Franz Reindl: „Eine Best-of-Seven-Serie in zehn Tagen“Rieder wohl einziger NHL-Spieler bei der WM – Goc sagt ab
Die Absagen werden mehr, die Aufgabe für die Nationalmannschaft der Eishockey-WM in Tschechien (1. bis 17. Mai) damit immer schwerer. Marcel Goc und Dennis Seidenberg werden nicht bei der WM auflaufen. „Ich kann Marcels Entscheidung nachvollziehen“, erklärte DEB-Präsident Franz Reindl bei einer Pressekonferenz in Köln. „Er wird im Sommer Free Agent und hofft auf einen neuen Vertrag. Er kann sich daher keine Verletzung erlauben, wenn er weiterhin in der NHL spielen will. Das ist in der Karriereplanung wichtig. Und wenn er mit diesem Gedanken gekommen wäre, wäre das auch nicht gut gewesen.“ Goc ist mit den St. Louis Blues aus den Play-offs der NHL ausgeschieden. Die hatte Dennis Seidenberg mit Boston gar nicht erreicht. Dennoch wird auch er wohl nicht für das DEB-Team auflaufen. Ein letzter Hoffnungsschimmer ist wohl noch da – aber eben nur ein kleiner. Bundestrainer Pat Cortina sprach jedenfalls davon, dass die „Familie nun komplett sei“. Und Seidenberg ist nicht dabei.
Das sieht bei Tobias Rieder ganz anders aus. Der 22-jährige hat für die Arizona Coyotes eine starke Premierensaison in der NHL gespielt – ein Highlight waren zwei Unterzahltreffer des jungen Deutschen in einer Situation. „Für mich ist es eine Ehre, das deutsche Trikot tragen zu dürfen. Ich wusste, dass ich bei der WM spielen will, als klar war, dass wir mit den Coyotes die Play-offs verpasst hatten.“ Für Rieder ist es die zweite WM-Teilnahme – und in jungen Jahren werden sich die Augen auf ihn als einzigen NHL-Spieler im Team richten. „Ich kann noch gar nicht sagen, wie meine Rolle im Team sein wird. Ich werde das noch mit Pat Cortina besprechen.“
Von Titelträger Adler Mannheim stoßen mit Dennis Endras, Nicolai Goc, Sinan Akdag, Marcus Kink, Christoph Ullmann, Matthias Plachta und Kai Hospelt gleich sieben Meisterspieler zur Nationalmannschaft. Vom ERC Ingolstadt kommen Timo Pielmeier, Benedikt Kohl und Patrick Hager hinzu. Dafür mussten weitere Spieler ihre Teilnahme an der Weltmeisterschaft absagen. Denis Reul und Frank Mauer (beide Adler Mannheim) fallen verletzungsbedingt aus.
„Unser großes Traum ist es, das Viertelfinale zu erreichen“, sagte Bundestrainer Pat Cortina. DEB-Chef Franz Reindl nahm das mit einem Lächeln zur Kenntnis. „Träumen muss erlaubt sein, aber realistisch können wir in der Gruppe Platz fünf oder sechs anstreben. Das Programm ist von den Gegnern her und angesichts von sieben Spielen in nur zehn Tagen so anspruchsvoll wie noch nie.“ Bislang lief das DEB-Jahr alles andere als gut. Sowohl die U20 als auch die U18 sind abgestiegen; das gleiche gilt für die Frauen; die U18-Frauen sind nicht aufgestiegen. „Das deutsche Eishockey ist in diesem Jahr auf dem Weg nach unten, aber genau dem wollen wir mit unserem langfristigen Ausbildungsprojekt Powerplay 26 entgegenwirken.“ Im schlimmsten Fall könnte auch für das A-Team ein Abstieg drohen; der Aufstieg 2016 würde, wenn nicht sportlich, dann automatisch erfolgen, da Deutschland mit Frankreich 2017 die A-WM ausrichten wird. „Damit befassen wir uns nicht. Wir denken von Spiel zu Spiel und wollen unsere Chance ergreifen“, so Rieder. Reindl: „Für uns ist das eine Best-of-Seven-Serie in zehn Tagen.“
Am morgigen Mittwoch (19.30 Uhr, Wellblechpalast) steht in Berlin das letzte Testspiel gegen Slowenien auf dem Plan. Am 2. Mai beginnt die WM für Deutschland mit dem Spiel gegen Frankreich.
Derweil wurde als kleiner Startschuss eine lebensgroße Eishockeyfigur mit Ausrüstung und Nationalmannschaftstrikot im Deutschen Sport- & Olympiamuseum aufgebaut. Museumsdirektor Andreas Höfer kündigte an, im Weg zur Heim-WM 2017 diverser Ausstellungen und Podiumsdiskussionen anbieten zu wollen.