Und täglich grüßt die WM-AbsageVon den Problemen einen Bundestrainers

Er sagte nicht ab: Patrick Köppchen spielt für Deutschland. (Foto: Imago)Er sagte nicht ab: Patrick Köppchen spielt für Deutschland. (Foto: Imago)
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Als Bundestrainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft hat man sicherlich keinen leichten Stand: Oft krachte es in den letzten Jahren zwischen den einzelnen Verbänden, man lebt am finanziellen Existenzminimum, sportlich geht es meistens gegen den Abstieg und darum, sich mit Ach und Krach für Olympia zu qualifizieren. Als wenn das nicht schon genug Probleme wären, treffen die Absagen einiger Spieler fast schon häufiger ein, als die bekannten Spam-Mails.

Diese „Glück“ hat Bundestrainer Pat Cortina anscheinend auch in diesem Jahr gepachtet, denn erneut scheint die Liste der Absagen länger als der eigentliche WM-Kader zu sein.

Einige davon sind natürlich nachvollziehbar und leider umso bitterer für die Nationalmannschaft: Ein Frank Mauer in Play-off-Form wäre sicherlich eine Bereicherung für die Offensive der deutschen Mannschaft gewesen, zumal es bei solchen Turnieren immer an einer gewissen Konstanz gefehlt hat. Dass Mauer allein Spiel fünf der Final-Serie trotz seiner Verletzung fast bis zum Ende durchgestanden hat, ist fast schon eine Überraschung gewesen, und bei ihm hat wohl kaum ein Fan damit gerechnet, dass der Stürmer auch bei der WM auf dem Eis stehen würde.

Mit Marcel Noebels von den Eisbären Berlin muss ein weiterer Stürmer verletzt passen. Und dieser Ausfall wirkt vielleicht noch schlimmer als der von Mauer oder ähnlich jüngeren Absagen, denn im Gegensatz zu den anderen Akteuren hat Noebels die Vorbereitung auf das Turnier von Tag eins an mitgemacht. Wenn heute Abend im Wellblechpalast Berlin der Puck zur Partie gegen Slowenien eingeworfen wird, dann ist das das neunte Spiel für die Nationalmannschaft in diesem Monat, vielleicht auch ein Tick zu viel Vorbereitung.

Aber im Grunde genommen geht es nicht wirklich um die Absagen der Spieler, die in Deutschland ihr Geld verdienen, sondern wie jedes Jahr schielen Fans und Verantwortliche nach Nordamerika, welcher Spieler noch kurzfristig den Kader verstärken könnte. Da hätten wir beispielsweise Tobias Rieder, der bereits letztes Jahr im Profi-Kader stand und eine gute Leistung aufs Eis brachte. Auch wenn er mit den Arizona Coyotes den Einzug in die Play-offs verpasst hat, so stehen 72 NHL-Spiele, 13 Tore und acht Vorlagen nach seiner ersten Saison auf dem Papier. Cortina dürfte froh darüber sein, dass der gebürtige Landshuter sofort zugesagt hatte.

Doch dann hört es allerdings schon auf, denn außer Rieder wird kein weiterer NHL-Akteur mehr zum DEB-Team dazu stoßen: Christian Ehrhoff scheint noch verletzt zu sein, Rob Zepp und Thomas Greiss haben abgesagt, Philipp Grubauer, David Wolf und Leon Draisaitl befinden sich noch im Play-off-Modus. Die Augen der Fans und Verantwortlichen waren auch mehr auf Marcel Goc (schied am Sonntagabend mit St. Louis aus) und Dennis Seidenberg (verpasste mit den Bruins die Play-offs) gerichtet. Gerade weil beide auch wieder die Möglichkeit gehabt hätten, wie zu Mannheimer Zeiten mit ihren Brüdern aufs Eis gehen zu können.

Seidenberg erklärte zunächst, er denke drüber nach, käme ins Grübeln, will und könne sich aber noch nicht festlegen, hieß es in den vergangenen Tagen. Dann plötzlich die Absage: Sport1 zitierte den Verteidiger, dass er „müde und erschöpft sei”, wenig später wurde von anderer Seite eine Handgelenksverletzung als Absage des Stanley-Cup-Siegers von 2011 genannt. Marcel Goc kam in vier der sechs Play-off-Partien gegen Minnesota zum Einsatz, mit einer durchschnittlichen Eiszeit pro Spiel von rund neun Minuten. Er führte persönliche Gründe für die Absage der Weltmeisterschaft auf. Immerhin ließ er mit einer Entscheidung nicht so lange auf sich warten wie Seidenberg. Über die Begründung kann man geteilter Meinung sein.

Dass man sich aber auch in Nordamerika für die Weltmeisterschaft interessiert, zeigen dafür umso mehr andere Beispiele: So verstärkt Torey Krug, Boston Bruins, die Abwehr der amerikanischen Auswahl. Nach dem Ausscheiden der Pittsburgh Penguins stößt Superstar Sidney Crosby zum Team. Anze Kopitar, Los Angeles Kings, tritt im Trikot der Slowenen an. Mark Streit von den Philadelphia Flyers will im April noch keinen Urlaub machen und will mit der Schweiz angreifen. Und auch Altstar Jaromir Jagr von den Florida Panthers greift für Tschechien wieder zum Schläger.

Just beim Verfassen dieser Zeilen hat Pat Cortina noch einen weiteren Spieler nominiert: Um die Abwehr zu verstärken, kommt vom ERC Ingolstadt Patrick Köppchen. Er habe keine Sekunde gezögert, als der Anruf kam, wird Köppchen auf der Homepage vom DEB zitiert. Seit November 2007 hat der Verteidiger kein DEL-Spiel verpasst und kommt auf 485 Partien in Folge. Vor allem nach der anstrengenden Final-Serie gegen Mannheim mag an sich kaum vorstellen, in welchem ein Zustand der Körper des 34-jährigen ist. Schließlich warf er sich in so ziemlich jeden Schuss, den er irgendwie kriegen konnte. Vielleicht hat ja auch jemand Statistik geführt, neben wie vielen Schüssen aufs Tor auch Schüsse auf Patrick Köppchen gingen. „Es ist eine große Ehre für mich, mein Land vertreten zu dürfen“, so Köppchens Schlusswort.


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