Wer landet wo und warum – Die zweite Bundeliga im Test

VON OLIVER RABUSER
Jeden Sommer das gleiche
Spiel. Die Mannschaften verändern ihre Kader entsprechend den finanziellen
Möglichkeiten und hoffen optimal für eine lange Saison gerüstet zu sein.
Hockeyweb stellt die Teams vor, nimmt Stärken und Schwächen unter die Lupe und
gibt eine Prognose zur möglichen Platzierung nach der Vorrunde ab.
EV Landsberg 2000
Nach zwei Jahren an deren
Ende jeweils der Aufstieg stand, dürfte sich heuer einzig der Klassenerhalt als
realistisches Ziel verkaufen lassen. Ein starker Mannschaftsteil sind
sicherlich die Torhüter. Schmidt, Endraß und Ackers sollten in der Bundesliga
keine Probleme haben. Sie sind keine Ausnahmetorhüter, aber allesamt solide. In
der Verteidigung ist da die Dichte schon weniger gegeben. Rob Brown sollte die
höhere Liga meistern, bei Marc St. Jean bleibt das zu hoffen. Thomas Vogl
wurden in Heilbronn Defizite mit dem professionellen Leben neben dem Eis
nachgesagt, Manuel Wintergerst war in Kaufbeuren nur Ergänzungsspieler. Im
Angriff ist es zwingend, dass Jeff Legue ansatzweise den Verlust von Jordan
Webb kompensiert und Andrew McPherson der Strafbank weitgehend fern bleibt.
Mitchell, Stärk und Wysick sollten für einige Tore gut sein, dann aber endet
die Liste der Schlüsselspieler. Die vorhandene Qualität steht auf einem sehr
dünnen Fundament.
Hockeyweb-Tip: Platz 12
REV Bremerhaven
Jung, jünger, Bremerhaven.
Wie muss sich Oldie Craig Streu inmitten einem Rudel vorkommen, das durchschnittlich
über 10 Jahre jünger ist als er selbst. Mit Gyori und Robinson verloren die Pinguine
wertvolle Scorer, mit Radek Krestan den Torjäger schlechthin. Alfie Michaud
sollte Greg Gardner im Tor annähernd ersetzen können, auch die Verteidigung wurde
mit den Zugängen Steingroß und Goc sicher nicht schwächer. Für Paul Deniset und
Scott Cameron ist Deutschland noch Neuland. Beide müssen aber voll einschlagen,
um ihre Vorgänger zu ersetzen. Insgesamt scheint die Torgefahr um eine Klasse reduziert.
Für die Play Offs reicht es im Norden nur im optimalen Fall.
Hockeyweb-Tip: Platz 9
EV Regensburg
Ein breiter Kader und gute
deutsche Spieler waren ein primäres Anlagen von Peter Draisaitl, dem neuen
Trainer. Mit zwei zusätzlichen Torhütern mit Förderlizenz dürfte nichts schief
gehen, wenngleich Markus Janka erst wieder fit werden muss. Die Abgänge in der
Verteidigung wurden durch Moberg, Wright, Bernhardt, Franz sowie dem
gedrafteten Talent Holzer mehr als adequat ersetzt – auch wenn Martin Ancicka
eine Lücke hinterlassen wird. Der Angriff wurde punktuell gestärkt.
Spektakulärster Neuzugang ist dabei sicher Niki Hede. Driendl war das
Vorzeigetalent in Füssen, Albrecht und Feistl Stammspieler bei ihren früheren
Vereinen. Die Operpfälzer werden wieder in der Spitze mitmischen.
Hockeyweb-Tip: Platz 4
Lausitzer Füchse
Der Aderlass bei den Füchsen
war aufgrund der Finanzsituation so stark wie nie. Die jetzige Mannschaft ist
im Mittel keine 24 Jahre alt. Um Schlussmann McDonald sollte man ein
Schutzschild legen, er ist nicht zu ersetzen. Die Abwehr hätte vermutlich sogar
in der Oberliga ihre Probleme. Der Kanadier Jerry Galway weckt keine
überzogenen Erwartungen. Der Angriff ist ebenfalls mit vielen Talenten aus der
Region besetzt. Matt Hubbauer muss seine AHL-Referenzen erst wieder beweisen,
Benjamin Hecker braucht gute Zuarbeiter. Der Gesamteindruck des Kaders lässt
nur einen Schluss zu. Diese Saison wird eine einzige große Herausforderung für
die Lausitzer.
Hockeyweb-Tip: Platz 14
EHC München
Eine einfache Rechnung an der
Isar. Den Zuschauerschnitt und das Punktekonto signifikant anheben, so dass am
Ende der Vorrunde eine Platzierung oberhalb des neunten Tabellenrangs steht.
Dazu wurde an der Breite des Kaders gefeilt. In der Verteidigung stehen durch
die Zugänge drei gleichwertige Pärchen zur Verfügung, mit Sandrock ein starker
Blueliner. Im Angriff wirbelten Gyori und Robinson schon in der Vorbereitung
die Gegner durcheinander. Auch Kompon scheint eine Verstärkung zu sein. Mit
Kruck, Rautert und Schneider wurde die Qualität bei den deutschen Spielern
eindeutig gestärkt. Körperlich scheint das Team robuster als im Vorjahr. Beide
Torhüter sind gleich stark. Die Play Offs sind realistisch.
Hockeyweb-Tip: Platz 8
Kassel Huskies
Wohl dem, der locker einen
Etat von über drei Millionen aufstellt. Dass die Bundesliga keine dauerhafte
Heimat werden soll, machen die Einkäufe der Nordhessen mehr als deutlich. Mit
Boisvert und McNeil kamen Duisburgs einstige Aufstiegsgaranten, mit Palmer und
Beauregard solide Kanadier mit deutschem Pass. Die Verteidigung strotzt nur so
vor Routine und DEL-Erfahrung. Einzig auf den Torhüterpositionen besitzt Kassel
mit Elwing und Hätinen nur Liga-Mittelmaß. Wer einen derartigen Kader
zusammenstellt, muss mit der Favoritenbürde leben.
Hockeyweb-Tip: Platz 1
ETC Crimmitschau
Die üblichen Mechanismen
eines Aufsteigers mit begrenztem finanziellem Background greifen freilich auch
in Westsachsen. Der Verbleib in der Liga kann das einzige Ziel sein. Um
selbiges zu erreichen könnte Torhüter Patrick DesRochers mit seiner jahrelangen
AHL-Erfahrung einen gewichtigen Beitrag leisten. Die Verteidigung ist mit
soliden Arbeitern bestückt, mehr aber auch nicht. Weil Roman Veber nicht mehr
unter das Kontingent fällt, wurden die vier offenen Stellen alle im Angriff
vergeben. Hermann und Karhula müssen sich eine Liga höher erst beweisen;
Silvchenko ist sehr erfahren aber nicht mehr der Jüngste. Gleiches gilt für
Nemirovsky. Torgefahr scheint dennoch ausschließlich von diesen Akteuren
auszugehen
Hockeyweb-Tip: Platz 13
EV Landshut
Eine der schwierigsten
Prognosen. Mit Cinibulk blieb der Rückhalt des Vorjahres erhalten Der Tscheche
hat ebenso wie Kamil Toupal einen deutschen Pass bekommen. Der dafür geholte
Finne Hagelberg hat nicht die überragenden Scorerwerte, spielte aber immerhin
in der höchsten Liga. In der Verteidigung dürfte der grundsolide St.Croix sowie
Bronilla die abgewanderten Bahen und Belanger ersetzen können. Ob für
Guidarelli und Houde (für Dietrich und Strömberg) gleiches gilt, ist eher fraglich.
Für Eric Dylla konnte kein gleichwertiger Nachfolger gefunden werden. Dennoch sollte die Erfahrung der Schinkos und
Daffners für den Play Off Platz ausreichend sein.
Hockeyweb-Tip: Platz 7
SC Bietigheim-Bissingen
Aufgrund ihrer Finanzkraft
zählen die Steelers jedes Jahr ganz automatisch zu den Favoriten, wenngleich es
letzten Enden nie ganz gereicht hat. Für Jason Elliot bleibt zu hoffen, dass er
die schwankenden Leistungen der Vorsaison verbessert. Die Verteidigung ist
überdurchschnittlich aufgestellt, Allen fehlt zu Saisonbeginn ob seiner
Rekonvaleszenz. Die Torgefahr bei den Defendern könnte besser sein. Der Abgang
von Ausnahmestürmer Eric Schneider reißt ein Loch in den ersten Angriff, das
durch Frankfurts David Gosselin kompensiert werden soll. Straube wird durch
Jung oder Brannström ersetzt. Ansonsten kann Uli Liebsch eine eingespielte
Mannschaft aufbieten.
Hockeyweb-Tip: Platz 3
EHC Moskitos Essen
Dass nach der
Katastrophensaison 2005 ein Umbruch erfolgen würde, dazu bedurfte es keiner
hellseherischen Fähigkeiten. Jari Pasanen versuchte eine gesunde Mischung aus
Talenten und Erfahrung zu finden, was auf den ersten Blick auch gelang. Der
Torhüter ist eine Unbekanntem besitzt aber das Vertrauen des Finnen. Die in der
Kritik stehenden Raubal und Appel wurden durch Schadewaldt und Willascheck
bestens ersetzt. Tuominen war in Ladshut eine feste Größe. Im Angriff muss
Tyson Mulock seine Qualitäten nun eine Liga höher bestätigen, Strömberg sein
Niveau der letzten Jahre halten. Mit Richter, Heine, Reinke und Puhakka ist man
auch bei den deutschen Spielern ausreichend besetzt. Für die Play Offs muss
allerdings wirklich alles passen.
Hockeyweb-Tip: Platz 10
ESC Eislöwen Dresden
Was bringt Jahr zwei in der
Bundesliga nach einer furiosen Saison als Aufsteiger? Der Kader ist
überschaubar und bietet wenig Alternativen. Qualität ist dennoch ausreichend
vorhanden. An Marek Mastic im Tor gibt es nichts zu rütteln. Die Verteidigung
ist eher durchschnittlich besetzt, auch wenn Stas, Sochan, Klenner und Wolf natürlich
jede Menge Erfahrung einbringen. Im Angriff hat man mit Brezina, Bigam und Sekera
drei überdurchschnittliche Spieler mit deutschem Pass verpflichten können. Das
System scheint wieder auf drei Reihen ausgerichtet zu sein, wodurch die
Leistungsschwankungen im letzten Winter eine Wiederholung finden könnten.
Hockeyweb-Tip: Platz 5
EHC Wolfsburg
Wer viel Geld hat, hat hohe
Ansprüche. Für Toni Krinner gilt es heuer einen Top-Favoriten an den
gewünschten Platz zu bringen. Der Kader lässt eigentlich keine Wünsche übrig.
Selbst die kurzfristigen Ausfälle von Kurtz und Delisle wurden mit Pudlick und
Henrich adequat aufgefangen. Die ersten drei Reihen können beinahe nach
Belieben zusammengesetzt werden, die Torgefahr in der Breite ist gegeben. Chris
Rogles wird sicher wieder eine stärkere Saison hinlegen, als nach seiner
Verletzung im letzten Spieljahr. In Niedersachsen ist man zum Angriff gerüstet.
Hockeyweb-Tip: Platz 2
ESV Kaufbeuren
Das Jahr eins nach Bernhard
Pohl wird ein weiteres Jahr, in dem es für die Buron Joker einzig um den Erhalt
der Klasse geht. So wäre es immens wichtig, dass die neuen Verteidiger Slaton
und Bannan die Abgänge der drei Gladiatoren Auger, Jackson und Bourne
wenigstens ansatzweise kompensieren. Sollte Pit Ustorf sich nicht doch noch
entscheiden, einen erfahrenen Torhüter zu holen, ist das Risiko mit Christian
Baader in die Saison zu gehen doch sehr hoch. Im Angriff müssen die Allgäuer
darauf vertrauen, dass die neuen Kontingentspieler abermals sofort einschlagen.
Stramkowski und Kleinheinz, den man nach seiner Verletzung auch als Neuzugang
werten darf, sind solide Arbeiter. Einen Martin Schweiger ersetzen sie in
Punkto Torgefahr freilich nicht.
Hockeyweb-Tip: Platz 11
ERC Schwenningen
Für die Wild Wings gab es im
Sommer eine kleine Frischzellenkur. Die Eishockey-Opas Hynes, Moger und Dyck
haben den Verein verlassen. Dafür kamen aus Kaufbeuren Auger und Grandmaitre,
sowie aus Essen Deleurme. Eine Verschlechterung ist dabei nicht festzustellen.
Dass Rostislav Haas keine Ausländerlizenz mehr blockiert ist ebenfalls kein
Nachteil. Die im vergangenen Jahr so anfällige Abwehr scheint immer noch ein
wenig die Achillesferse zu sein. Durch Kaminskis neues System muss aber auch
der Angriff weitaus mehr nach hinten arbeiten, was dieses Manko ein wenig
ausgleichen könnte. Der Angriff ist durch die beiden ersten Reihen qualitativ gut,
gleichwohl ein wenig dünn besetzt. Verletzungen von Schlüsselspielern sind
schwer zu kompensieren.
Hockeyweb-Tip: Platz 6