Peinliches Debakel gegen NorwegenViertelfinale verspielt

Viel schlimmer kann ein Eishockeyspiel für eine Mannschaft nicht beginnen. Nach etwas mehr als fünf Minuten und gerade mal fünf Schüssen führten die Norweger mit 3:0. Bereits nach 1:28 Minuten nahm Bundestrainer Jakob Kölliker seine Auszeit. „Köbi“ nahm die Auszeit, um den Norwegern den Schwung zu nehmen, doch auch das klappte nur bedingt. Beim dritten Gegentor offenbarte die deutsche Hintermannschaft Schwächen, die verzweifeln lassen. Marius Holtet kann nahezu ungehindert zwei Meter vor dem deutschen Tor einen Rückhandpass auf die andere Seite des Tores anbringen und dort muss, der ebenfalls allein gelassene, Martin Roymark nur noch abstauben. Da hatte dann auch der Held von gestern genug. Dennis Endras ging nach 5:35 Minuten vom Eis und überließ seinen Arbeitsplatz Dimitri Kotschnew. Bis zum ersten ernsten Schuss der deutschen Mannschaft musste man geschlagene acht Minuten warten. Norwegen war in allen Belangen überlegen. Zu allem Überfluss musste man ab dem Ende des ersten Drittels auf André Rankel verzichten.
Die Hoffnung, dass man sich in der ersten Pause neu sammelt, formiert und mit frischer Kraft eine Aufholjagd startet, platzte schnell. Im Mitteldrittel überrollte das norwegische Team die Kölliker-Truppe und ließ Erinnerungen an längst vergangen geglaubte Zeiten wach werden. Im Mitteleis fand das deutsche Team nie einen Weg, um die Norweger zu stoppen. Waren die Nordeuropäer in der deutschen Verteidigungszone, spielten sie Katz und Maus. Allerdings machte man es dem Team von Coach Roy Johansen auch erschreckend leicht. Bei vielen der Gegentore glaubte man einer Schülermannschaft zuzusehen – alle dem Puck nach. Viel zu viel Platz hatten die norwegischen Spieler, bei denen jeder mal treffen durfte. Zeitweise war jeder Schuss ein Tor.
Zum letzten Abschnitt kam dann Dennis Endras zurück ins deutsche Gehäuse. Aber wieder dauerte es nur 44 Sekunden, bis Per-Age Skroder das zehnte norwegische Tor erzielte. Auch wenn das deutsche Team noch zu Toren kommt, von einer Steigerung im Schlussdrittel kann nicht die Rede sein, viel mehr gingen die Norweger vom Gas. Nach dem zwölften norwegischen Tor ging Endras, ohne von Kölliker geholt zu werden, wieder vom Eis. Völlig frustriert knallt Endras seinen Schläger auf die Bank. Eine Szene, die Bände spricht. Will man unbedingt etwas Positives im deutschen Spiel finden, dann muss man dem Team anrechnen, dass es keinerlei Frustfouls begangen hat. Der morgige Tag wird für den Bundestrainer sicher kein angenehmer. Er wird sich viele unangenehme Fragen gefallen lassen müssen.
Die zuvor höchste Niederlage gegen Norwegen stammt vom 27. November 1961 in Oslo. Es war ein 2:9. Die höchste WM-Niederlage war ein 3:7 am 25. April 1990 in Bern.
Für Deutschland heißt es, sich am Dienstag mit einer besseren Leistung gegen die Tschechische Republik aus dem Turnier zu verabschieden. Norwegen wird es im letzten Vorrundenspiel mit Dänemark zu tun haben.
Tore:
0:1 (00:20) PatrickThoresen(MadsHansen, Per-AgeSkroder)
0:2 (01:28)Patrick Thoresen(MariusHoltet) (PP1)
0:3 (05:07)MartinRoymark(Marius Holtet)
0:4 (23:16)Lars ErikSpets (MathisOlimb, AndersBastiansen)
0:5 (24:12) HenrikSolberg (MortenAsk)
0:6 (27:42) Jonas Holos (Patrick Thoresen, Morten Ask) (PP1)
0:7 (32:07) Patrick Thoresen (Morten Ask)
0:8 (33:24) Per-Age Skroder (Mathis Olimb, Morten Ask)
0:9 (34:07) Mats Trygg (Patrick Thoresen, Mads Hansen) (PP1)
1:9 (38:25) Patrick Reimer (Philip Gougulla)
1:10 (40:44) Per-Age Skroder (Patrick Thoresen, Mads Hansen)
2:10 (41:01) Justin Krüger (Philip Gogulla)
2:11 (43:15) Mads Hansen (Anders Bastiansen, Juhu Kaunismaki)
3:11 (46:27) Marcus Kink (Kevin Lavallee)
3:12 (52:05) Mats Trygg (Mads Hansen)
4:12 (57:17) Christopher Fischer (Kai Hospelt, Philip Gogulla) (PP2)
Schiedsrichter Vyacheslav Bulanov (RUS), Keith Kaval (USA)
Linienrichter Ivan Dedioulia (BLR), Pierre Dehaen (FRA)
Strafen Deutschland 16+10 Reul, Norwegen 12