Viel Lob, aber keine PunktePresseschau zum Deutschlandspiel gegen die Slowakei

Mario Bliznak erzielte das zwischenzeitliche 1:1 für die Slowakei. (Foto: Daniel Fischer - www.stock4press.de)Mario Bliznak erzielte das zwischenzeitliche 1:1 für die Slowakei. (Foto: Daniel Fischer - www.stock4press.de)
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Auch heute gebührt der erste Blick in die Presse des Spieltaggegners. So liest sich die Überschrift von HNonline.sk wie eine große Erleichterung: „Wir haben das Drama überstanden“. Mit der Leistung des eigenen Teams ist man nicht sonderlich zufrieden. „In der Hartwall Arena hat beim Team von Vladimir Vůjtek nicht viel funktioniert, doch im Schlussdrittel drehten sie das Spiel dank zwei spektakulärer Tore von Tomas Zaborsky.“ Im Detail heißt es: „Der Beginn war ohne Saft und die ersten Minuten gehörten eindeutig den Deutschen.“ Doch bis zum Ende wurde das Spiel immer besser und „die Deutschen hatten eine Portion Glück. Sieben Minuten vor dem Ende war das aber nicht der Fall.“ Gemeint ist damit natürlich die Szene, als Rob Zepp die Scheibe nicht halten kann und Zaborsky mehr oder weniger vor die Füße legt.

Beim Fernsehsender RVTS sagte Siegtorschütze Tomas Zaborsky nach dem Spiel: „Das sind sehr wichtige Punkte. Die Deutschen haben gut gespielt und uns ihr System die ersten Minuten aufgezwängt. Wir mussten kämpfen und sind immer besser geworden.“ Kapitän Miroslav Satan meinte: „Dieser Sieg kostete uns eine Menge Arbeit. Aber wir sind sehr glücklich, dass wir die drei Punkte haben und nicht die Deutschen. Die ersten zehn oder zwölf Minuten waren wir zu verhalten, wir ließen die Deutschen spielen. Danach wurden wir mutiger und haben an uns geglaubt.“ Viel Lob für die DEB-Auswahl gab es auch von Verteidiger Andrej Sekera und Coach Vladimir Vůjtek. Die slowakische Version der Pravda (hokej.pravda.sk) schreibt im ersten Absatz: „Das slowakische Hockey-Team erreichte den zweiten Sieg bei der Weltmeisterschaft in Helsinki und besiegte bei ihrem dritten Auftritt Deutschland nach großem Kampf.“ Insgesamt freut man sich über drei wichtige Punkte. Es gibt aber auch hier jede Menge Lob und Respekt: „Die Deutschen waren von Anfang an sehr aktiv und hatten viele Ideen die es den Slowaken schwer machten.“ Reihenweise positive Worte über John Tripp, André Rankel, Niki Goc und Torschütze Michael Wolf. Auch zum Patzer von Zepp gibt es keine Häme oder kleine Seitenhiebe. Sachlich beschreibt man: „Der deutsche Torhüter konnte den springenden Puck nicht im Handschuh halten und Zaborsky netzt geschickt ein.“ Auf sport.sme.sk, einer reinen Sportinternetseite, findet man unter der Überschrift „Slowaken drehen Spiel gegen Deutschland und siegen mit 3:2“ eine Stimme von Starspieler Jozef Stümpel: „Jedes Spiel ist eine Schinderei, in dieser Meisterschaft gibt es keine schwachen Gegner. Es war ein Sieg der Mannschaft. Die Deutschen haben am Anfang gut angegriffen und insgesamt gut gespielt. Wir haben es nicht verstanden, den Puck aus der Defensivzone zu spielen. Später sind wir besser ins Spiel gekommen.“

Auf der österreichischen Eishockeyplattform hockey-news.info legt man in der Überschrift den Finger in die Wunde: „Deutschland wartet weiterhin auf den ersten Sieg – Niederlage gegen die Slowakei!“ Hier hat man auch einen Grund für die Niederlage gefunden: „Gegen zu Beginn sehr desinteressierte Slowaken sah es lange Zeit nach drei Punkten aus, doch das gestrige Spiel gegen Russland forderte seinen Tribut.“ Der Kurier, ebenfalls aus Österreich, zeigt schon fast etwas Mitleid wenn er schreibt: „Deutschland hat bei der Eishockey-WM in Helsinki auch im dritten Spiel eine gute Leistung abgeliefert, blieb aber neuerlich unbelohnt.“

In der Schweiz stellt man weitgehend die allgemeine WM-Berichterstattung ein. Nach dem nächsten Schweizer Sieg gibt es nur noch Schlagzeilen wie von der Neuen Zürcher Zeitung: „Eishockey-Welt ist nicht mehr wie sie war“. Noch nicht mal der schlagzeilenfertige Blick lässt sich was einfallen. Über das Spiel der deutschen Mannschaft gibt es nur Randnotizen wie auf Tagblatt.ch: „Deutschland verliert bei der Eishockey-WM auch das dritte Spiel. Das Team von Pat Cortina unterliegt in Helsinki der Slowakei nach einer 2:1-Führung mit 2:3.“ Das Onlinemagazin 20min.ch glaubt hingegen kaum noch an unser Team: „Damit rückt der Viertelfinal für unseren nördlichen Nachbarn schon ziemlich in die Ferne.“ Allerdings heißt es dort: „Auch gegen den letztjährigen WM-Zweiten Slowakei war die DEB-Auswahl nahe an einer Überraschung.“

In Tschechien, das einst mit der Slowakei einen Staat bildete, freut sich sport.lidovky.cz über den Sieg des ehemaligen Bruders: „Slowaken drehen Spiel gegen Deutschland und gewinnen zum zweiten Mal in Folge.“ Dass der Trainer der Slowaken, Vladimir Vůjtek, Tscheche ist, muss natürlich erwähnt werden. Doch auch hier findet sich Anerkennung für das Team von Pat Cortina. So findet man, dass Deutschland zwei Drittel die bessere Mannschaft war und erst im Schlussdrittel durch zwei außerordentliche Tore von Tomas Zaborsky unterlag. Die Sportabteilung von blesk.cz schreibt: „Slowaken drehen das Spiel und retteten einen knappen Sieg über Deutschland bei der WM“ Letztendlich hat man aber einiges mit der eigenen Niederlage gegen die Sensations-Schweizer zu tun.

Wer glaubt, dass in den USA oder Kanada so langsam etwas über die WM zu lesen ist, wird enttäuscht sein. Play-offs in allen Ligen haben klar Vorrang. Der Sportgigant tsn.ca und die renommierte The Hockey News schaffen es gerade einmal, die Ergebnisse und Tabellen online zu stellen. Sogar die Finalserie der Juniorenliga QMJHL mit Konrad Abeltshauser und seinen Halifax Mooseheads, sie führen die Best-of-Seven-Serie 2:0 gegen die Baie-Comeau Drakkar, hat einiges mehr an Aufmerksamkeit. Ab dem Viertelfinale gibt es hier wohl wieder die ersten Nachrichten über die Weltmeisterschaft.


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