Schwedenhappen (18)Die WM aus einem anderen Blickwinkel

Pechmarie (oder Pechvelga, wie es vielleicht im Lettischen heißt)
Da hatte doch die junge lettische Zuschauerin, die neben mir saß, gleich dreifaches Pech: Beim vermeintlichen 1:0 ihrer Mannschaft (das ja nach Videobeschau nicht gegeben wurde) sprang sie auf, wobei ihr die Fahne entzwei ging. Als sie sich hinsetzen wollte, war der Sitz leider hochgeklappt. Das Mädchen landete somit auf des Globens hartem Boden. Und zu allem Überfluss war das Tor kein Tor! Mann(Frau)haft ertrug sie die sowohl die physischen als auch psychischen Qualen.
Heute früh keine Feier
Das verwunderte uns doch ein wenig beim Frühstück. Die Siegesfeier der Russen fiel aus, zumindest im Frühstücksraum. Dabei ging es am Mittwochmorgen an einem Tisch richtig rund. Schrilles Lachen und dazu Musik mit schwermütigen Weisen (leider nicht auf Zimmerlautstärke) aus dem mitgebrachten Laptop ermunterten jedoch nicht alle Gäste zum Mitsingen. Die Freude der Nicht-Russen hielt sich dann auch in engen Grenzen.
Schweden – Russland auch auf der Tribüne
Die Partie der beiden wohl besten Teams der Stockholm-Gruppe spielte sich gestern Abend nicht nur auf dem Eis ab. Zunächst ignorierte eine Gruppe russischer Fans die höflichen Aufforderungen der jungen Ordnerinnen, nicht auf der Treppe herumzutanzen, sich doch vielmehr bitteschön hinzusetzen. Als die Köpfe der Mädchen vor Aufregung immer roter wurden, kam die zweite Gruppe. Sie bestand aus „Kleiderschränken“, deren Argumente jetzt endlich fruchteten. Ein besonders renitenter Bursche wurde abgeführt.
Als die Sbornaja in Führung ging, schüttete ein schwedischer Fan einer vor ihm sitzenden Russin Bier auf die Kleidung und in die Haare. Das hätte er lieber nicht machen sollen, denn der Partner des begossenen Mädchens wurde fuchsteufelswild. Auch ein Besucher, der die ganze Zeit friedlich neben mir saß (ich wusste nicht einmal, ob er Schwede oder Russe war) und vorher keine wie auch immer geartete Reaktion zeigte, mischte sich ein und „empfahl“ ihm, nach Hause zu gehen. Schließlich und endlich zeigten ihm die breitschultrigen Ordner den Ausgang.
Viele Korrekturen
So viele Korrekturen sind bei einer WM noch nicht vorgenommen worden. Ständig werden die Namen der Torschützen und/oder Assistenten korrigiert. Und beim Spiel Russland gegen Schweden gab die mitunter immer noch überforderte Stadionsprecherin bekannt, dass der russische Verteidiger Dmitrij Kalinin fünf Strafminuten plus Matchstrafe bekommen habe. Das ist Blödsinn, denn entweder wird eine Matchstrafe ausgesprochen oder es gibt einen „Fünfer“ plus Spieldauer-Disziplinarstrafe.