Wild Wings von Tölzer Löwen im Schlussdrittel überrollt

"Ciao Bella 3 Punkte". Auf diese humorvolle Weise drückte Schwenningens Coach Mike "Bully" Bullard seine Unzufriedenheit über die Leistung seiner Mannschaft aus. Sinngemäß ergänze er: "Eine Mannschaft, die zu den Top-Four gehören will, muss sechzig Minuten konzentriert spielen, nicht nur zwei Drittel lang." Eine verständliche Einlassung, eingedenk des Spielverlaufs bei der 1:4 (0:0, 1:1, 0:3) Niederlage der Wild Wings in Bad Tölz. Mit einem Treffer in Führung liegend, versäumten es die Doppelstädter vorzeitig eine Entscheidung zu ihren Gunsten herbeizuführen. Die Wende zum Guten aus Tölzer Sicht begann mit dem Ausgleich von Christian Urban, der nebenbei zum Spieler des Abends mutierte. Fortan spielte ausnahmslos die Heimmannschaft, die sich im letzten Drittel sagenhaft präsentierte und die Begegnung hochverdient für sich entschied.
Von den jüngsten Absenzen kehrte lediglich Josef Kottmair zurück ins Team. Dafür fehlte Beppo Frank. Peter Obresa verordnete dem jungen Defender eine Pause, nachdem die Leistungen beim Spiel in Regensburg des Trainer alles andere als verzückten. Verteidiger standen auch ohne Frank ausreichend zur Verfügung, der Schuh drückte im Sturm. Lediglich neun Angreifer waren einsatzfähig. Dabei gilt es doch den Gegner mit seinen zahlreichen betagten Kräften mit hohem Tempo entgegenzutreten. So hielten sich die Löwen im ersten Drittel mit ihren Offensivbemühungen etwas zurück, ließen den Gegner kommen. Die Wild Wings ihrerseits entfachten auch nicht den großen Druck, hatten lediglich bei einem Knaller von Oldie Wally Schreiber eine gute Gelegenheit. Für die Löwen scheiterte Andi Kruck beim Break sowie Jeff Hoad mit einem Rückhandschlenzer im Powerplay. Eben dieses Powerplay war bis zur Mitte der Partie doch sehr mängelbehaftet. In Abschnitt zwei kamen die Gäste zunächst besser zurecht. McNeil scheitert aussichtsreich an Couture, Storey traf mit einem Schlenzer unter die Latte zur Führung. Gerade einmal fünf Sekunden wärmte Florian Leitner die Strafbank, da bediente Schreiber den Verteidiger. Die Schwenninger waren jetzt am Drücker und hatten mehrfach einen komfortableren Vorsprung auf der Kelle. Patrick Couture bot einen unglaublichen Save dar, als dem alleine auf ihn zufahrenden Wally Schreiber den Zugang zum 0:2 spektakulär verwehrte. Auch eine 3-5 Situation mussten die Buam überstehen. Auf Couture prasselte Dauerbeschuss ein. Wer seine Möglichkeiten jedoch nicht verwertet, wird zumeist bestraft. Kurz vor der zweiten Pause versenkte der Christian Urban die Scheibe im Nachschuss, nachdem St.Croix´s Blueliner noch geblockt wurde. Und auch das Überzahlspiel nahm plötzlich Formen an. Noch vor der Sirene verpassten Leitner und Warren haarscharf.
Der Schlussabschnitt begann mit dem Knackpunkt der Partie. Schiedsrichter Vogl schickte Sepp Kottmair wegen eines angeblichen Bandenchecks, den - wenn überhaupt - Christian Urban begangen hat, auf die Strafbank. Peter Obresa echauffierte sich ob dieser Entscheidung derartig heftig, dass Vogl noch eine Bankstrafe dazugab. Disziplinfanatiker Obresa gab nach der Partie auch kleinlaut zu, er hätte die Schuld auf sich genommen, wäre in dieser Situation ein entscheidender Nachteil entstanden. Es blieb aber bei der im Strafenkatalog für derartige Vorfälle vorgesehene pekuniäre Ahndung, denn nach nur wenigen Sekunden verabschiedete sich auch Ron Pasco für zwei Minuten und der große Vorteil war dahin. Das Powerplay der Gäste entfachte keine Wirkung. Derek Meyer hätte per Break treffen müssen, Hugo Haas lenkte den Puck über das Gehäuse. Als wenig später die Hausherren ihrerseits zwei Spieler mehr auf dem Eis hatten, nutzten sie ihre Chance. Chris St. Croix - von den Internet-Usern zum Spieler des Monats Januar gekürt - stellte mit einem Gewaltschuss die Weichen auf Sieg. Kurz darauf vollendete Morgan Warren einen über Urban eingeleiteten Konter auf sehenswerte Weise. Endgültig klar war die Geschichte nach dem abermaligen Schlagschusstor von Toni Prommersberger. In der Szene zuvor versäumte bereits Florian Curth die Gelegenheit Haas zu überlisten. Bei einer neuerlich 5-3 Überzahl waren dann erneut Curth wie auch Tim Regan einem weiteren Treffer sehr nahe. Der zweite Torerfolg der Wild Wings war nur noch Ergebniskosmetik. Schütze Wildgruber erhielt als Belohnung eine zweifache Strafe, weil er vor lauter Freude ein Scharmützel mit Jeff Hoad begann.
Peter Obresa befand nach der Partie, dass "wir heute zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht und zudem die technischen Vorteile der Schwenninger durch gutes Kampf- und Positionsspiel wettgemacht haben". Für die Spieler, die am Wochenende außen vor waren, beginnt am Dienstag wieder der Alltag. "Da ist Alles was war vergessen", gab Obresa zu verstehen. Oder wie Mike Bullard sagen würde: "Ciao Bella Fasching" (orab)
Tore:
0:1 (28:48) Storey (Schreiber 5-4), 1:1 (37:55) Urban (St.Croix, J.Kottmair), 2:1 (49:16) St.Croix (Regan, Mayer 5-3), 3:1 (51:47) Warren (Urban), 4:1 (53:29) Prommersberger (Kruck, Warren)
Strafen: Bad Tölz 20 - Schwenningen 26
Schiedsrichter: Vogl (EC Thanning) - Bidoul, Meister
Zuschauer: 1417
Spieler des Spiels: Christian Urban