„Ein Präsident schießt keine Tore“Uwe Harnos im Exklusiv-Interview mit Hockeyweb-Partner SPOX.com
DEB-Präsident Uwe Harnos. (Foto: Daniel Fischer - www.stock4press.de)Uwe Harnos über…
… die Kritik an seiner Person: “Dass es Unmut gibt, muss man verstehen. Dass man möglicherweise persönlich Kritik ertragen muss, ist auch hinzunehmen. Aber ich kann Ihnen eines ganz klar sagen: Ein Präsident, egal von welchem Verband, schießt keine Tore. Ich kann als Präsident keinen sportlichen Erfolg auf dem Eis herbeiführen. Dass sich gewisse Leute dann so personifiziert äußern, die es persönlich einem gegenüber nicht äußerten, habe ich zur Kenntnis genommen und daraus gelernt. 2010 hatte ich Schulterklopfer, bis der Arzt kommt, aber da war ich genauso wenig der Grund für den Erfolg. Da war ich auch nur ein kleines Rädchen in einem großen Uhrwerk, das mitgeholfen hat, eine erfolgreiche WM auszurichten. Ich muss mich bei manchen Aussagen schon wundern. Aber es ist abgehakt und für mich auch jetzt nicht mehr kommentierungswürdig. Es ist immer leicht, nach Schuldigen zu suchen, anstatt sich selbst zu hinterfragen, was man in der Vergangenheit hätte vielleicht bewirken können.“
… Gedanken an Rücktritt: “Diese Momente gab es schon, ja. Es macht einen nachdenklich. Aber die Flinte ins Korn zu werfen, wäre der falsche Weg. Ich bin von den Mitgliedern gewählt worden, sie haben mir ihr Vertrauen ausgesprochen. Es wäre ihnen gegenüber nicht gerechtfertigt, wenn ich hinschmeißen würde, nur weil ich es persönlich nicht mehr ertragen kann oder will. Wir sind in einer wichtigen Phase, in der wir an generellen Strukturen arbeiten, in der wir einen extremen Fokus auf die WM-Bewerbung 2017 legen, da wäre es der falsche Zeitpunkt gewesen, um aufzuhören. Das stand nie zur Debatte.“
… Uwe Krupps Ende als Bundestrainer: “Das war ja immer der Leitsatz derer, die die große Kritik geäußert haben. Uwe Krupp ist nicht mehr Bundestrainer, deshalb ist kein Erfolg mehr da. Nun war es aber keine alleinige Entscheidung von Uwe Harnos, dass Uwe nicht mehr als Bundestrainer weitergemacht hat. Es war eine gemeinsame Entscheidung des Präsidiums und des Direktorats, und dazu eine Entscheidung gemeinsam mit dem Kooperationspartner DEL, der eine Doppelfunktion ausgeschlossen hatte. Bei Uwe wäre es sogar eine Dreifachfunktion gewesen, Bundestrainer, Haie-Trainer und Haie-Sportdirektor. Die Frage hat sich gar nicht gestellt.“
… Jakob Kölliker: „Ich fand die Spiele 2009 noch schlimmer als 2012. Da waren wir ja noch schlechter. Aber wir haben uns hingesetzt und darauf gesetzt, dass Uwe der richtige Mann ist. Nach 2010 waren die Dinge dann plötzlich wieder alle rosarot, das ist bei uns in der Gesellschaft leider so, dass viele Sachen schnell vergessen werden. 2010 ist die Mannschaft von Erfolg zu Erfolg getragen worden, deshalb gab es da auch keine Reibungspunkte innerhalb des Teams. Aber Uwe hatte ohne Zweifel einen unglaublichen Anteil am Erfolg, weil er ein unglaublicher Motivator ist, vielleicht ist das eine Qualität, die Jakob Kölliker gefehlt hat. Wir haben uns auch da nachhaltig darum bemüht, eine richtige Entscheidung zu treffen. Ich habe es auch so empfunden, dass er die Mannschaft erreicht hat. Das haben die Ergebnisse in der Vorbereitung gezeigt. Was dann passierte ist, kann ich ihnen nicht erklären.“
… Franz Reindl und das Thema Doppelfunktion: „Die Entscheidung in der Person Franz Reindl war erstens auch eine einvernehmliche. Und zweitens hat auch der Tag eines Franz Reindl nur 24 Stunden, er kann nicht gleichzeitig mehrere Jobs machen. Generell war unser Gedankengang bei der Installierung eines Bundestrainers, der in Personalunion auch Sportdirektor ist, so, dass wir mit Uwe Krupp positive Erfahrungen gemacht hatten. Bevor er überhaupt die A-Mannschaft übernahm, hat er sich als Nachwuchstrainer eingebracht und war bei den U-Turnieren dabei. Alle Jungs, die 2010 alles gegeben haben, kannte er schon. Er wusste, wie sie ticken. Das war ein Schlüssel für seinen Erfolg. Uwe hat das Nachwuchsprogramm entscheidend beeinflusst. Ein weiterer Gesichtspunkt ist, dass der Kalender mit den Maßnahmen im Senioren-Bereich für zwei, drei, maximal vier Monate gefüllt ist. Wir mussten uns auch die Frage stellen, ob wir dafür jemanden 365 Tage beschäftigen können?“
… seine Erwartungen für die WM: „Diesmal will es der Spielplan so, dass wir die dicken Fische, die Finnen und Russen, gleich am Anfang bekommen. Die erste Prämisse muss lauten, mindestens Siebter in der Gruppe zu werden. Alles andere ist schwer einzuschätzen. Wenn das Team die Leistung abruft, die es abrufen kann, müsste es eine Chance haben, Österreich, Frankreich und Lettland zu schlagen. Alles andere kommt dann auch auf den Turnierverlauf an, es hängt dann oft an Nuancen. Wir vom Verband können nur die bestmöglichen Voraussetzungen schaffen. Wir haben zwei Co-Trainer dabei, einen Video-Coach - alle zusätzlichen Wünsche, die Pat hatte, wurden erfüllt. Aber er ist letztlich auch davon abhängig, ob die Jungs das umsetzen können, was er ihnen auf den Weg gibt.“
... seine Zukunft als Präsident: „Fakt ist, dass es am 30.6. 2014 eine Mitgliederversammlung geben wird. Und in erster Linie werden dann die Mitglieder entscheiden. Wir haben noch viele offene Baustellen, die es zu lösen gilt. Wir haben innerhalb des Präsidiums eine homogene Truppe, die bis ans Äußerste der Belastungsgrenze geht - ehrenamtlich! Wir sind auf einem guten Weg mit der DEL und jetzt müssen weitere Schritte her, das deutsche Eishockey nach vorn zu bringen. Zunächst einmal hoffen wir auf den Zuschlag zur Ausrichtung der WM 2017.“
… die WM-Bewerbung 2017: „Man soll nie sagen, dass man gute Chancen hat, dann klappt es eh nicht. Vor dem Spiel gegen Österreich hatte ich ein gutes Gefühl und es ist in die Hose gegangen, davon will ich mich nicht leiten lassen. Was ich aber sagen kann, ist, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht und ein sehr gutes Konzept haben, gemeinsam mit den Franzosen. Wir haben bis jetzt alles getan, was wir tun konnten und werden das auch noch weiter tun. Wir glauben daran, dass wir eine gute Präsentation vorlegen werden. Wir haben bisher auch noch nichts Negatives gehört. Wir haben mit Frankreich einen guten Partner, der mit Paris-Bercy auch exzellente Verhältnisse anbieten kann. Aber wir müssen uns auch bewusst machen, dass die Konkurrenz groß ist. Dänemark, das noch nie eine WM ausgetragen hat und sportlich im Aufstreben ist, bewirbt sich zum vierten Mal. Dazu machen es die Dänen ähnlich wie wir, in einer gemeinsamen Bewerbung mit den Letten. Lettland war 2006 das letzte Mal dran, wir 2010, das würde dann rein von den Zeitabständen gegen uns sprechen. Es wird sicher kein Selbstläufer.“
… den Konflikt mit der 2. Bundesliga: „Man wird sagen, dass ich das nicht objektiv betrachte, aber ich kann das nicht nachvollziehen. Worum geht es hier eigentlich? Wir waren schon so weit, dass die 2. Liga nach dieser Saison eine Relegation mit der DEL hätte spielen können - der erste Schritt in Bezug auf eine nachhaltige Verzahnung. Ob die dann gewonnen worden wäre und ob dann die wirtschaftlichen Voraussetzungen für die DEL erfüllbar gewesen wären, ist eine andere Frage, aber wir hätten sie spielen können. Um eine Verzahnung hinzubekommen, haben wir auch Forderungen der DEL Rechnung getragen, was beispielsweise die Einflussnahme bei der Nationalmannschaft angeht. Wenn es dann heißt, der DEB hätte uns verraten, dann verstehe ich es nicht mehr. Jetzt wollen die Klubs aus der 2. Liga plötzlich das machen, was sie der DEL jahrelang vorgeworfen haben? Sie wollen einen Schlussstrich unter die 2. Liga ziehen, um die sportliche Qualifikation soll es nicht mehr gehen, es werden einfach die Standorte genommen, die einem gerade passen - und dann glaubt man, man tut etwas Positives für das deutsche Eishockey? Es tut mir leid, aber das können wir im DEB nicht mehr nachvollziehen. Aber aus welchem Grund auch immer scheint das ihr Standpunkt zu sein. Und dann schreiben sie in ihrer Erklärung, dass sie das Angebot ablehnen, aber den DEB anerkennen und einen Kooperationsvertrag schließen wollen. Das passt nicht zusammen. Wir sind auf jeden Fall der festen Überzeugung, dass es eine Durchlässigkeit braucht.“
… das Thema Auf- und Abstieg: „Die Fans wünschen es sich und sagen: Verband, mach was! Viele Dinge sind dem Fan ja juristisch gar nicht zu erklären, weil man sie selbst als Jurist teilweise nicht versteht. Wir wollen selbstverständlich auch Auf- und Abstieg! In Teilen hätten wir diesen schon in dieser Saison haben können. Wir glauben, dass wir schon einmal auf einem guten Weg waren, bis es eine Umkehr um 180 Grad gab, die wir nicht verstehen können.“
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