Viele neue „Joker“ im AufgebotTeamcheck DEL2 Saison 2014/2015: ESV Kaufbeuren
„Die Entscheidung für den Stadionneubau, der Klassenerhalt und das Zusammenzustellen des neuen Teams waren gleich wichtige Themen im Sommer.“ so der sportliche Leiter Dieter Hegen über seine Aufgaben. Diese sind erledigt und das Eis ist bereitet. Der Fokus wird sich nun wieder auf das Sportliche und das Team verlagern. Das Ziel der sportlichen Reise definiert er wie folgt: „Ich hoffe wir kommen an die Play-Off- bzw. die Pre-Play-Off-Plätze heran. Letztes Jahr waren wir kurz davor und das sollte dieses Jahr unser Anspruch sein.“ Etwas zurückhaltender zeigt sich Cheftrainer Uli Egen: „Ein Ziel zum jetzigen Zeitpunkt zu definieren ist verfrüht. Wir müssen erst einmal sehen, wie sich die anderen Teams präsentieren. Viele Teams haben Schlüsselposition neu besetzt. Wir wollen möglichst lange um einen Platz in den Pre-Play-Offs mitspielen. Das kann man sicherlich als erstes Ziel ansehen. Nach ein bis zwei Monaten weiß man mehr. Ganz oben werden wir wohl nicht landen, dort werden sich die üblichen Verdächtigen positionieren. Teams wie Landshut, Rosenheim, Ravensburg, Bietigheim oder Bremerhaven sehe ich dort.“
Schaut man sich rückblickend die Scorerliste der letzten Saison an, so fällt auf, dass von den einstigen Topscorer die meisten nicht mehr das Trikot der Joker überstreifen werden. Dieter Hegen musste klangvolle Namen wie z.B. Top-Verteidiger Maury Edwards, das Finnenduo Sami Ryhänen und Markku Tähtinen sowie Stephen Schultz ersetzen. Aus der Riege der besten Punktesammler bleibt einzig Max Schmidle den Allgäuern erhalten.
Ebenso verlassen haben Hans Detsch und Alexander Thiel den ESVK. Beide zieht es in die DEL, beide wollen den nächsten Schritt ihrer noch jungen Karriere machen. Thiel wechselt an den Rhein zur Düsseldorfer EG und erhält eine Förderlizenz für den EC Bad Nauheim. Detsch bleibt in Bayern und wechselt zu den Augsburger Panther. Auch er ist weiterhin in der DEL2mit einer Förderlizenz der Ravensburg Towerstars spielberechtigt.
Einen Weg wie Alexander Thiel und Hans Detsch wollen gewiss die Verteidiger Philipp Messing und Christian Scharr, die beiden Stürmer Wayne Lucas und Jonas Lautenbacher sowie Torhüter Thorsten Knorr gehen. Wechseln sie doch allesamt vom Kaufbeurer DNL-Team in die DEL2, bzw. stehen im Aufgebot und können in beiden Ligen eingesetzt werden. Diesen Schritt haben im letzten Jahr schon Daniel Pfaffengut (30 Spiele) und Lukas Gohlke (60 Spiele) unternommen. Beide bleiben dem Team erhalten. Somit stehen sieben Spieler der DNL auch dem DEL2-Team zur Verfügung. Durch die neue Kooperation mit den Straubing Tigers besteht zukünftig zudem die Möglichkeiten,vielleicht auch Talente wie die genannten Hans Detsch und Alexander Thiel mit einem DEL-Vertrag wieder in Kaufbeuren auf dem Eis zu sehen. In Kombination mit dem neuen Stadion ein positiver Ausblick in die Zukunft. Dies erhofft sich auch Dieter Hegen: „Mit einem guten Partner und einer guten Kooperation ist das ein Vorteil und bietet hoffentlich die Chance junge Spieler länger in Kaufbeuren zu sehen. Diese Kooperation bietet natürlich auch die Möglichkeit, dass die jungen Spieler aus Straubing bei uns eingesetzt werden könnten. Wir dürfen aber eines nicht vergessen: die anderen machen das auch.“
Die geringste Fluktuation gab es auf der Torhüterposition. Der letztjährige Backup Johannes Wiedemann wechselt zu den Lausitzer Füchsen, der Stammtorhüter Stefan Vajs bleibt dem ESV erhalten und geht in seine fünfte Saison im Allgäu. Mittels Förderlizenz steht auch Dustin Strahlmeier im Kaufbeurer Aufgebot. Allerdings ist er als Backup bei den Straubing Tigers eingeplant und wird vermutlich die meiste Zeit in der DEL verbringen. „Dustin Strahlmeier muss aber spielen, sonst bleibt er stehen. Er hat natürlich nun die Möglichkeit bei uns Eiszeit zu bekommen, wenn z.B. unser Torhüter mal eine Pause braucht.“ so wiederum Dieter Hegen. Etatmäßige Nummer zwei in Kaufbeuren wird wohl Maximilian Sigl sein. In der letzten Saison hat er bereits einige DEL2-Spiele bestritten.
Indes wurde annähernd die gesamte Verteidigung ausgetauscht. Einzig der 20jährige Alexander Winkler stand bereits letzte Saison im Aufgebot. Das Anforderungsprofil war für Uli Egen klar: „Wir haben bewusst große Spieler verpflichtet, die natürlich auch beweglich sind. Im Hinblick auf die Vergrößerung des Verteidigungsdrittels war uns das wichtig.“ Die „kleinsten“ Verteidiger sind die beiden Kanadier Rob Kwiet und Matt Waddell mit jeweils 1,85 m Körpergröße. „Wir haben aber nicht nur bewusst Spieler getauscht, Maury Edwards als Beispiel hat ein besseres Angebot bekommen.“ so der Trainer weiter.
Im Angriff sind ebenso neun Neuzugänge einzubauen. Ein sehr interessanter Spieler scheint der aus Kassel gekommene Kanadier Brad Snetsinger zu sein. In 106 Oberliga-Spielen erzielte er für die Huskies 246 Scorerpunkte, davon 103 Tore. Kann er auch nur annähernd dieses gezeigte Scoringpotenzial in der DEL2 aufrechterhalten, hat er das Zeug zum Topscorer. Eine ähnliche Statistik kann auch Rückkehrer Michael Fröhlich vorweisen. In 43 Oberligaspielen konnte er 71 Punkte erzielen. Als Punktesammler ist auch der zweite Heimkehrer bekannt. Daniel Menge konnte im letzten Jahr 54 Scorerpunkte -davon 22 Tore- beim Ligarivalen aus Ravensburg sammeln. Kurz vor dem Saisonstart wurde nun auch die Stelle des Centers in der ersten Reihe besetzt. Aus der AHL von den Charlotte Checkers wechselt der kanadische Stürmer Matt Marquardt nach Bayern. Der 27-Jährige gilt gleichermaßen als Vorbereiter wie auch als Vollstrecker und steht mit einer Köpergröße von 1,88m auch für robustes und stabiles Spiel.
Ein fast komplett neues Team wird somit Anfang September die Punktejagd starten. Diese hohe Fluktuation sieht Uli Egen nicht als Problem: „Wir haben einige Veränderungen im Kader vorgenommen. Wir wollen ein anderes Niveau und ein anderes Tempo erreichen. Michael Fröhlich und Daniel Menge waren ja bereits einmal in Kaufbeuren und kennen sich daher hier aus und kennen auch das Umfeld. Die Anzahl an neuen Spieler ist eigentlich egal. Wir haben generell fünf Wochen Zeit, unser System zu lernen.“
Durch das Verschieben der blauen Linien erwartet Uli Egen ein etwas anderes Spiel: „Unter- und Überzahl werden verstärkt in den Fokus geraten. Durch das Verkleinern der neutralen Zone haben wir entsprechend ein größeres Angriffs- und natürlich auch Verteidigungsdrittel.
Wo wird der ESV Kaufbeuren am Ende der Hauptrunde stehen? Vieles ist möglich. Sicher hat Uli Egen Recht, dass die Tabellenspitze noch nicht erklommen werden wird. Aber ab Platz 6 oder 7 ist vieles möglich. Im Verlauf der letzten Saison war einiges los. So griffen die Joker vorsichtig nach einem Play-Off-Platz, hielten aber genauso die rote Laterne in ihren Händen. Eines ist gewiss: Der ESVK ist ein Team, das um einen Platz in den Pre-Play-Offs kämpfen wird. Aber das werden alle, die nicht zu den Top-6 gehören. Entsprechend schwierig wird daher eine verlässliche Prognose. Es wird jedenfalls eine spannende Saison, nicht nur im Allgäu. Für die direkte Qualifikation müsste vieles optimal oder noch besser laufen. Ob nach dem Abschluss der Hauptrunde Pre-Play-Offs oder erneut Play-Downs gespielt werden, wird der Saisonverlauf zeigen.