Es ist eine bedeutende Woche für das deutsche Eishockey. Heute (15.15 Uhr, im Hockeyweb-Liveticker) kämpft die Nationalmannschaft in Helsinki gegen Frankreich um den Einzug ins WM-Viertelfinale und am Freitag in Stockholm dann mit Frankreich für die gemeinsame Ausrichtung der WM 2017. Wir sprachen mit DEB-Generalsekretär Franz Reindl (58).
Herr Reindl, vor der WM gab es bei vielen Experten die Furcht vor einem möglichen Abstieg. Nun ist plötzlich das Viertelfinale drin. Wie fällt ihr bisheriges Fazit aus?
Reindl: Auch ich hatte großen Respekt vor diesem Turnier. Aber Kompliment ans Team, es hat in allen Spielen überzeugt. Nur gegen Österreich waren wir schlecht, haben aber gewonnen.
Wie erklären Sie sich nach den schlechten Tests den Aufschwung?
Reindl: Das hat viel mit Christian Ehrhoff zu tun. Er ist ein echter Führungsspieler, der die anderen beflügelt und an dem die Mannschaft wächst. Dazu halten unsere Torhüter Zepp und Endras stark.
Für das Viertelfinale muss Frankreich besiegt werden, mit dessen Verband sich der DEB gemeinsam um die Ausrichtung der WM 2017 bewirbt. Ein komisches Gefühl?
Reindl: Bis jetzt habe ich mich immer für die Franzosen über ihre Siege gefreut. Schließlich pflegen wir auf administrativer Ebene schon lange eine gute Partnerschaft. Sportlich sind wir heute halt mal Gegner.
Am Freitag fällt dann in Stockholm die Entscheidung, wer den Zuschlag für die WM 2017 bekommt. Werden sich Deutschland und Frankreich gegen die beiden Mitbewerber Dänemark/Lettland und die Ukraine durchsetzen?
Reindl: Ich habe ein gutes Gefühl. Wir bieten ein starkes Produkt. Durch die zwei großen Arenen in Paris und Köln können wir günstige Eintrittspreise anbieten, mit denen wir allein in den 100 Kilometer weiten Umkreisen um die beiden Städte rund 32 Millionen Einwohner ansprechen.
Halbfinale und Finale sollen in Köln stattfinden. Daran ist die deutsch/dänische Bewerbung gescheitert. Mit Frankreich gab es da keinen Zwist?
Reindl: Nein, Frankreich hat die Rolle als Co-Gastgeber von vornherein voll akzeptiert, obwohl damit natürlich sportlich und finanziell Einbußen entstehen.
Wie groß ist das Budget für so ein Turnier?
Reindl: Rund 25 Millionen Euro. Das ist eine enorme Belastung, die sich natürlich auf zwei Schultern besser verteilen lässt. Bei der WM 2010 haben wir aber auch alleine einen Gewinn erwirtschaftet und ich glaube, dass wir das auch 2017 wieder schaffen und in die Nachwuchsarbeit investieren.
Wie wichtig ist eine erfolgreiche Bewerbung?
Reindl: Enorm wichtig. Eishockey hat hierzulande derzeit nur regional eine Bedeutung, eine WM aber rückt unsere Sportart überregional in den Fokus. Um Akzeptanz zu erreichen, müssen wir sie schon alle sieben bis acht Jahre austragen. Zudem intensiviert so ein Turnier am Horizont die komplette Arbeit im Jugendbereich. Die Spieler werden besser ausgebildet, um sie dem internationalen Niveau zuzuführen.