Viele Zuschauer aber kein Tor für die Tölzer Löwen - 0:4 gegen Wolfsburg

Als der EHC Wolfsburg im November des Vorjahres zum ersten Mal in dieser Sasion im Isarwinkel gastierte, wollten sich gerade mal 1100 Besucher diese Begegnung an der Peter-Freisl-Straße zu Gemüte führen. Die Grizzly Adams sind normalerweise kein Gegner, der die Menschenmassen ins Stadion lockt. Gestern schon. Allerdings lag es weniger an den Niedersachsen, als vielmehr an der Zweitliga-Premiere in der Hacker-Pschorr-Arena. Deutlich über 2000 Zuschauer hatten sich die Tölzer Verantwortlichen gewünscht. Ihre Hoffnungen wurden sogar noch übertroffen. Annähernd 3000 Besucher fanden sich im neuen Schmuckstück auf dem ehemaligen Kasernengelände ein und bescherten der TEG damit den zweitbesten Saisonbesuch. Scheinbar waren auch die Spieler der Hausherren beeindruckt von der künftigen Spielstätte. Auf jeden Fall erwischten sie durch die Bank nicht ihren besten Tag und mussten sich am Ende gegen einen ebenso sachlich wie clever agierenden Gegner mit 0:4 geschlagen geben.
Positive Meldungen gab es für die Löwen-Anhänger vor dem Spiel. Das zeitweise ansehnlich gefüllte Lazarett hat sich während der Länderspielpause gelichtet. Lediglich Trevor Demmans und Peter Erlacher fallen noch einige Wochen aus. Nachwuchsspieler Baindl agierte wie zuletzt neben Morgan Warren und Floppo Zeller.
Die Löwen begannen engagiert. Florian Zeller gab nach drei Minuten den ersten Warnschuss ab. Als Andreas Guggemos auf Wolfsburger Seite die Strafbank drückte, bot sich den Buam die erste Powerplay Möglichkeit. Die Scheibe konnte aber nicht dauerhaft im Angriffsdrittel gehalten werden. Und als sich Todd Simon zu einem Entlastungsangriff aufmachte, wurde er nur so unzureichend gestört, so dass sein Handgelenksschlenzer auf dem Weg Richtung Tor keinen Widerstand mehr fand. Dieser Treffer spielte den Gästen fortan in die Karten. Mit unspektakulärem, nichtsdestotrotz defensiv sehr kompaktem Spiel kontrollierten die Grizzlys die Begegnung. Wenn sich dann die Lücke zum schnellen Angriff bot, war die Mannschaft von Stefan Mikes blitzschnell da. Zweimal musste Patrick Couture im Gehäuse der Tölzer Löwen in höchster Not gegen Andrej Kaufmann parieren. Auf der anderen Seite scheiterte Morgan Warren zweimal binnen weniger Sekunden an Marek Mastic, ein Drehschuss von Florian Curth verfehlte sein Ziel denkbar knapp. Eine doppelte Überzahl in der Schlussminute brachte keine Einschussgelegenheiten.
Der Mittelabschnitt war geprägt von Ruppigkeiten. Die Strafzeiten häuften sich. Hauptschiedsrichter Deibler hatte jede Menge Arbeit mit den Akteuren. Den häufigen Provokationen der Gäste entgegneten die Buam mit entsprechender Härte. Der Spielfluss blieb weitgehend auf der Strecke. Mit zwei Ausnahmen. Andi Kruck lief nach schönem Zusammenspiel mit Michael Baindl alleine auf Mastic zu und versemmelte überhastet die größte Ausgleichschance. Besser machte es der Ligaprimus. Kurz vor Ablauf einer numerischer Überlegenheit stand Andrej Kaufmann völlig frei vor Couture und verwandelte dessen Abpraller hoch unter die Latte. Spätestens jetzt war klar, wer an diesem Abend als Sieger vom Eis gehen würde. Zu geschlossen, zu abgeklärt traten die Wolfsburger auf. Im Schlussabschnitt konnten sie ihre Überlegenheit sogar noch unterstreichen. David Musial und Tobias Samendiger erfreuten sich erneut ungewohnten Freiheiten und gestalteten das Ergebnis noch deutlicher. Eine Niederlage gegen eine Mannschaft, die aus etwa dem fünffachen Etat zusammengestellt wurde und elf Tabellenplätze höher steht, ist sicher keine Schande. Wer aber die sonstigen Heimauftritte der Löwen miterlebt hat, weiß um die Nachlässigkeiten über die gesamte Spielzeit hinweg. Keine Durchschlagskraft im Angriff und etliche Stellungsfehler im Defensivbereich schlossen jegliche Möglichkeit zu punkten aus.
Stefan Mikes lobte dann in analoger Sachlichkeit zu seiner Mannschaft selbige für die starke Defensivleistung und fügte an, die Tölzer nicht unterschätzt zu haben. Seine angebliche Aussage über die Ligenzugehörigkeit von Tölz und Weiden relativiete Mikes. Eine Aussage von Trainer zu Mannschaft, um vor der Gefährlichkeit zu warnen, einem Gegner aus den Tabellenniederungen nicht mit dem nötigen Ernst zu begegnen, sei falsch interpretiert worden.
Hans Rothkirch zeigte sich ungewohnt kritisch seiner Mannschaft gegenüber. Es habe Hinten und Vorne nicht gestimmt, war mehr Krampf als Kampf. Die wenigen, jedoch glasklaren Chancen wurden nicht genutzt, dafür taten sich hinten reichlich Stellungsfehler auf. Gegen eine Mannschaft von der Klasse Wolfsburgs darf man in der eigenen Defensive nicht so häufig eins gegen zwei Situationen haben. Desweiteren prangerte Rothkirch an, man müsse sich vor so vielen Zuschauern einfach anders präsentieren, nicht wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen. (orab)
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