Wild Wings nutzen Überzahl rigoros – 6:3 in Bad Tölz
Heimpleite gegen BietigheimWer nicht hören will, muss fühlen. Unter dem Motto dieser
gängigen Phrase stand die gestrige Partie der Tölzer Löwen gegen die
Schwenninger Wild Wings. Im Vorfeld des Spiels hatte Löwen Trainer Kammerer
vehement drauf hingewiesen, dass dem Gegner nur beizukommen sei, wenn zu einer
hundertprozentiger Leistung die Anzahl unnötiger Strafen auf ein Minimum
reduziert werden würde. Alleine in der Umsetzung haperte es gewaltig. Zum
zweiten Male innerhalb von zwei Tagen kassierten die Löwen vier Gegentore während
einer zweiminütigen Dezimierung. Am Ende unterlag der Zwölfte des Tableaus
dem Siebten mit 3:6 (1:4, 1:0, 1:2), wobei das Spiel bereits nach dem
ersten Spielabschnitt entschieden schien.
Sechs zu eins, lautete die Bilanz der Strafzeiten im ersten Spieldrittel zu
Ungunsten der Hausherren. Teilweise waren die Strafen unnötig und schlichtweg
dumm. Und hatten zudem weit reichende Folgen. Schwenningen nutzte den Vorteil
gnadenlos, traf dreimal zwischen Minute elf und vierzehn. Der frühe Führungstreffer
von Schulz fiel indes bei personeller Gleichzahl. 0:4 nach einer knappen
Viertelstunde – das schien auch für die kämpferischen Möglichkeiten der
Isarwinkler eine zu hohe Hürde. Immerhin traf Hoad (Saisontreffer Nr. 15) noch
vor der Pause.
Möglich wäre an diesem Abend sicher so Manches gewesen. Die Tendenz zu einem
doch noch erfreulichen Spielausgang war nach Schinköthes sehenswertem
Alleingang durchaus da. Der mittlere Abschnitt wurde von den Löwen dominiert,
die Schwenninger verhielten sich zu passiv. Einen Treffer von John Kachur
erkannte der Unparteiische nicht an. Er pfiff einfach ab, obwohl die Scheibe
unter dem Schoner von Hugo Haas mit hoher Wahrscheinlichkeit hinter der Torlinie
war. „Das war jetzt bereits das zweite Mal“, echauffierte sich Kammerer.
„Gegen Freiburg hat es uns den Sieg gekostet, heute das Herankommen. Ich weiß
nicht warum die Schiedsrichter immer pfeifen, obwohl sie die Scheibe gar nicht
sehen.“ Ein Wortspiel mit dem Begriff „geklautes Tor“ und dem Namen des
Referees hätte sich angeboten. Überhaupt schien die Zufriedenheit Kammerers
mit dem Spielleiter limitiert zu sein. Benachteiligten sich die Löwen zunächst
selbst, beurteilte Herr Klau mit zunehmender Spieldauer eine Fülle von Zweikämpfen
äußerst kleinlich. Zwar erwischte es bisweilen auch einen Blauen, doch das
Verhältnis stimmte einfach nicht. In Punkto Einsatz und Kampf war den Löwen in
dieser Phase nichts vorzuwerfen. Einzig der Ertrag von einem Treffer stand nicht
in Relation zu dem betriebenen Aufwand. Geendet hat die Druckphase der
Hausherren indes jäh. Benjamin Hecker traf Gegenspieler Brezina mit dem hohen
Stock im Gesicht, was zu einem vorzeitigen Ausschluss des gebürtigen Berliners
führte. Diese Entscheidung – das sei erwähnt – war regelkonform.
Brezina revanchierte sich auf seine Weise für die blutige Nase. Er stellte zu
Beginn des Schlussabschnitts auf 5-2; ein Tor mit vorentscheidendem Charakter.
Zwar konnte der offensiv ungewohnt agile Kapitän Schinköthe noch einmal verkürzen,
doch nur zwei Minuten später nutzte Dustin Whitecotton einen kapitalen Bock von
Duane Harmer zum Endstand. Harmer freilich wurden mildernde Umstände zuteil.
Der Kanadier wurde am Morgen des Spiels Vater eines gesunden Sohnes. Gedanken
sind eben nicht immer frei.
Marcel Breil, Schwenningens Trainer, relativierte seine Zufriedenheit über den
Sieg mit den Darbietungen seines Teams im zweiten Drittel. „Da hatten wir
teilweise die Fassung verloren, uns provozieren lassen. Bei Einigen war es
sicher der Frust über das Auslassen klarster Torchancen.“
„Das war ein komisches Spiel“, konstatierte Axel Kammerer. „Zum einen bin
ich von der Mannschaft ein wenig enttäuscht. Sie hat zu behäbig, ohne die nötige
Leidenschaft begonnen.“ Wir scheiterten heute an unbeholfenen Strafen und
kleinlichen Schiedsrichterentscheidungen. Man
sieht, dass wir keine Chance haben, wenn wir nicht 100 % geben.“ Die
derzeitige personelle Situation beschrieb Kammerer so: „Aufgrund der Ausfälle
(Gulda verletzt, Hecker gesperrt, Holzer, Fischhaber und Endraß in Kanada)
kommt jetzt eine schwere Zeit über Weihnachten auf uns zu. Es werden uns
vermutlich weitere Spieler aus dem DNL-Kader aushelfen müssen.“
Oliver Rabuser
Tore:
0:1 (03:24) Schulz (Stramkowski, Hoffmann), 0:2 (10:25) Dyck (Moger, Junker,
5-4), 0:3 (13:07) Dyck (Bergen,
Hynes, 5-4), 0:4 (13:58) Moger (Junker, Bergen, 5-4), 1:4 (16:52) Hoad (Holzer,
Stevens), 2:4 (26:48) Schinköthe, 2:5 (42:17) Brezina (Hay, Vasicek, 5-3), 3:5
(52:58) Schinköthe (Hoad, Harmer, 5-4), 3:6 (54:58) Whitecotton (Hynes, Dyck,
3-4)
Strafminuten: Bad Tölz 22 + 10 (Kachur) + 5/Spieldauer
Hecker -
Schwenningen 24 + 10 (Hassan)
Schiedsrichter: Klau (Griesenbrauck-Sümmern)
- Rischer, Timmermanns
Zuschauer: 1197
Spieler des Spiels: Paul Dyck