Von Glücksgriffen, Enttäuschungen und Dauerbrennern
Regensburg: Eisbären scheitern an Rostislav HaasÜber ein Drittel der Saison 2007/2008 in der 2. Eishockey Bundesliga ist absolviert und die Regensburger Eisbären finden sich in zuletzt ungewohnten Tabellenregionen wieder. Nachdem man in den letzten Spielzeiten stets eine ordentliche Rolle in der Liga spielen konnte, müssen die Oberpfälzer nun scheinbar kleinere Brötchen backen.
Zwar war jedem von Anfang an klar, dass der Etat weit unter dem des Vorjahres liegen würde, dennoch ist es eine Überraschung, dass die Eisbären nach 21 Spieltagen die rote Laterne innehaben.
Natürlich gibt es viele Spieler mit Steigerungspotential, ein richtiger Fehlgriff lässt sich sowohl bei den Weiterverpflichtungen, als auch bei den Neueinkäufen noch nicht erkennen. Nahezu jeder Spieler bewegt sich von Spieltag zu Spieltag zwischen Extraklasse und Kreisklasse. Sinkende Zuschauerzahlen sind die Folge.
Selbst langjährigen Eisbärenfans dürften solche Leistungsschwankungen wie bei der aktuellen Mannschaft neu sein. Da werden die Regensburger einerseits mit Debakeln in Riessersee, Bietigheim und Landsberg nach Hause geschickt, warten jedoch andererseits wiederum mit tollen Leistungen gegen Landshut und Kassel auf.
Auf dem Papier scheint der Kader durchaus das Potential zum Erreichen eines Playoffplatzes zu haben.
Im Tor steht mit Patrick Couture ein Meister seines Faches, der die Erwartungen als einer der wenigen erfüllen konnte. Erwischt Couture einen schlechten Tag, wie beim sonntäglichen Auswärtsspiel in Landsberg brechen sofort alle Dämme und die Partie ist schnell entschieden.
Die eigentliche Achillesferse scheint die Verteidigung zu sein. Von Jan Hemmes und Paul Flache hätten sich die Verantwortlichen sicherlich mehr erwartet, obwohl beide in einigen Partien schon zu gefallen wussten. Christian Franz spielt im Rahmen seiner Möglichkeiten einen ordentlichen Part, für einen DEL-Erfahrenen Ex-Nationalspieler ist diese Leistung aber trotz allem zu wenig. Der junge Max Prommersberger agiert defensiv solide und versucht ab und an sogar das Spiel nach vorne anzukurbeln. Eine Aufgabe, die Rory Rawlyk bis dato als einziger Verteidiger erfüllen konnte, wobei sich auch beim Kanadier Licht und Schatten stetig abwechseln. Für seine 24 Jahre wirkt er allerdings äußerst abgeklärt, wird aber noch einige Spielzeiten brauchen, um zu einem Topverteidiger in der Liga zu reifen. Den besten Defensivpart erfüllt bis dato Chris Heid, der auch mit dem Ligatempo die wenigsten Probleme zu haben scheint.
Im Sturm sind die Eisbären durchaus prominent besetzt. Ervin Masek, Niklas Hede und Radek Vit sind Bundesligadauerbrenner mit deutschem Pass. Während Masek und Vit ihren besten Zeiten noch hinterherhinken, kommt der nimmermüde Hede immer besser in Form. Die offensiven Kontingentstellen besetzen Jason Miller und Mike Wirll. Routinier Miller wusste in der jüngsten Vergangenheit wieder zu gefallen, obwohl er inzwischen mit der Schnelligkeit in der zweiten Bundesliga zu kämpfen hat. Besonders am Bullypunkt ist er aber noch immer eine Klasse für sich. Mike Wirll ist ein begnadeter Techniker, wirkt jedoch in vielen Situationen zu überhastet und unkonzentriert.
Alexander Feistl ist einer der wenigen Lichtblicke und entwickelt sich mit seiner kampfbetonten Spielweise immer mehr zum Publikumsliebling. Enttäuschend sind dagegen die Leistungen von Andreas Driendl, Max Schmidle und Axel Hackert. Alle drei Spieler sind mit großen Vorschusslorbeeren in die Saison gestartet und wollten ihre DEL-Ambitionen unterstreichen. Gelungen ist dies jedoch nicht, obwohl sich ein Wechsel von Axel Hackert zu den Mannheimer Adlern abzeichnet. Auch Andreas Dörfler kommt nicht über die Rolle des Mitläufers hinaus. Ob der wiedergenesene Allrounder und Kapitän Sven Gerike seine Mannschaftskameraden noch in die Playoffs führen kann, bleibt abzuwarten.
Der für drei Testspiele verpflichtete Max Kaltenhauser dürfte zwar für etwas Entlastung sorgen, entscheidende Impulse darf man aber von ihm nicht erwarten.
Auch Trainer Wayne Hynes ist nicht frei von Kritik. Bislang lässt sich noch kein geordnetes Spielsystem erkennen und das durchwechseln der einzelnen Formationen tut dem Spielverständnis in den jeweiligen Reihen sichtlich nicht gut. Die meisten Torchancen werden zu selten herausgespielt, sondern basieren meist auf Zufälligkeiten. Auf Unverständnis stößt auch die häufige Nichtberücksichtigung der vierten Reihe mit den kampfstarken Brüdern Daniel und Stefan Huber, wodurch den Regensburgern im Schlussabschnitt oft die Kraft zu fehlen scheint. Zuletzt versuchte Hynes immer wieder ein Zeichen zu setzen indem er vermehrt Auszeiten nahm und einzelne Spieler auf der Bank schmoren ließ. Gefruchtet haben diese Maßnahmen bislang dagegen noch nicht.
Beinahe die Hälfte der Saison ist also vorbei und die Suche nach Konstanz verlief bislang ergebnislos. Sollten die Eisbären bis zum Jahresende keinen deutlichen Aufwärtstrend erkennen lassen, dürften die Oberpfälzer vom Traum eines Playoffplatzes schneller als erwartet erwachen.
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Von Michael Pohl