FIRS-Inlinehockey-WM: In zwei Kleinbussen zum Neuaufbau
Ein letztes Vorbereitungsspiel stand an der Düsseldorfer Brehmstraße noch an – und kaum hatte die deutsche IHD-Nationalmannschaft gegen Namibia mit 6:1 gewonnen, wurden auch schon die zwei Kleinbusse bepackt, mit denen es noch in der Nacht auf Samstag nach Roccaraso in Italien ging. „Ich habe eine spätere Tour“, wird auch Müller das Steuer für einige Zeit bei der gut 15-stündigen Fahrt übernehmen.
Das Steuer der IHD-Nationalmannschaft – nicht zu verwechseln mit der Inlinehockey-Nationalmannschaft des Deutschen Eishockey-Bundes – haben Müller und Weber übernommen und einen Umbruch im Team eingeleitet. Die IHD-Bundesliga besteht derzeit aus sieben Vereinen. Die Nationalspieler kommen aber nur aus drei Vereinen. Und der frisch gebackene Deutsche Meister Kaufungen Sharks stellt keinen Internationalen. Das sieht auf den ersten Blick überraschend aus. „Wir wollen das Nationalteam neu aufbauen“, erklärt Weber. „Das WM-Turnier wird immer größer. Es kann durchaus sein, dass es in einigen Jahren eine im Oktober stattfindende Europameisterschaft geben wird, die dann auch als Qualifikation für die Weltmeisterschaft dient. Das heißt: Wir brauchen dann auch Spieler, die zu diesem Zeitpunkt verfügbar sind – sonst werden wir unsere Ziele verfehlen.“ Christian Müller ergänzt: „In Kaufungen spielen viele Eishockeyspieler von de DEL bis zur Oberliga. Wir mussten uns fragen, was wir wollen: Die derzeit besten Spieler, oder die, auf die wir auf lange Zeit dauerhaft zählen können.“
Und auch darin erkennt Müller einen entscheidenden Unterschied zwischen den beiden Inlinehockey-Systemen, wenngleich die Sharks freilich in der IHD spielen. „Die DIHL, also die Liga des Deutschen Eishockey-Bundes, ist auf etwa zwei Monate komprimiert. Das und die dortige WM ist ausgelegt auf Eishockey-Profis, die im Sommer unter Wettkampfbedingungen spielen wollen“, sagt Müller. „In der IHD-Bundesliga und bei der FIRS-WM wollen wir Sport anbieten, der sich über einen längeren Zeitpunkt erstreckt. Wie sollen wir beispielsweise Fördergelder beantragen, wenn wir sagen, wir machen nur die Sommerbeschäftigung für Eishockeyspieler?“ Und gerade die kleine Randsportarten sind auf derartige Unterstützung angewiesen.
Bei der FIRS-WM wird es das deutsche Team schwer haben. Nach dem derzeitigen System gibt es jeweils zwei Gruppen in zwei Leistungssystemen. Deutschland spielt zwar in einer der „oberen Gruppen“, doch im Viererfeld der Gruppen A und B muss man mindestens Dritter werden, um in die Play-offs des A-Pools zu kommen, an dem auch die Gruppensieger der beiden „unteren Gruppen“ teilnehmen. Wird Deutschland also Letzter bleiben nur die Play-offs im B-Pool. „Und dort wollen wir dann oben mitspielen“, schätzt Müller die Lage angesichts der Gegner Tschechien, Schweiz und Kanada realistisch ein. „Werden in dieser Gruppe Dritter, wäre das ein riesiger Erfolg“, pflichtet Weber ihm bei.
Die vielen Baustellen, die an der Brehmstraße im Test gegen Namibia auszumachen waren, machen Müller in einem Punkt besondere Sorgen: „Wir müssen angesichts der Gegner bei der WM vor allem defensiv besser stehen.“ Nur wenn das gelingt, ist eine Überraschung möglich.
Im Vergleich zum bereits bekannt gegeben Kader, gibt es zwei Veränderungen. Christoph Oster, einer der beiden Torhüter, musste aus privaten Gründen passen. Ihn ersetzt Sajoscha Messing, der bereits in Italien weilt und am Junioren-FIRS-WM-Turnier teilnimmt. Außerdem kommt Thomas Müller dazu. Das WM-Turnier beginnt für Deutschland am Montag, 11. Juli, 21 Uhr mit dem Spiel gegen die Schweiz.
Der Kader:
Tor: Torben Grass, Sajoscha Messing (beide Pinguine Baunatal).
Feld: Marco Forster , Yannick Wehrheim ,Tobias Schmidt, Marco Albrecht , Maurice Schmidt (alle Frankfurter REC), Max Bleyer, Dennis Spanke, Gabriel Hildebrandt, Alexander Brinkmann, Christoph Köster, Thomas Müller (alle Düsseldorfer EG Rhein Rollers), Andre Haaf, Henning Inselmann, Felix Frölich (alle Pinguine Baunatal).
Trainer: Stefan Weber, Christian Müller.