten belohnt, als Markus

Joosten seinen Kollegen Christoph Clemens freispielte, der in die Mitte zog und zum 5:5

einschob (38.).

Im letzten Abschnitt vergingen die ersten zehn Minuten ohne Treffer auf beiden Seiten. Beide

Keeper konnten sich nun des Öfteren auszeichnen und so dauerte es bis zur 52. Minute, bis

Muhs die Chiefs erneut in Führung bringen konnte (6:5). Die Kölner reagierten wütend auf den

Uedesheimer Treffer und brauchten nur gute 20 Sekunden, um das Spiel wieder auszugleichen.

Müller hatte nach einem perfekten Zuspiel von Stupp wenig Mühe, das 6:6 zu markieren (53.).

Beide Teams drängten nun auf den Siegtreffer, und begünstigt durch einen Wechselfehler

konnten die Chiefs in der 55. Minute die erneute Führung erzwingen. In Überzahl profitierte

Komor von der Arbeit seiner Sturmkollegen. Klerings legte die Kugel auf den Verteidiger ab,

Muhs nahm dem gegnerischen Keeper die Sicht und Komor fand genau die freie Stelle im

Winkel des Kölner Gehäuses (7:6.). Doch erneut antworteten die Kölner prompt mit dem

Ausgleich. Wieder konnten sich die Chiefs nicht vom starken Druck der Domstädter befreien

und wieder war es Müller, der für den sofortigen Ausgleich sorgte (7:7 / 56.).

Kurz darauf hatten die Chiefs das Glück des Tüchtigen auf ihrer Seite. Klerings brummte eine

Strafzeit ab und die Kölner setzten die drei tapfer Verteidigen Chiefs mächtig unter Druck. Nach

einem strammen Schuss von der Seite bejubelten die Kölner dann das vermeintliche 7:8, doch

die Schiris zeigten „weiterspielen“ an und nach kurzer Verwirrung lief das Spiel normal weiter.

Sollte der Ball wirklich im Tor gewesen sein, es wäre der einzige Fehler zweier ansonsten

souverän leitender Unparteiischen gewesen. Heftige Proteste der Gäste brachten nichts und da

auch in den letzten Sekunden der regulären Spielzeit – trotz großer Chancen hüben wie drüben

– kein Treffer mehr fallen wollte, ging es für beide Teams und lautstark mit fiebernde Zuschauer

in die zweimal zehnminütige Verlängerung.

In der Verlängerung ließen es beide Teams zunächst etwas ruhiger angehen und standen

hinten sicher. Die Gäste hatten nun etwas mehr vom Spiel und warteten geduldig auf die sich

bietenden Chancen. Weisheit nutzte eine davon zum 7:8 (68.). Dieser Treffer spielte den

Kölnern in die Karten und geschickt spielten sie nun die Zeit von der Uhr. In der 74. Minute fiel

dann aber doch der Ausgleich. Erneut sorgte Muhs für viel Verkehr vor dem Kölner Tor und so

hatte Keeper Bankewitz wohl keine Chance, den Fernschuss vom Komor überhaupt zu sehen

(8:8). Kurz nach dem Treffer mussten die Chiefs ein letztes Mal in dieser harten, aber immer

fairen Partie in Unterzahl agieren, meisterten aber auch diese Situation mit Bravour und so

musste die Partie nach 80 nervenaufreibenden Spielminuten im Penaltyschiessen entschieden

werden.

Die Kölner verloren den Münzwurf und mussten den ersten Schützen aufs Feld schicken. Esser

übernahm Verantwortung, fand seinen Meister aber in Olli Derigs. Alex Merczak war der erste

Schütze der Chiefs, aber auch er scheiterte am Keeper. David Weisheit war der zweite Schütze

der Gäste, aber auch seine Körpertäuschung konnte Derigs nicht schocken und er hielt auch

den zweiten Kölner Versuch. Sein Kollege Paul Bankewitz wollte Derigs in nichts nachstehen

und konnte danach den Schuss von Markus Joosten ebenfalls abwehren. Derigs legte

daraufhin wieder einen vor und hielt seinen Kasten auch gegen Robin Weisheit sauber. Die

Hälfte der regulären Schützen war damit gescheitert, es oblag nun dem Kapitän der Chiefs, den

ersten Treffer im Penaltyschießen zu markieren. Mörsch verlud gekonnt den Kölner Keeper

und ließ den „ChiefsGarden“ zum ersten Mal beben (9:8). Beim vierten Versuch der Gäste

musste der frenetisch gefeierte Olli Derigs dann gar nicht eingreifen. Müller, mit drei Treffern im

Spiel der sicherte Schütze seines Teams, schob seinen Penalty am Uedesheimer Tor vorbei.

Peter Schrills schickte nun Christoph Clemens auf’s Feld, und der Stürmer ließ Bankewitz mit

einem unglaublichen Move nicht den Hauch einer Chance, die Kugel zu halten. Es war das

10:8, die Kölner waren geschlagen und kurzzeitig brachen alle Dämme im „ChiefsGarden“. Die

Fans feierten das Team und besonders Penaltykiller Derigs frenetisch, und es dauerte ein paar

Minuten, bis die Aktiven ihre Sprache wiedergefunden hatten.

„Wir haben heute einfach mehr investiert.“ Mehr konnte Peter Schrills nach diesem packenden

Spiel nicht sagen. Sein Kapitän hatte sich dagegen schneller gefangen: „Ein super Spiel von

uns. Wir haben gekämpft bis zum Umfallen und hatten heute auch das nötige Glück auf unserer

Seite.“ Stark befand Mörsch auch die Leitung seines Keepers, vor allem im Penaltyschießen:

„Olli hat uns heute mit vielen Paraden im Spiel gehalten. Das er alle Penaltys gehalten hat, war

nur das Sahnehäubchen.“ Nachdenklich gab sich Mörsch beim Blick auf die dritte und entscheidende Partie in Köln am

kommenden Samstag, 10. November., die erneut um 12 Uhr mittags stattfindet. „Das wird wieder ein

komplett anderes Spiel. Auf dem großen Feld können die Kölner ihre Stärken viel besser

ausspielen. Da müssen wir uns in der Woche taktisch noch einiges überlegen.“ Mörsch sprach

es, und verabschiedete sich dann mit den Worten „jetzt feiern wir erstmal den Sieg von heute.“


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