Schwedens Titel zeigt: Die WM hat an Stellenwert gewonnenDennis Seidenberg ist bester Verteidiger des Turniers

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„Das war eine harte Woche“, sagte Henrik Lundqvist, Top-Torhüter in der NHL bei den New York Rangers. „Das war wirklich viel Arbeit. Aber das hier ist es, weshalb ich hierhergekommen bin“, sagte Lundqvist, während er irgendwann nach Mitternacht in den Katakomben der Lanxess-Arena in Köln stand und die Fragen der Journalisten beantwortete. 2006 hatte er in Turin mit Schweden Gold bei den Olympischen Winterspielen gewonnen. Weltmeister aber war er noch nie. Schon als er nach Köln kam erklärte er, angesprochen auf einen Vergleich der WM mit dem von der NHL ausgerichteten World Cup of Hockey: „Beim World Cup spielen die besseren Spieler. Aber zur Weltmeisterschaft  kommen viel mehr Nationen, sie hat eine größere Geschichte und ist ein Festival des Eishockeysports.“ Also war klar: Diese WM zu gewinnen, ist für Henrik Lundqvist etwas Besonderes – gerade weil auch sein Zwillingsbruder Joel, mit dem er noch nie im Seniorenbereich an einem großen Turnier teilgenommen hatte, der Kapitän der Mannschaft war. „Das war für uns beide ein ganz spezieller Moment“, sagte „Hank“ Lundqvist.

Kapitän Joel Lundqvist war überwältigt. „Das war ein tolles Turnier und wir hatten eine tolle Gruppe zusammen“, sagte der Stürmer. „Es kamen während der WM noch sehr begabte Spieler dazu, die einen großen Unterschied gemacht haben.“ Und wie war es, das Endspiel im Penaltyschießen entscheiden zu müssen. „Ich war ziemlich entspannt, aber Henrik sagte, dass er dieses Jahr in Shootouts nicht so gut war. Daher war er schon etwas nervös“, verriet Joel die Gemütslage von Henrik Lundqvist.

Kanadas Trainer Jon Cooper war ganz offensichtlich niedergeschlagen, behielt aber nach wie vor seine Größe, die er schon bei Siegen an den Tag gelegt hatte. „Schweden ist Weltmeister und das sehr verdient. Aber wir saßen gerade in der Kabine und haben uns nicht so gefühlt, als hätten wir ein Eishockeyspiel verloren. Wir haben uns gefühlt, als hätten wir einen Shootout verloren“, sagte der Coach, der in der NHL für Tampa Bay Lightning verantwortlich ist. „Ich habe den Jungs gesagt, dass sie den Kopf hochnehmen sollten. Wir wussten vorher, dass so etwas passieren kann. Das ist Teil des Formats. Ich finde, dass beide Torhüter, Calvin Pickard bei uns und Henrik Lundqvist für Schweden, außergewöhnlich gut gespielt haben.“

Was er Gutes mitnimmt, obwohl es „nur“ Silber wurde? „Das ist einfach“, sagte Cooper. „Es ist eine Ehre, Kanada repräsentieren zu dürfen. Das ist ein Kindheitstraum, wenn du in Kanada aufwächst. Ich hatte die Ehre, als Spieler und als Coach dabei zu sein. Wenn du gefragt wirst, dein Land zu repräsentieren, solltest du das niemals ablehnen. Es ist eine Ehre, wenn Du ein Kanadier bist, für dein Land Eishockey zu spielen.“ Bei dieser WM waren rund 400 Spieler im Einsatz, knapp 100 kamen aus der NHL. Es scheint, als nehme der Stellenwert der WM für die NHL-Spieler zu. „Ich hoffe es“, sagte Cooper. „Das war meine erste Erfahrung. Das war augenöffnend, so viele gute Spieler zu sehen, die nicht in der NHL spielen. Spieler, die aus ihren Teams kommen und ein neues Team formen. Eishockey ist ein globales Spiel. Das haben wir hier gesehen.“

Auch gegen Schweden standen zwei Spieler der Tampa Bay Lightning auf Seiten des Gegners – die Verteidiger Anton Strålman und Victor Hedman. „Mein erster Gedanke: Hoffentlich verletzen sie sich nicht“, sagte Cooper mit einem Lachen. „Aber im Ernst: Ich weiß, was sie für unser Team bedeuten. Bei aller Enttäuschung kann ich nur sagen, dass ich gesehen habe, wie ausgesprochen glücklich sie waren. Deswegen freue ich mich für sie. Wenn wir schon verlieren, dann gegen diese Jungs.“

Schwedens Trainer Rikard Grönborg sagte: „Das war ein ausgesprochen ausgeglichenes Finale. Auch das Overtime-Drittel war ausgeglichen, wenn man sich die Schüsse ansieht. Zuletzt haben wir zweimal im Viertelfinale verloren. Daher ist das für uns ein großer Sieg gegen eine sehr starke Mannschaft.“

Und für Deutschland gab es am Ende auch noch einmal Grund zu jubeln. Dennis Seidenberg wurde zum besten Verteidiger des Turniers gewählt. Bester Torhüter wurde der Russe Andrei Vasilevski, bester Stürmer sein Landsmann Artemi Panarin. Alle drei gehören zum Allstar-Team des Turniers – hinzukommen noch Verteidiger Colton Parayko (Kanada) sowie die Stürmer William Nylander (Schweden) und Nathan MacKinnon (Kanada). Nylander wurde außerdem als wertvollster Spieler des Turniers ausgezeichnet. Topscorer wurde Artemi Panarin mit 17 Punkten (vier Tore, 13 Vorlagen). Die meisten Tore erzielten Nikita Gusev, Nikita Kucherov (beide Russland) und Willam Nylander mit jeweils sieben Toren. Torhüter Henrik Lundqvist hatte nach Turnierende mit 94,57 Prozent die beste Fangquote.

Die Abschlussplatzierung:

1. Schweden
2. Kanada
3. Russland
4. Finnland
5. USA
6. Schweiz
7. Tschechien
8. Deutschland
9. Frankreich
10. Lettland
11. Norwegen
12. Dänemark
13. Weißrussland
14. Slowakei
15. Slowenien (Absteiger)
16. Italien (Absteiger)

Aufsteiger aus der WM-Division 1A: Österreich und Südkorea.


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