Wild Wings mit Kampf und Moral zum Sieg

Ein besonderes Spiel stand auf dem Spielplan: Der befreundete Klub
aus Crimmitschau gab in dieser Saison das erste Mal seine Visitenkarte
in Schwenningen ab. Viele hatten sich auf dieses Duell gefreut und so
konnte die Abteilung Ticketing des SERC 04 e.V. eine
erfreulicheZuschauerzahl vermelden. 3.432 Fans wollten sich das
Aufeinandertreffen der Kultklubs nicht entgehen lassen, ca. 400 Fans aus
Sachsen begleiteten ihr Team in den Süden der Republik. Entsprechend
freundschaftlich war die Atmosphäre zwischen den Fans, das Spiel auf dem
Eis war zu keiner Zeit unfair oder hart geführt, wobei jedem sehr
schnell klar war, dass keiner der Akteure auf dem glatten Grund an
diesem Abend etwas zu verschenken hatten. Für die Eispiraten ging es
vornehmlich darum, den Anschluss zu den Play-Off-Plätzen nicht zu
verlieren und die bisher magere Punktausbeute in der Fremde von 2
Punkten deutlich zu verbessern. Die SERC Wild Wings hatten das Ziel, den
Abstand zur Tabellenspitze zu verringern und die Heimbilanz zu
verschönern, ging es doch vor allem darum, die Fans durch den vierten
Heimsieg in dieser Saison für ihr Vertrauen und ihre Treue zu belohnen.
Vorab sei gesagt: Das Vorhaben ist geglückt, wobei es ein überaus hart
erarbeiteter Sieg gegen beherzt aufspielende Eispiraten aus Crimmitschau
war. Die 3432 Fans sahen dabei kein gutes Spiel der Wild Wings, vor
allem die Defensive machte in diesem sportlichen Wettkampf des öfteren
eine sehr unglückliche Figur. Obwohl das Überzahlspiel im Training
verstärkt geübt wurde, wollte es auch an diesem Freitag nicht gelingen,
eine entsprechende Ausbeute aus diesen Situationen zu gewinnen. Aber der
Reihe nach.
Das erste Drittel begann sehr flott von beiden Mannschaften, wobei sich
die Wild Wings die ersten Chancen erarbeitete. Die Starting Six der
Schwenninger dürfte dabei so manchen Fan überrascht haben, des es stand
kein einziger Stürmer auf dem Eis! Fünf Verteidiger durften die Partie
eröffnen und Benjamin Wildgruber hatte zum Erstaunen der Fachleute seine
erste Chance nach 35 Sekunden gespielter Zeit. Trainer Mike Bullard
erklärt diese ungewöhnliche Maßnahme:"Ich wollte meine Stürmer damit
wachrütteln. Wenn sie nicht treffen, spielen eben Verteidiger. Bei
unserer mangelnden Chancenauswertung muss ich eben neue Dinge probieren,
damit die Mannschaft begreift". Trotz dieser Maßnahme brachten es die
Wild Wings nicht fertig, den Puck im Gehäuse von Sinisa Martinovic, der
bis auf eine Szene ein sehr gutes Spiel machte, unterzubringen. Es kam
aber noch schlimmer: Die erste Strafzeit der Crimmitschauer führte nach
einem bösen Fehler des Schwenningers Ben Storey zum 0:1 Führungstreffer
der Sachsen in Unterzahl. Der bärenstarke Toptorjäger Eric Schneider war
auf und davon, Rostislav Haas konnte seinen Alleingang zwar stoppen, den
Rebound konnte aber die Nummer 19, Mirko Reinke, verwandeln. Die Wild
Wings drängten danach auf den Ausgleich, die rot-weißen Piraten hielten
aber sehr gut dagegen und die Abwehr der Schwaben offenbarte immer
wieder Leichtsinnsfehler. Es dauerte dann bis zur 13. Minute, bis der
starke Ian MacNeil das Eintrittsgeld des Schwenninger Fanlagers
rechtfertigen konnte. Ein sehenswerter Alleingang durch die komplette
Abwehr der überforderten Sachsen wurde durch Sandy Moger vollendet.
Weitere Torbemühungen blieben ungekrönt, beide Mannschaften gingen mit
einem zu diesem Zeitpunkt verdienten Unentschieden in die Kabine.
Zu Beginn des zweiten Drittels bemühten sich die Neckarschwäne, dem
Spiel ihren Stempel aufzudrücken und die taktischen Vorgaben umzusetzen.
Dies klappte aber nur bis zur 23. Minute. Wieder vergaß die Schwenninger
Defensivabteilung, dass es sich beim Mann mit der Nummer 55 der
Crimmitschauer um einen pfeilschnellen und torgefährlichen Goalgetter
handelt. In eigenem Überzahlspiel schnappte sich Eric Schneider den
Puck, zog unwiderstehlich und sehenswert auf Rostislav Haas und
vollendete seinen Sololauf in der Art, wie man sich das von einem
Spitzenstürmer vorstellt. Der erste Torwart der Schwenninger hatte dabei
keine Möglichkeit, den Puck abzuwähren. Damit gelang den Gästen das
zweite Tor durch individuelle Fehler der Schwenninger, ärgerlicherweise
wieder in eigener Uberzahl. Die Mannschaft um Coach Bullard wirkte
danach geschockt, so hatten sich die Kufenkünstler ihren Auftritt vor
vollem Haus nicht vorgestellt. Dennoch ließen sie sich nicht hängen,
Steve Junker zeigte im Zusammenspiel mit Whitecotton und Wildgruber
seine Klasse und konnte in der 27. Minute den Ausgleich erzielen. Das
sehr gut arbeitende Schiedsrichtergespann um Hauptschiedsrichter Hascher
musste noch einige Strafen aussprechen, doch beide Teams konnten ihre
Überzahlsituationen nicht nutzen. So ging es nach 40 Minuten in die
Pause, die Fans konnten zu diesem Zeitpunkt mit dem Spiel nicht
zufrieden sein. Vor allem waren es 2 dumme Fehler in der Defensivarbeit,
die die Treffer der Crimmitschauer ermöglichten.
Das dritte Drittel musste also die Entscheidung bringen, die Wild Wings
schienen die bessere Ausgangsposition zu haben - so die Theorie. Es
wurde jeder eines besseren belehrt, denn die Sachsen aus Crimmitschau
schossen die sich im Kollektivschlaf befindlichen Schwaben nach exakt 48
Sekunden gespielter Zeit in den Rückstand. Neuzugang Radek Vit
verwandelte ein Zuspiel von Robert Dietrich, die Freunde aus dem Osten
gingen zum dritten Mal an diesem Abend in Führung. Doch wer jetzt
gedacht hat, die Wild Wings würden angesichts dieser Situation
aufstecken, sah sich getäuscht. Unter frenetischen Anfeuerungen der Wild
Wings Fans zeigte die Mannschaft ihr wahres Gesicht und kam über Kampf
und Herz zurück ins Spiel. Vorstand Valentin:"Zu diesem Zeitpunkt waren
unsere Fans der siebte Mann auf dem Eis und enorm wichtig für uns. Wenn
die Fans nicht aufgeben und an die Jungs auf dem Eis glauben, kann man
so ein verflixtes Spiel auch mal drehen. Daher gilt der besondere Dank
unseren Fans." Nach einer prima Vorabeit durch den Ex-Eispiraten Karsten
Schulz und Jens Stramkowski konnte Dustin Whitecotton sein viertes
Saisontor erzielen. Jetzt schien der Bann gebrochen, die Wild Wings
spielten auf einmal das Eishockey, was man von Anfang an sehen wollte.
Und in dieser entscheidenden Phase musste sich Sinisa Martinovic seinen
einzigen Fehler in diesem Spiel gefallen lassen. Nach einem Schlagschuss
von Robert Grabein, der am heutigen Abend seinen ersten Assist in seiner
jungen Profikarriere feiern konnte, zog Jens Stramkowski aus spitzem
Winkel ab. Eigentlich ist der Torwart aus dieser Position nicht zu
überwinden, doch die Nummer zwei im Sachsentor stand einen Moment zu
langsam auf, so dass der Puck über die Schulter im Tor einschlug. Jetzt
war der Wiederstand der Eispiraten gebrochen. Nur 2 Minuten später
zeigte Wally Schreiber im Zusammenspiel mit Brad Bergen und Steve Junker
eine klasse Kombination in Unterzahl und spielten die Sachsen
schwindelig. Der Oldie verwertete souverän zum 5:3 Führungstreffer. Zwar
bemühten sich die Eispiraten noch, das Spiel zu drehen, doch jetzt
standen die Wild Wings endlich sicher und konnten den Heimsieg gefestigt
über die Zeit bringen.
Fazit: Das Besondere an diesem Abend war die Moral, die die Mannschaft
zurück auf die Siegesstraße gebracht hat. Die 3 Punkte waren sehr
wichtig, gerade deswegen, da einige Mitfavoriten um Platz vier ihr Spiel
verloren geben mussten. So stehen die Schwäne auf einem guten fünften
Platz, wobei nur noch 2 Punkte auf den Spitzenreiter fehlen. Wenn jetzt
noch 3 Punkte beim Auswärtsspiel gegen die Blue Devils Weiden gelingen
könnten, wäre das erste Mal in dieser noch jungen Saison ein Sprung
unter die Top-Vier-Teams der Liga möglich. Ein herzlicher Dank geht an
die Fans der Eispiraten aus Crimmitschau, die gemeinsam mit den
SERC-Fans ein friedliches und stimmungsvolles Eishockeyfest feierten und
es sich nicht nehmen ließen, im Stadion und in der Kneipe gemeinsam zu
feiern. Der neutrale Beobachter in der SERC-Stadiongaststätte "Zum
Eisbär" musste sich verwundert die Augen reiben, war doch nicht zu
erkennen, wer von den gemeinsam feiernden Fans in rot-blau-weiss dieses
Spiel denn nun gewonnen hatte. Der Gewinner ist auf jeden Fall der Sport
und die Freundschaft zwischen den Kultklubs, denn Freunde können auch in
der Niederlage gemeinsam feiern. So bleibt uns am Schluss zu sagen, dass
wir "unseren" Sachsen viel sportlichen Erfolg wünschen und uns heute
bereits auf die nächste gemeinsame Party in Crimmitschau freuen.