Die deutsche Nationalmannschaft vor einem weiteren MeilensteinFazit der WM-Vorrunde
Die deutsche Nationalmannschaft feierte in der Vorrunde der Eishockey-Weltmeisterschaft fünf Siege. (Foto: dpa/picture alliance)
Wann gab es das schon einmal im Mai? Es ist noch nicht allzu lange her, dass Deutschland um den Klassenerhalt zittern musste. Seit 2018 scheint jedoch alles anders. Nach dem ersten Hoch unter Uwe Krupp wurde die deutsche Nationalmannschaft unter der Leitung von Marco Sturm sensationell Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Winterspielen und die deutsche Mannschaft war so nah an Gold wie noch nie zuvor. Ob sich diese Chance noch einmal wiederholt, steht in den Sternen, aber die Sterne sind nähergekommen, bei weitem nicht mehr, zumindest im sportlichen Sinn, Lichtjahre entfernt. 2019 nun greifen die Deutschen wieder nach den Leuchtkörpern am Himmelshorizont. Nach fünf Siegen in der Vorrunde geht es nun gegen Tschechien. Da braucht man keine Angst haben und das hat dieses deutsche Team auch nicht, das bewies eindeutig das Spiel gegen die Slowakei. Der neue Bundestrainer Toni Söderholm hat nicht nur das Amt von Marco Sturm übernommen, er scheint auch die DNA übernommen zu haben, diesem Team, das nur vier Verstärkungen aus der NHL erhielt, das Selbstvertrauen einzuimpfen, das man braucht, um den Großen dieser Welt zu zeigen, wie stark man sein kann.
Das 1:8 gegen Kanada bewies diese Theorie, denn den Kanadiern klingelte noch heute das Gehör, wenn sie an das für sie peinliche 3:4 von den Olympischen Spielen dachten, als sie nach dem Spiel von der gesamten Nation förmlich zerrissen wurden. Anstatt nach Gold zu greifen, hatte man die Heimflugtickets in der Hand und dann gab es im Flieger noch das Finale der Russen gegen die Deutschen zu sehen. So sehen kanadische Höchststrafen aus. Also gab man Gas, zeigte den Deutschen, dass nur sie, die Kanadier, das Recht auf ein Finale haben, aber kann man der deutschen Mannschaft so eine Niederlage verübeln? Nein, denn was das DEB-Team bis jetzt abgeliefert hat, war aller Ehren wert. In den letzten Jahren gab es immer wieder Spiele, bei denen es später hieß, dass man ein bisschen mehr Glück gut hätte gebrauchen können. Dieser Topf war also gut gefüllt und wurde dann auch gegen die Slowakei voll eingesetzt. Den Gastgeber in der regulären Spielzeit mit zwei Toren in den letzten 60 Sekunden besiegt. Der deutsche Chronist wird lange in den Annalen zurückblättern müssen, um so etwas wiederzufinden.
In allen anderen Spielen zeigte die deutsche Nationalmannschaft begeisterndes Eishockey und warum sollte der Weg bei dieser Weltmeisterschaft schon zu Ende sein? Am Donnerstag wartet Tschechien, der heimliche Gastgeber dieser WM auf das deutsche Team. Im Gegensatz zur deutschen Mannschaft erwarten die Tschechen von ihrer Vertretung einen Sieg und den damit verbundenen Einzug ins Halbfinale. Sicher haben die Tschechen mit zwölf WM-Titeln (einschließlich denen der Tschechoslowakei) eine unglaubliche Tradition aufzuweisen und die tschechische Mannschaft strotzt nur so von NHL- und KHL-erfahrenen Spielern, aber ob die Nerven halten, darf zumindest angezweifelt werden. Die Tschechen sind gewarnt und werden das Spiel vorsichtig angehen.
Wenn sich jetzt noch Glücksgöttin Fortuna am Donnerstag als deutscher Fan erweist, dann ist das Halbfinale möglich.