Wenn Regensburger Wünsche wahr werden

Der Dezember ist ja immer der Monat in dem Filme voller Wunder und Magie im Fernsehen laufen. Wer gestern Abend einer der knapp 1900 Zuschauer in der Donau Arena war, um sich das Heimspiel der Regensburger Eisbären gegen die Essener Moskitos anzusehen, konnte ein solches Wunder live miterleben.
Die favorisierten Essener machten zunächst ihrem Ruf alle Ehre und wirkten in vielen Situationen spritziger als die Hausherren. Selbst zwei Überzahlmöglichkeiten gegen die engagiert spielenden Moskitos führten kaum zu Tormöglichkeiten. Nach den ersten höhepunktarmen Minuten gab es dann aber gute Einschussmöglichkeiten für die Oberpfälzer zu verzeichnen. Mike Wirll scheiterte in der 7. Minute mit seinem Alleingang am bis dato noch bestens aufgelegten Gästeschlussmann Markus Hätinen. Kurz darauf konnte Essens Stürmer Boris Lingemann den Puck gerade noch von der eigenen Torlinie kratzen. Besser machten es die Gäste bei ihrer ersten numerischen Überlegenheit. Danny Albrecht erzielte in der 15. Minute das 1:0 für die Essener. Mit diesem Spielstand ging es in die erste Drittelpause.
Im Mittelabschnitt brachen die Regensburger dann vollends zusammen. Die Verteidigung war in allen Belangen überfordert und die Gäste erzielten folgerichtig Tor auf Tor. Robin Sochan (27.), Martin Bartek (30.) und Lars Müller (30.) schraubten das Ergebnis auf 4:0 in die Höhe. Ein Pfeifkonzert des Regensburger Publikums war die Folge. Die Hausherren standen weiterhin völlig neben sich und Goalie Patrick Couture verhinderte gegen Martin Bartek erstmal Schlimmeres. Ein Entlastungsangriff der Eisbären sollte dann aber doch noch zum Torerfolg führen. Niklas Hede zimmerte die Scheibe in der 38. Minute aus spitzem Winkel unters Lattenkreuz. Der direkte Gegenangriff stellte dann jedoch den alten Abstand wieder her. Herbert Geisberger ließ vier Regensburger Akteure stehen und hatte keine Mühe zum 5:1 abzuschließen.
Die mitgereisten Essener Fans feierten längst den sicher scheinenden Auswärtssieg mit gleich lautenden Sprechchören. Doch plötzlich präsentierten sich die Eisbären wie ausgewechselt. Ähnlich wie beim letzten Heimspiel gegen Ravensburg verlieh der hohe Rückstand vor eigenem Publikum den Regensburgern Flügel. Diesmal jedoch mit positivem Ausgang für die Oberpfälzer.
Es wirkte so, als hätte jemand die Zeit zurückgedreht, denn besonders die Altstars Niklas Hede, Ervin Masek, Radek Vit und allen voran Jason Miller wirbelten die Essener Hintermannschaft plötzlich wie zu allerbesten Zeiten durcheinander. In der 39. Minute erzielte Jason Miller das 2:5, dem Axel Hackert nur Sekunden später das 3:5 folgen ließ.
Im Schlussabschnitt konnten sich die Gäste immer wieder nur durch unerlaubte Weitschüsse befreien. Diese Zurückhaltung bestraften die Regensburger eiskalt. Als der jetzt ebenfalls furios aufspielende Mike Wirll in der 46. Minute den 4:5 Anschlusstreffer erzielen konnte, verwandelte sich die Donau Arena in ein Tollhaus. Erneut Jason Miller sorgte in der 50. Minute für den Ausgleich. Die Hausherren gaben sich mit diesem nicht mehr für möglichen gehaltenen Pünktchen aber nicht zufrieden und sollten belohnt werden. Kurz vor Ende der Partie erzielte Ervin Masek den viel umjubelten 6:5 Führungstreffer für die Eisbären. Als Jason Miller in der 60. Minute dann sogar noch auf 7:5 erhöhte und damit sein drittes Tor an diesem Abend perfekt machte, war der Jubel auf Regensburger Seite grenzenlos. Noch lange nach Spielende feierten die Anhänger diesen Triumph in einem verrückten Spiel, dass wohl kein Zuschauer, egal ob Essener oder Regensburger Fan so schnell vergessen wird.
Von Michael Pohl