Begeisterung in Bad Tölz: Deutschland ist im Halbfinale der Inline-WM

Inlinehockey-WM: USA ist Weltmeister - Deutschland verpasst Bronze knappInlinehockey-WM: USA ist Weltmeister - Deutschland verpasst Bronze knapp
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Natürlich, es ist „nur“ Inlinehockey, kein „richtiges“ Eishockey, aber es ist immerhin eine Weltmeisterschaft. Und so ein Ereignis kommt in der Kreisstadt Bad Tölz doch nicht so oft vor. Entsprechend groß ist der Rummel, der rund um die neue Halle im Tölzer Land herrscht. Spieler und Fans aus der ganzen Welt – besonders auffällig sind die Exoten aus Brasilien – sorgen für ein fröhliches, buntes Völkergemisch in ganz entspannter Atmosphäre. Natürlich können sich die Zuschauerzahlen nicht mit denen des Eishockeys messen, sie liegen aber immer im guten vierstelligen Bereich. Angeheizt wird das Interesse durch diverse Sonderseiten in der Lokalpresse, während sich die überregionale Berichterstattung in Grenzen hält: Inlinehockey ist und bleibt eine Randsportart, eine sommerliche Beschäftigungstherapie für Eishockeycracks.



Nachdem die organisatorischen Probleme, die es noch zu Beginn der WM gegeben hat, mittlerweile beseitigt sind, steht nun der Sport im Mittelpunkt. Und was da den Fans geboten wird, ist aller Ehren wert: Zwar ist Inlinehockey ein eher körperloses Spiel, aber trotzdem nicht weniger rasant als der große Bruder Eishockey. Dadurch, dass nur vier Feldspieler auf jeder Seite auf dem Feld stehen, kommen die technischen Fähigkeiten des Einzelnen wesentlich besser zur Geltung als auf dem Eis.



Gut 1500 Fans konnten sich am Donnerstagabend davon überzeugen, als das deutsche Team im Viertelfinale auf die Slowakei traf. Das schnelle und hochklassige Spiel stand bis kurz vor Schluss auf Messers Schneide. Während die junge deutsche Mannschaft permanent das Gästetor berannte, beschränkten sich die Slowaken auf wenige, aber brandgefährliche Konter. Erst zwei Tore in den letzten Minuten durch Reimer (Königsbrunn) und Kapitän Greilinger (noch Nürnberg) brachten die Entscheidung zugunsten der Einheimischen. Mit diesem 6:3 Erfolg hat sich Deutschland in das Halbfinale gekämpft. Dort trifft man am heutigen Freitagabend (20 Uhr) auf die USA, die sich gegen Österreich erst im Penaltyschießen durchsetzen konnten. Im zweiten Halbfinale kommt es um 18:00 Uhr zum skandinavischen Derby zwischen Titelverteidiger Finnland und Schweden.



Nach dem Spiel herrschte in der deutschen Kabine natürlich großer Jubel. Trainer Holzmann zeigte sich dann auch sehr zufrieden, obwohl er den Sieg eigentlich erwartet hatte. „Wir haben sehr gut gespielt,“ meinte er. “Die Spieler bekommen keinen Cent für ihre Einsätze bezahlt und sind trotzdem mit einer Riesenbegeisterung dabei. Einzig die Chancenauswertung ließ zu wünschen übrig. Wir hätten dreimal so viele Tore schießen können. Dieses Manko ist eine reine Kopfsache und da hilft wohl nur ein Psychiater.“ Besonders freute sich Holzmann über den entscheidenden Treffer seines Kapitäns Thomas Greilinger, der dadurch wohl einiges an Selbstvertrauen gewonnen hat, was ihm sicher auch in der DEL weiter helfen wird.

Auch Torwart Jochen Vollmer aus München strahlte nach dem Spiel über das ganze Gesicht. Er durfte in der ersten Hälfte das deutsche Tor hüten, was ihn selbst überrascht hat. Stammgoalie Leo Conti wurde von Trainer Holzmann eine Ruhepause verordnet, die allerdings in der zweiten Spielhälfte schon wieder vorbei war. Vollmer zeigte bei den wenigen Kontern der Slowaken eine gute Leistung und hofft daher auf weitere Einsätze. Schließlich hat er sich für diese WM extra eine Woche Urlaub genommen, und da will er natürlich auch spielen. (an)



Stimmen zum Spiel:

Georg Holzmann:

„Es war eine sehr konzentrierte Leistung. Der Gegner kam zu relativ wenig Chancen. Die Chancen, die wir uns erarbeitet haben, hätten auch für drei Spiele gereicht, aber in der Verwertung waren wir einfach nicht gut genug. Vielleicht bekommen wir das aber gegen die USA zurück. Wenn wir ähnlich spielen wie heute, haben wir eine reelle Chance.“



Alexander Polaczek:

„Jetzt sind wir so weit gekommen, jetzt wollen wir auch noch weiter. Dass die USA schlagbar sind, haben wir heute gesehen.“



Fabian von Schilcher:

„Am Anfang waren wir ein bisschen hektisch. Hinten sind wir heute relativ gut gestanden, unser Problem war der Abschluss. Dass wir im Halbfinale sind ist einerseits verdient, angesichts der Niederlage gegen Tschechien auch etwas glücklich. Im Halbfinale sind die USA sicherlich der angenehmste Gegner.“

Statistik zum Spiel:

01:52 0:1 Tomanek (Stefanovic, Vrabel)

07:24 1:1 Petermann (Schinköthe)

11:50 1:2 Premyl (Sille, Bazany)

19:01 2:2 Klundt (Danner)

21:45 3:2 Schinköthe (-)

34:37 4:2 Friedl (Wolf)

40:28 4:3 Kraus (Bazany)

41:28 5:3 Reimer (Jung)

46:14 6:3 Greilinger (Suchan, Schinköthe)


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