Dem Chaos zum TrotzAm Sonntag beginnt die B-WM - mit der Ukraine

Würde die Ukraine überhaupt antreten können? 2011 beispielsweise nahm Japan nicht an der Division-IA-WM teil. Nach der Katastrophe von Fukushima sah sich das Team außer Stande nach Budapest zu reisen. Der Eishockey-Weltverband (IIHF) beschloss daher, diese WM-Gruppe nur mit fünf Teams spielen zu lassen. Japan behielt damals seinen Platz in der „B-WM“; der Fünfte des Turniers, Spanien, musste daher absteigen.
Eine Blaupause für die Ukraine 2014? Es hätte wohl auch Verständnis für die Eishockeyspieler des krisengeschüttelten Landes gegeben, hätten sie nicht nach Korea reisen können. Doch die ukrainische Mannschaft tritt an – und was noch viel bemerkenswerter ist: Das Team besteht aus Spielern aus dem Westen der Ukraine und des Ostens, in dem viele russischsprachige Menschen leben. Dort also, wo nach der Abspaltung der Krim ein neuer Krisenherd entstanden ist. Ein genauer Blick geht sogar weiter.
Ein Beispiel sind die drei Torhüter, die zuletzt die Vorbereitung mit der ukrainischen Mannschaft bestritten haben. Sergei Gaiduchenko wird, was seine Nationalität angeht, als Ukrainer und Russe geführt, wurde aber in Kiew geboren – spielt aber für Donbass Donezk im Osten des Landes, einem Team, das der KHL angehört. Ein weiterer Torhüter, Vadim Seliverstov, wurde ebenfalls in Kiew geboren, spielte viele Jahre für Sokol (ukrainisch: Sokil) Kiew und gehörte in der abgelaufenen Saison zum Team von HK Astana in Kasachstan. Goalie Nummer drei wiederum, Mikhail Shevchuk, ist Ukrainer aus dem Osten des Landes. Geboren in Charkow spielte der 19-Jährige in der Saison 2013/14 im MHL-Team, also in der Nachwuchsliga, für Donezk.
Blickt man auf den gesamten Kader der ukrainischen Mannschaft ist diese Mischung offenbar nicht unüblich. Warum auch nicht? Schließlich wird in beiden Landesteilen Eishockey gespielt. Ein Großteil der Nationalmannschaft, neun Spieler sind es, laufen für das KHL-Team Donbass Donezk auf; drei Spieler gehören dem Team des ukrainischen Meisters Kompanion Kiew an. Andere spielen für weitere ukrainische Teams; fünf Aktive spielten zuletzt für weißrussische Mannschaften, einer von ihnen, Olexander Materukhin, spielt für das weißrussische KHL-Team Dinamo Minsk.
Ein Hauch von sportlicher Normalität also, während die Lage im Land immer undurchsichtiger wird? Es scheint so – und es geht noch weiter. Denn das Team trainierte zunächst gemeinsam in Kiew, reiste dann aber nach Chabarowsk in den Fernen Osten Russlands, bestritt dort Testspiele gegen Japan und die KHL-Teams Amur Chabarowsk und Admiral Wladiwostok.
In Goyang in Südkorea treten sechs Teams an. Neben der Ukraine sind dies Österreich, Japan, Slowenien, Ungarn und Gastgeber Südkorea. Die ersten beiden Teams steigen in die Top-Division der WM auf; der Tabellenletzte steigt in die Division I, Gruppe B ab.
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