Kölliker: Wir hatten vielleicht falsche ErwartungenVor dem WM-Abschluss

Erklärungen für eine Schmach, die an längst vergessen geglaubte Zeiten erinnerte. 4:12 gegen Norwegen. Die höchste Niederlage bei einer WM seit dem 1:10 gegen Kanada 2008, die meisten Gegentore in einem Spiel seit 29 Jahren und die deftigste Schlappe gegen die Skandinavier seit 1961. Eine historische Pleite, noch dazu nicht gegen eine Top-Nation des Eishockey erlitten, sondern gegen ein teilweise überaltertes Team mit den aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) als untauglich abgeschobenen Mathis Olimb (2007 bis 2009 in Augsburg), Morten Ask (2007 bis 2010 in Duisburg und Nürnberg) sowie Mats Trygg (2005 bis 2011 in Iserlohn, Köln und Hamburg).
„Was wir geboten haben, war eine absolute Frechheit. Es hat alles gefehlt, was zum Einzug ins Viertelfinale berechtigt“, sagte der Kölner Philip Gogulla und Patrick Reimer von der DEG ergänzte: „Wir waren immer einen Schritt langsamer und im Zweikampf überhaupt nicht vorhanden. Ich muss sehr tief graben, um mich zu erinnern, wann ich zuletzt so abgewatscht worden bin. Wir müssen uns schon fragen lassen, wie wir unsere Torhüter derart im Stich lassen konnten.“
Fragen, die nach dem Ende des Turniers genauer zu klären sind. Denn auch wenn nun das Viertelfinale verpasst ist, so gilt es doch heute (16.15 Uhr) im abschließenden Spiel gegen Tschechien zunächst noch, sich für die olympischen Spiele 2014 zu qualifizieren. Dazu muss ein Punkt mehr gewonnen werden, als die Schweiz im Parallelspiel gegen die USA holt. Dies aber dürfte schwer werden, denn die bisherigen sechs Begegnungen im Turnier haben gezeigt, dass die Breite im Kader des Deutschen Eishockey Bundes nicht so groß ist wie gewünscht. Die vielen Ausfälle und Absagen von Leistungsträgern waren nicht zu kompensieren, besonders in der Abwehr wurden teilweise dilettantische Fehler gemacht, die der fehlenden internationalen Erfahrung geschuldet sind. Das Ziel Viertelfinale war daher viel zu hoch gesteckt. „In den Köpfen haben sich vielleicht falsche Erwartungen festgesetzt“, sagte Bundestrainer Jakob Kölliker.
Über den 58-Jährigen wurde nach dem 4:12 natürlich sofort spekuliert. Doch ob dieses eine wirklich schlechte Resultat unter den gegebenen Voraussetzungen tatsächlich Auswirkungen auf seine Zukunft beim DEB hat, erscheint eher unwahrscheinlich. Franz Reindl sagte zwar: „Ich weiß nicht, ob dieses Ergebnis darauf Einfluss hat“, aber Kölliker bemerkte zu recht: „Von einem Ergebnis, das alle 51 Jahre mal passiert, dürfen wir uns nicht aus der Bahn werfen lassen.“