Ganz Tschechien liegt Jaromir Jagr zu FüßenGastgeber vor dem Halbfinale gegen Kanada

Jaromir Jagr nach dem Siegtreffer gegen Finnland im Viertelfinale. (Foto: Imago)Jaromir Jagr nach dem Siegtreffer gegen Finnland im Viertelfinale. (Foto: Imago)
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Mit den Halbfinalspielen geht die 79. Eishockey-Weltmeisterschaft in Tschechien heute in ihre ganz heiße Phase. In Prag treffen am Abend um 19.15 Uhr die USA auf Russland. Dabei erhält die „Sbornaja“ durch den in der NHL mit den Washington Capitals ausgeschiedenen Superstar Alexander Ovechkin noch einmal hochkarätige Verstärkung. Doch selbst der 29-Jährige dürfte nicht die Aufmerksamkeit erreichen können, die im ersten Halbfinale um 15.15 Uhr einem anderen Spieler zuteilwerden wird und der die Ceskomoravska-Arena erneut erbeben lässt.

Jaromir Jagr ist der absolute Mega-Star dieses Turniers. Der inzwischen 43 Jahre alte Stürmer Tschechiens ist der euphorisch umjubelte Volksheld im Lande des Gastgebers. Einer Nation, für die Eishockey Sportart Nummer eins ist. Sieben der bislang acht Spiele vom „Team Ceska Republika“ waren mit 17 383 Zuschauern ausverkauft, lediglich gegen Frankreich blieben 273 Tickets an den Kassen liegen. Und überall auf den Rängen sieht man Fans im Trikot mit der Nummer 68. Jaromir Jagr soll den Anhängern den Wunsch vom 13. WM-Titel erfüllen.

Zweimal gewann der Mann aus Kladno in der NHL mit den Pittsburgh Penguins den Stanley-Cup, holte olympisches Gold 1998 und wurde 2005 sowie 2010 Weltmeister. Jagr ist der älteste Spieler, der in der NHL einen Hattrick schaffte und der älteste Akteur, dem bei einer WM ein Tor gelang. Am Donnerstag im Viertelfinale waren es erneut zwei Treffer, dazu gab er auch noch eine Torvorlage und sorgte so fast im Alleingang für das 5:3 gegen Finnland. „Viele haben sicherlich gedacht, die Tschechen holen ihn in den Kader, damit er als Werbefigur die Halle vollmacht. Aber er ist ein absoluter Führungsspieler und fährt selbst harte Checks zu Ende. Keine Ahnung, wie er das in seinem Alter macht“, sagte der deutsche Angreifer Patrick Reimer von den Nürnberg Ice Tigers.

Dass Finnland durch die Schiedsrichter krass benachteiligt wurde, interessierte in der Arena keinen einheimischen Zuschauer. Jede Aktion Jagrs auf dem Eis wurde auf den Rängen erneut von Jubel und Gekreische begleitet. „Jagr könnte in Tschechien wohl sogar Staatspräsident werden, wenn er dies denn wolle“, sagte der Schweizer Stürmer Damien Brunner. Der Hype um Jagr ist unvorstellbar und könnte sich heute weiter Richtung Ekstase steigern, wenn der Angreifer der Florida Panthers sein Land ins Endspiel führen sollte.

Doch im Halbfinale wartet ab 15.15 Uhr eine hohe Hürde. Kanada ist Top-Favorit auf den Titel. Das Team um den nicht minder prominenten Sidney Crosby zeigt sich bei dieser WM bisher als schier unersättliche Tor-Maschine. Bereits 58 Treffer haben die „Ahornblätter“ erzielt. Deutschland wurde mit 10:0 gedemütigt, nur in einem Spiel beließ es Kanada bei weniger als sechs Toren und auch Weißrusslands Trainer sagte nach dem 0:9 im Viertelfinale: „Sie waren uns in allen Belangen haushoch überlegen und ich war einfach nur froh, als es vorbei war.“

In der Vorrunde musste sich auch Tschechien mit 3:6 geschlagen geben. Selbst Jaromir Jagr wurden die Grenzen aufgezeigt, als er sich besonders am „Ungeheuer vom Lake Ontario“ die Zähne ausbiss. Verteidiger Brent Burns sieht allein schon furchteinflößend aus. Mit 1,96 Meter Größe, fehlenden Schneidezähnen, einem tiefen Schnitt auf der linken Wange und Vollbart ist der 30-Jährige der Prototyp eines Eishockey-Spielers schlechthin. „Wir sind hier, um Gold zu holen“, sagte Burns humorlos. Er könnte heute zum Party-Killer für Tschechiens Fans werden.


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