War Deutschland schon einmal Eishockey-Weltmeister? Ja, nein – es ist kompliziertEin Blick in Deutschlands WM-Historie

Dieses Foto zeigt Spieler des Berliner Schlittschuh-Clubs aus dem Jahre 1930. Viele dieser Spieler liefen auch für Deutschland auf. (Foto: dpa/picture alliance/brandstaetter images/Austrian Archives)Dieses Foto zeigt Spieler des Berliner Schlittschuh-Clubs aus dem Jahre 1930. Viele dieser Spieler liefen auch für Deutschland auf. (Foto: dpa/picture alliance/brandstaetter images/Austrian Archives)
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Zwar mussten sich die Deutschen damals den Ahornblättern geschlagen geben, wurden aber Europameister. Noch bis 1991 galt die EM als „Zusatzwertung“ zur Weltmeisterschaft. Aber Eishockey-Weltmeister – das wurde Deutschland nie! Oder doch?

Für Deutschland stehen bei Eishockey-Weltmeisterschaften vier Medaillengewinne zu Buche: Der schon erwähnten Vizeweltmeisterschaft von 1930 folgten die Bronzeränge 1932 (gleichzeitig das olympische Turnier) und 1934. Bemerkenswerterweise wurde Deutschland noch ein zweites Mal Vizeweltmeister – und das zu Zeiten der Bundesrepublik. Allerdings ist die Bedeutung der Silbermedaille von 1953 vergleichsweise überschaubar.  Aufgrund diverser Absagen, auch der Teams der USA und Kanadas, traten nur vier Mannschaften zur A-WM in der Schweiz an. Endgültig zur Farce wurde dieses Turnier, als die Mannschaft der Tschechoslowakei vorzeitig abreiste, nachdem Staatspräsident Klement Gottwald gestorben war. So wurde Schweden Weltmeister, Deutschland Zweiter, die Schweiz Dritter – die Tschechoslowakei wurde disqualifiziert.

Heißt zusammengefasst: Deutschland wurde nie Eishockey-Weltmeister.

Das ist richtig – und doch falsch! In den offiziellen Ehrenlisten taucht Deutschland tatsächlich nie als Weltmeister auf und war es dennoch zweimal. Der Grund sind Streitigkeiten zwischen Eishockey-Funktionären – auch das gab es schon vor über 100 Jahren, einschließlich gegenseitiger Boykotts von EM- und „WM“-Turnieren. 1910 fand die erste Eishockey-Europameisterschaft statt. In den Jahren 1912 bis 1914 gab es zusätzlich die heute so genannte „LIHG-Meisterschaft“. Die LIHG ist die alte Bezeichnung der heutigen IIHF, die damit Veranstalter dieser Turniere war. An allen drei Turnieren nahm der Berliner Schlittschuh-Club anstelle Deutschlands teil – diese Clubvertretung für ein Land war lange Zeit nichts Ungewöhnliches. Kanada praktizierte dies noch lange nach dem 2. Weltkrieg.

In den Jahren 1912 und 1913 gewann Deutschland beziehungsweise der Berliner Schlittschuh-Club dieses Turnier, das in der damaligen Presse als Weltmeisterschaft bezeichnet wurde. 1912 landete die deutsche Mannschaft vor Kanada, das von einer Studentenmannschaft repräsentiert wurde, die sich aus in England, genauer: Oxford studierenden Kanadiern zusammensetze. Dritter wurde Belgien (vertreten von einem Brüsseler Verein), Frankreich (Paris) und der Schweiz, die als einziger Teilnehmer ein Auswahlteam ins Rennen schickte. 1913 wiederholten die Deutschen das Kunststück, 1914 wurde Deutschland, also zum dritten Mal der BSC, Zweiter. Die Bedeutung des Turniers, das bei seiner dritten Austragung auch als Coupe de Chamonix gewertet wurde, nahm drastisch ab, sodass es nach dem 1. Weltkrieg nicht wieder aufgenommen wurde. Wie Stephan Müller in seinem Buch „Deutsche Eishockey-Meisterschaften“ ausführt, durften in den „Nationalmannschaften“ auch ausländische Spieler eingesetzt werden, die offenbar in dem jeweiligen Land beziehungsweise in dem das Land vertretenden Club aktiv waren. Wahrscheinlich ist auch das ein Grund, warum die IIHF ihre ersten „Weltmeisterschaften“ nur als „LIHG-Meisterschaften“ führt – und Deutschland offiziell noch ohne WM-Titel ist.

Nun weit über 100 Jahre nach diesen „LIHG-Meisterschaften“ hat Deutschland die Chance, dies zu ändern! Wer hätte das je für möglich gehalten?


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