Vom Tellerwäscher zum Millionär: das Saison-Fazit 19/20 der Löwen FrankfurtAchterbahnfahrt der Löwen endet als Hauptrundensieger

Neuer Trainer der Löwen Frankfurt zur neuen Saison: Olli Salo.  (Löwen Frankfurt )Neuer Trainer der Löwen Frankfurt zur neuen Saison: Olli Salo. (Löwen Frankfurt )
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Noch im Dezember wäre die Wettquote auf die Löwen Frankfurt als am Ende Tabellenerster äußerst niedrig gewesen, als die Südhessen gar auf Platz 9 der Tabelle abrutschten und lediglich die starke Heimbilanz die Saison bis dato nicht gänzlich schwach wirken ließ. Doch auch diese stand binnen zwei Wochen auf der Kippe: Der Heim-Niederlage im Derby gegen den EC Bad Nauheim folgte zwei Wochen später die Heimniederlage gegen die Eispiraten aus Crimmitschau zu Anfang Dezember. Als die Kassel Huskies bereits enteilt waren, den Löwen mit einer Heimniederlage gegen die Eispiraten Crimmitschau Anfang Dezember ein eisiger Wind ums Gesicht wehte und einen unruhigen letzten Monat des Jahres einläutete, war das Winter Game gegen den EC Bad Nauheim in greifbarer Nähe. Skeptisch waren die Blicke auf das Mitte Dezember folgende Outdoor Game, das letztlich – sei es auch „nur“ durch einen Sieg im Penaltyschießen – den Turnover der Saison darstellte.

Doch der Reihe nach. Mit ambitioniertem Kader trotz bitteren defensiven Ausfällen im Sommer durch das Karriereende des Allrounders im Defensivbund Dan Spangs und der plötzlichen Vertragsauflösung Dalton Yorkes standen die Löwen kurzfristig unter Zugzwang. Die Kontingentstelle für Spang besetzte dann Steven Deslile, der dessen Part im Spielaufbau jedoch nicht gleichwertig ersetzen sollte und eher als Defensivverteidiger bekannt ist. Weitere Kontingentspieler am Main waren der aus Heilbronn gekommene Flügelflitzer Roope Ranta, der Topscorer der vergangenen Saison, Center Stephen MacAulay und Offensivverteidiger David Suvanto, der sich erstmals auf deutsches Eis wagte. Erst im Februar verstärkte der finnische Hüne Markus Kankaanperä den zuvor ausgefallenen Verteidiger Steven Deslile.

Die Linie des Kaders war schnell klar: Mit schnellem, offensiv ausgerichtetem Eishockey und viel Puckbesitz sollten die Gegner – möglichst bis lang in den April – müde gespielt und dominiert werden, dabei aber auch körperliche Präsenz nicht verloren gehen. Und überhaupt herrschte weiterhin eine gute Balance aus erfahrenen Spielern wie Adam Mitchell, Eddi Lewandowski, Martin Buchwieser oder Steven Deslile mit jungen, hungrigen Talenten, die neben Leon Hüttl, Magnus und Max Eisenmenger sowie Mike Fischer durch Luis Schinko, Daniel Wirt und Darren Mieszkowski  an der Zahl und auch in der Tiefe verstärkt wurden und eine Plattform der Entwicklung in der DEL 2 geboten bekamen – unterstützt durch das finnische Trainer-Team um Matti Tiilikainen, Marko Raita und Torwarttrainer Valtteri Salo, die bereits in der Vorsaison die Entwicklung aller Spieler, vornehmlich aber der jungen Spieler sichtlich vorantrieben und diese bestmöglich auf individuelle Ambitionen sowie auch die Zielsetzung der Löwen Frankfurt vorbereiteten: den Aufstieg in die DEL zum nächstmöglichen Zeitpunkt.

So begann die Saison nach unter anderem einem tollen Vorbereitungsturnier in Finnland, im Duell gegen den finnischen Meister HPK, Coach Tiilikainens Heimatort, bei dem dieser seine Trainerausbildung absolvierte, oder gegen keinen Geringeren als den KHL-Teilnehmer aus Russland Sibir Nowosibirsk.

Doch was beweisen Vorbereitungsspiele, außer dass die Spieler Bock auf Praxis haben, dem zähen Vorbereitungsprogramm zu trotzen und das Eingeübte auch auf Papier zu bringen? Die Löwen starteten schleppend. Sieben Heimsiegen in Serie bei markanter Auswärtsschwäche zogen sich durch den Saisonstart bis in den Oktober, einen 0:3-Rückstand im Derby gegen die Kassel Huskies egalisierten die Löwen mit unbändiger Siegesmentalität und siegten letztlich 6:3. Immer dann, wenn der Funken Hoffnung auf Kontinuität auf die Fans übersprang, wurden die Löwen-Anhänger enttäuscht – zunächst. Einem kleinen Hoch inmitten des tristen Herbsts folgte die Heim-Niederlage im Derby gegen destruktive, aber erfolgreich konternde Bad Nauheimer, ein Duell ohne Defensivarbeit in Bayreuth, als die Löwen 10:7 verloren, und dem Höhepunkt der 1:4-Niederlage gegen die Eispiraten Crimmitschau. Pfiffe gellten durch die Eissporthalle am Ratsweg, eine eisige Stimmung umgarnte Fans, Verantwortliche und Spieler – sechs Tage vor dem nächsten Match: dem „Winter Game“ am Bieberer Berg gegen den ausrichtenden EC Bad Nauheim, der in dieser Saison bis dahin beide Spiele gewann. Dem bis dato zweitschwächsten Überzahl-Spiel sowie auch dem schwächsten Unterzahl-Team der Liga stand der formstarke mittelhessische Konkurrent gegenüber, der aus den vorderen Tabellenregionen grüßte – wo sich eigentlich die Löwen wähnten.

Es dürfte der Saison, dem Wendepunkt der Löwen zum einen und dem folgenden stetigen Abrutschen des EC Bad Nauheims zum anderen gerecht werden, nun den Outdoor Klassiker aus Sicht der Mainstädter mit all seinen Folgen genauestens zu analysieren: Da waren die Vorzeichen mit der schwachen Derby-Bilanz der Löwen gegen Bad Nauheim, die Formkurven beider Teams, die gegensätzlicher kaum sein konnten, die Auswärtsschwäche der Tiilikainen-Truppe zum anderen. Die Löwen bissen sich ins Spiel, führten zwei Mal, dominierten das letzte Drittel, Roope Ranta zauberte mit dem „Michigan-Move“ ein Sahne-Tor in Lacrosse-Mentalität und entschied das Spiel im Penaltyschießen mit Jimmy Hertel – und bissen sich damit in die Saison.

Das für den EC Bad Nauheim laut eigener Aussage wichtigste Spiel der Saison entschieden die Löwen Frankfurt für sich. Wohlgemerkt: Unter wochenlang bisweilen zehn Verletzten herrschte in der Kabine Einigkeit, sich nicht über den Zustand zu beklagen. Unter widrigsten Umständen mit teilweise nur zweieinhalb Verteidigerpaaren und ebenso vielen Sturmreihen überwanden die Südhessen ihre schlimmste Phase, machten aus der Not eine Tugend und bissen – wie Löwen. Selbst die jüngsten Frankfurter der eigenen Riege „fraßen“ Eis, die letzten Mohikaner standen füreinander ein und punkteten im Spiele-Marathon überraschend häufig; der Teamgeist stimmte also. Das Trainer-Team um Tiilikainen, Marco Raita und Valterri Salo schwor die Mannschaft ein, ignorierte die kurze Bank und zeigte sich zu Jahreswechsel umso gestärkter aus der Herbst-Depression kommend, nachdem sich das Lazarett lichtete.

Was auf die Winter Game-Kür folgte, war die Pflicht. Im Kampf um die direkten Playoff-Plätze trotzen die Löwen schnell dem enormen Gleichgewicht der Liga, überholten Mitkonkurrenten und wähnten sich fortan in Schlagdistanz zur Tabellenspitze zu mittlerweile strauchelnden Kassel Huskies, die ihr bestes Eishockey augenscheinlich zu Saisonbeginn spielten. Aus den schwächsten Überzahl- und Unterzahl-Formationen der Liga wurden funktionierende Special Teams, die beide Statistiken letztlich noch in das Mittelfeld der Liga katapultieren; auch weil die Mannschaft in sämtlichen Situationen ihre Rolle fand, die Löwen eine nicht mehr so offensiv ausgerichtete Marschroute wählten, kam der Erfolg zurück – welcher letztlich den Platz an der Sonne bedeutete: Platz 1 und damit die Hauptrundenmeisterschaft.

An dieser Stelle folgt die Pflicht, oder auch: die Zeit im Jahr, für die Eishockeyspieler sämtliche Strapazen auf sich nehmen. Die fünfte Jahreszeit für Spieler, Fans und Verantwortliche sollte nicht sein, und aus Frankfurter Sicht war eine Krönung herausragender Arbeit Tiilikainens nicht möglich. Doch wo ein Tiefpunkt ist, werden auch andere Sterne wieder aufgehen. Der Moment wird kommen, der dafür sorgen wird, dass Sport-Fanatiker und die, die damit ihr Geld hart erarbeiten, ihren Sportarten wieder nacheifern können – gemeinsam – und sogleich mit verbundenen Tälern. Bis dahin gilt es, gesund zu bleiben – und diese Momente umso heißer zu erwarten.

Dass Erfolg Begehrlichkeiten weckt und auch seine Schattenseiten hat, bewies diese Saison der Löwen vor allem im Nachgang. Früh in der Saison teilte Headcoach Matti Tillikainen dem Verein mit, die Löwen Frankfurt nach der Saison zu verlassen – um sich seinem finnischen Heimatverein HPK aus Hämeenlinna anzuschließen. Die Früchte dessen Arbeit ernteten die Löwen zwei Mal in zwei Saisons, doch Erfolge bleiben selten unentdeckt. Tiilikainens bitterer Abschied sollte nicht der erste Abgang bleiben, der den Löwen schmerzen sollte: Auch Flügelflitzer Maximilian Eisenmenger, der durch die Förderung Tiilikainens/Raitas einen deutlichen Schritt in Richtung höherer Aufgaben machte, verlässt die Löwen im Sommer in Richtung Augsburg in die höchste deutsche Spielklasse. Was für die Löwen zwar einen Verlust darstellt, bestätigt hingegen die Löwen und ihren Sportdirektor Fritzmeier in ihrer perspektivischen Ausrichtung, die den Blick auf die DEL ausrichtet – Nachwuchs-Talente zu fördern, Leader auf und neben dem Eis zu installieren, gespickt mit Trainern, die sich mit all jenen Akteuren, ob jung oder alt, beschäftigen und die Arbeit mit diesen ernst nehmen.

So verwundert es nicht, dass ein weiterer Finne mit Goalie-Trainer Valterri Salos Bruder Olli Salo der nächste Löwen-Dompteur werden soll. Olli Salo, ein Förderer Matti Tiilikainens, wird Trainer der Löwen Frankfurt zur kommenden Saison – und erhält keine leichtere Aufgabe als den ersehnten Aufstieg der Löwen in die DEL zu bewältigen. Salo, der bis zur abgelaufenen Saison Co-Trainer in Finnlands 1. Liga war, stammt wie sein Vorgänger Tiilikainen ebenfalls aus Hämeenlinna und entstammt derselben Trainerakademie.

Erste Kader-Rotationen konnten die Löwen indes auch vermelden. Neben Max Eisenmenger wird Goalie Jimmy Hertel die Löwen verlassen und vermutlich durch Basti Kucis ersetzt. Was mit Patrick Klein passiert und wer die Nummer Eins im Frankfurter Kasten sein wird, ist noch nicht klar. In der Verteidigung hat Offensiv-Verteidiger Max Faber bereits verlängert, ebenso wie die Verteidiger-Talente Leon Hüttl und Daniel Wirt. Auch der Frankfurter Bub Marius Erk hat gute Karten, weiterhin in seiner heimischen Eissporthalle zu spielen. Unklar ist auch ein Verbleib des Schweden David Suvantos, Alex Roach dürfte die Löwen hingegen verlassen.

Neben dem bereits erwähnten Abgang im Sturm Max Eisenmengers bleibt dessen jüngerer Bruder Magnus Frankfurter. Auch das vor der Saison aus Landshut gekommene Sturm-Talent Luis Schinko hat Arbeitspapier und zeigte durchaus Potenzial, sich weiter zu steigern. Als eine der Leader im Team werden der nie alternde Flügelflitzer Eddi Lewandowski und Center Martin Buchwieser fungieren. Letzterer konnte sich in seiner ersten Saison immer weiter steigern und wurde so auf und neben dem Eis unentbehrlich. Lukas Koziol und Dominik Meisinger müssen die Löwen hingegen verlassen. Als Role-Player dürften Carter Proft, Manuel Strodel und Christian Kretschmann weiter dafür sorgen können, stabile Unterzahl-Situationen mit großem Kämpferherz zu vereinen. Auch Stephen MacAulay wusste zu überzeugen und pokert weiter um einen Vertrag am Main. Während Mike Mieszkowski die Löwen verlassen dürfte, könnte Darren Mieszkowski in der kommenden Saison mit Förderlizenz zwischen Frankfurt und Krefeld pendeln. Wie die Löwen selber verlautbarten, steht einem Verbleib Adam Mitchells nichts im Weg. Welchen Weg Topscorer Roope Ranta einschlägt, ist ungewiss. Klar ist, dass mit dem aus Iserlohn verpflichteten Stürmer Alexej Dmitriev zur neuen Saison eine ordentliche zusätzliche Portion Leadership in der nächsten Saison am Main auflaufen wird, der das Scoring vertiefen soll und ein weiterer Eckpfeiler zum angepeilten Aufstieg bieten soll. Das Fundament steht, und unabhängig von der Altersklasse: An einer guten Mischung dürfte es den Löwen auch in der nächsten Saison nicht scheitern. 


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