Verdienter Kaufbeurer Erfolg im Sahnpark

Die Eispiraten versuchten, wie schon in den vergangenen Spielen erfolgreich praktiziert, sofort Druck zu machen. Aber schon in den Anfangsminuten deutete sich an, dass heute ein Gegner am Start war, der den Rot-Weißen das Leben sehr schwer machen würde. Laufstärker und scheibensicherer als die Gastgeber griffen die Joker die puckführenden Crimmitschauer schon frühzeitig an und zwangen diese so zu Fehlern, die man in den vergangenen Partien in dieser Form nicht gesehen hatte. Dabei zeigten sich die Eispiraten zwar im Körperspiel mindestens ebenbürtig, bei Zweikämpfen an der Bande gingen meistens trotzdem die wesentlich spritzigeren Gäste als Sieger hervor.
Dass Kaufbeuren gleich im ersten Powerplay erfolgreich war, als Rau relativ unbedrängt Ebner den Puck auf den Schläger spielte und dieser sofort abzog, machte den Rot-Weißen die Sache auch nicht einfacher. Niklas Treutle, für den in Wolfsburg dringend benötigten Stefan Horneber kurzfristig per Förderlizenz aus Hamburg geholt, hatte zwar freie Sicht, aber der Puck schlug auch recht platziert im Winkel ein.
Nach ähnlichem Strickmuster fiel auch der zweite Joker-Treffer. Diesmal schaffte es Doug Andress nicht, zu klären, und Fröhlich überwand Treutle ebenfalls mit einem gut gezielten Schuss aus Halbdistanz.
Auch wenn die Gäste-Führung nach 20 Minuten um ein Tor zu hoch ausfiel, verdient war sie allemal. Wer nun im zweiten Drittel auf einen Sturmlauf der Eispiraten gehofft hatte, sah sich enttäuscht. Das lag aber weniger an der Schwäche der Gastgeber als vielmehr am besten Gästeteam, dass sich in dieser Saison bislang im Sahnpark präsentiert hat. Immer wieder zwangen die Joker Crimmitschau zu Puckverlusten, und in dieser Phase hätte sich niemand über weitere Kaufbeurer Treffer beschweren dürfen. Treutle deutete im zweiten Durchgang sein Potential mehrfach an und bewahrte das Team davor, schon da endgültig auf die Verliererstrasse zu geraten.
Eher überraschend aufgrund des Spielverlaufs dann der Crimmitschauer Anschlusstreffer: Saurette fuhr mit Zug ins gegnerische Drittel, seinen Schuss fälschte Strong leicht ab, und der mitgelaufene Carciola hatte letztlich wenig Mühe, den Rebound zu versenken. Dieses Tor weckte auch die Lebensgeister des zuvor eher müde wirkenden Suarez-Teams: plötzlich wurde viel Druck entwickelt, einiges an Chancen herausgespielt, und wenn in dieser Phase der Ausgleich gelungen wäre, hätte das Spiel wohl eine Kehrtwendung um 180 Grad nehmen können. Das waren allerdings die einzigen zehn Minuten der Partie, in denen die Gastgeber sich feldüberlegen zeigten. Kaufbeuren kam verlustpunktfrei über diese Druckperiode hinweg und nahm den nach wie vor verdienten Vorsprung mit in die Pause.
Und auch der Schlussdurchgang begann wie die vorherigen Drittel: Die Joker störten frühzeitig und erfolgreich den Crimmitschauer Spielaufbau, standen in der Abwehr sicher. Die Eispiraten liessen sich davon beeindrucken und zeigten sich konteranfällig: McFeeters schloss einen solchen Spielzug zum 3:1 ab und die Vorentscheidung war gefallen. Crimmitschau gelang es nicht mehr, Vajs im Gästetor unter Druck zu setzen. Das 1:4 ins leere Eispiraten-Tor kurz vor Schluss zeigte lediglich nochmals auf, dass die rot-weissen Akkus an diesem Abend einfach leer waren: kein Crimmitschauer schaffte es, den knapp 40-jährigen Petr Sikora daran zu hindern, den Joker-Erfolg perfekt zu machen.
Fazit: Wie wertvoll der Freitagsieg in Bremerhaven war, kann man erst nach der heutigen Heimniederlage ermessen: Die Eispraten sind mit drei Punkten aus den Wochenendspielen durchaus im Soll und verweilen weiter in der Spitzengruppe der Liga. Der junge Niklas Treutle steigerte sich bei seinem Sahnpark-Debüt im Verlaufe der Begegnung und wird nach Aussage des sportlichen Leiters Ronny Bauer noch mehr Gelegenheit bekommen, sein Können im rot-weissen Jersey zu zeigen.
Am Sonntag sind die Eispiraten auf einen Gegner getroffen, der sie mit ihren eigenen Waffen geschlagen hat: aggressives Forechecking und gute Chancenverwertung. Dass die Kaufbeurer zudem das Glück auf ihrer Seite hatten (fast sämtliche abprallenden Pucks landeten wie durch Zauberhand bei Rot-Gelb), haben sie sich erarbeitet. Das 1:4 spiegelt die Spielanteile einer durch Schiedsrichter Aumüller richtig gut geleiteten Partie ziemlich genau wieder. Die Schuss-Statistik betrug 42:26 für die Gäste.
Tore: 0:1 (7:31) Bernhard Ebner (5-4), 0:2 (16:56) Michael Fröhlich (Petr Sikora), 1:2 (33:15) Adriano Carciola (Dean Strong, Kevin Saurette), 1:3 (43:24) Rob McFeeters (Jakub Körner, Mark Soares), 1:4 (59:26) Petr Sikora (Michael Fröhlich/ENG). Zuschauer: 2520.