Wild Wings legen vor - 3:2 Heimsieg im ersten Spiel gegen Bremerhaven

Die SERC Wild Wings bezwangen gestern Abend Bremerhaven mit 3:2
Toren. Dabei gab das überragende Überzahlspiel der Schwäne den Ausschlag
zugunsten der stark spielenden Schwaben. Damit erwischten die
Schwenninger in den Play-Offs der 2. Eishockey-Bundesliga einen Auftakt
nach Maß. Die Schwäne gewannen das erste Viertelfinalspiel vor eigenem
Publikum mit 3:2 (1:0,1:1,1:1) Toren.
Dabei war der Sieg alles andere als ein Kinderspiel. In einer an
hochspannenden Partie, in der sich zwei ebenbürtige Mannschaften
gegenüberstanden, waren es nur kleine Unterschiede, die den Sieg der
Wild Wings ausmachten. Einer dieser Unterschiede war der Schwenninger
Ron Pasco, der die Sonderaufgabe hatte, den Topscorer der Bremerhavener,
Dan DelMonte, auszuschalten. Dies gelang ihm vorzüglich, zusätzlich
konnte er noch das wichtige Tor zur 2:1-Führung beisteuern. "Ron hat
einen super Job gemacht, er wäre DelMonte selbst auf die Toilette
gefolgt", meinte Coach Mike Bullard in der anschließenden
Pressekonferenz. Aber der Reihe nach.
Zu Beginn des ersten Drittels zeigten sich die Pinguine aus dem hohen
Norden trotz der fast zwölfstündigen Busfahrt hellwach. Sie betrieben
ein engagiertes und freches Forechecking und störten damit effektiv den
Spielaufbau der Wild Wings. Daher taten sich die Jungs von Mike Bullard
zunächst schwer, konstruktive Angriffe auf das Gehäuse von Grag Gardner
zustande zu bringen. Da die Bremerhavener für ihre blitzartigen Konter
bekannt und gefürchtet sind, waren die ersten zehn Minuten durch ein
vorsichtiges Abtasten geprägt, die konsequente Einhaltung der
vorgegebenen Taktik beider Mannschaften führte zu einem chancenarmen
Auftakt. Doch die Stärke der Wild Wings lag an diesem Abend vor allem in
der Geduld und das Warten auf die richtige Möglichkeit. Diese bot sich
dann nach elf Minuten und wurde von den Schwänen lehrbuchmäßig wahr
genommen. Gäste-Verteidiger Hemmes musste für zwei Minuten auf die
Strafbank, die Schwenninger konnten ihr gefährliches Überzahlspiel
nutzen. Ben Storey, an diesem Abend wieder einer der besten Spieler auf
dem Eis, hämmerte den Puck nach schöner Vorabeit von Ian MacNeil und Ron
Pasco am machtlosen Gardner vorbei in die Maschen. Wer jetzt gedacht
hatte, die Wild Wings würden die "Tormaschine" anwerfen, sah sich
getäuscht. Weiterhin stand die Sicherung der eigenen Verteidigung im
Vordergrund, was im ersten Drittel auch vorzüglich funktionierte. Auch
leisteten sich die hochmotivierten Profis des SERC keine Strafen, so
dass der REV Bremerhaven nur zu wenigen echten Chancen kamen. Die
Führung ging damit absolut in Ordnung.
Zu Beginn des zweiten Drittels kamen die Seestädter weitaus aggressiver
aus der Kabine, man merkte der jungen Mannschaft um "Trainer der
Saison", Peter Draisaitl an, dass sie sich nicht so einfach geschlagen
geben wollten. Jetzt häuften sich die Möglichkeiten auf beiden Seiten,
die Pinguine eröffneten durch die Verstärkung der Angriffsbemühungen
auch den Wild Wings Möglichkeiten, den Vorsprung auszubauen. Trotz
einiger besseren Chancen fiel bis zur 30. Minute aber kein weiteres Tor.
Aber die Schwenninger Abwehr kam zu diesem Zeitpunkt mit dem stärker
werdenden Druck der Seestädter nicht zurecht, erschien einige Male recht
unsortiert. Dylan Gyori wusste dies zu nutzen und konnte nach einem
sehenswerten Pass von Michail Kozhevnikov zum zu diesem Zeitpunkt
verdienten 1:1 ausgleichen. Die Pinguine wussten in dieser Phase des
Spiels zu gefallen, kamen durch Boon und Juhasz zu weiteren
brandgefährlichen Torchancen. Aber auch die Wild Wings fingen sich
schnell nach dem Ausgleich, verfielen nicht in Panik, sondern versuchten
ihrerseits, gute Chancen herauszuspielen. Toraumszenen gab es nun auf
beiden Seiten im Sekundentakt, die Torhüter beider Mannschaften konnten
sich über mangelnde Arbeit nicht beschweren. Etwas getrübt war das gute
Spiel von den Spielchen des Torhüters der Seestädter, der sein Tor bei
brenzligen Situationen aus der Verankerung hob, um so den Angriff der
Wild Wings zu unterbinden. Dies führte zu Unterbrechungen des Spiels, da
der Eismeister die Befestigung des Tors auf Anweisung des
Hauptschiedsrichters Uwe von de Fenn erneuern musste und auch ein
weiteres Tor von Ben Storey wurde die Anerkennung aufgrund des
verschobenen Tores versagt. Doch alle Spielchen des auf Bewährung
spielenden Torhüters, der nach einer wüsten Schlägerei von der
Ligenleitung mit 4 Spielen Sperre belegt wurde (ein Spiel auf
Bewährung), fanden in der 38. Minute ihr Ende. Wieder konnten die
Schwaben ihr glänzendes Überzahlspiel aufziehen, nachdem Kapitän Craig
Streu wegen Beinstellen vom Eis musste. Whitecotton wurde von Storey und
Thoma wunderbar freigespielt und konnte die Unsportlichkeit von Greg
Gardner bestrafen. Wieder verschob der Torhüter das Tor, doch der Schuss
von Whitecotton hatte bereits im Gehäuse eingeschlagen. Sehr zur Freude
der 2843 Fans, die den Spielstand und den Torschützen ausgiebig
feierten. Damit war das Drittel beendet, denn von de Fenn schickte beide
Mannschaften frühzeitig in die Kabinen, um den Eismeistern die
Möglichkeit zu geben, die arg gebeutelte Torverankerung zu erneuern.
Somit musste das letzte Drittel die Entscheidung bringen. Die Pinguine
kamen jetzt noch besser ins Spiel, setzten alles auf eine Karte, um die
drohende Niederlage abzuwenden. So entwickelte sich ein kampfbetontes
letztes Drittel, welches die Bremerhavener in der Anfangsphase für sich
entscheiden konnten. Nichts mehr für schwache Nerven, denn die
Seestädter entfachten nun im Drittel der Wild Wings ein wahres
Feuerwerk. Zeitweise kamen die Schwäne nicht mehr aus ihrem eigenen
Drittel raus, wurden förmlich eingeschnürt. SERC-Trainer Mike Bullard
nahm daher zum richtigen Zeitpunkt eine Auszeit, um die taktische
Marschroute gegen die drückenden Gäste auszugeben. Doch die Gäste
blieben stark, brachten sich durch einen Fehler in der 46. Minute aber
selber um eine gute Chance. Verteidiger Sana Hassan hatte sich eine
zweiminütige Strafe eingefangen, die Pinguine hätten in Überzahl agieren
können. Doch ein Wechselfehler brachte Trainer Dreisaitl um diese
Möglichkeit. Die Schwenninger spielten nun sehr geschickt und suchten
aus einer sicheren Deckung heraus die Chance, mit dem dritten Treffer
die Vorentscheidung zu erzielen. Dies gelang aber leider nicht. Vielmehr
kamen die Seestädter zum Ausgleich. In der 52. Minute war es der
Kapitän, der ein wunderbar ausgespieltes Überzahlspiel zum 2:2-Ausgleich
beenden konnte. Ärgerlich: Die Strafe für Ron Pasco war gerade
abgelaufen. Die Wild Wings ließen sich dadurch aber nicht beeindrucken,
spielten konsequent und geduldig ihr vorgegebenes, taktisches Konzept.
Und nutzen die Unerfahrenheit der jungen Bremerhavener. Als Jonas Lanier
und auch Bastian Steingroß die Strafbank aufsuchen mussten, konnten die
Schwäne zwei Minuten in doppelter Überzahl agieren. So eine Chance lässt
sich "Altmeister" Wally Schreiber nicht nehmen. In der 54. Minute
erzielte er das entscheidende 3:2 für die Schwaben. Sofort nach diesem
Treffer zogen sich die Gastgeber wieder zurück und lauerten erneut
darauf, die nun mit Vehemenz anstürmenden Pinguine auszukontern. Totz
weiterer guter Gelegenheiten und auch nachdem Torhüter Greg Gardner in
der 59. Minute das Eis verlassen hatte, konnten die Pinguine nicht mehr
ausgleichen.
"Eine starke Defensive ist unglaublich wichtig in den Play-Offs", sagte
SERC-Coach Mike Bullard nach dem Spiel. Die gute Abwehrleistung und das
effektive Powerplay hätten die Partie zugunsten seiner Mannschaft
entschieden. Damit konnten die Schwenninger optimal in das Viertelfinale
starten und wollen versuchen, am Freitag in Bremerhaven nachzulegen.