Tschüß Indians, macht es gut!Hannover Indians

Sportlich erinnerte dieses Spiel eher an ein Freundschaftsspiel im Hochsommer. Aber wem soll man es verdenken? Die Hannoveraner haben einige Baustellen zu bearbeiten, die abseits der Eisfläche zu finden sind und die Heilbronner brauchen ihre Kraft für das anstehende Viertelfinale. Nach dem ersten Drittel führten die heimischen Falken durch ein Tor von Adriano Carciola mit 1:0. Binnen 39 Sekunden im zweiten Drittel zogen die Falken durch Tore von Michael Hackert und Corey Mapes auf 3:0 davon und sorgten so für die Vorentscheidung. In der Pressekonferenz nach dem Spiel sagte Indians-Coach Christian Künast: „Wir wollten dieses Tor unbedingt!“ und der Wille wurde in der 51. Spielminute durch Dave Reid belohnt. Den Pass von Sven Gerbig nahm Reid direkt und knallte ihn mit voller Wucht, mit all seiner Entschlossenheit in die Maschen des von Kevin Nastiuk gehütete Falken-Tor. Es sollte das vorerst letzte Tor der Hannover Indians in der 2. Bundesliga sein. Den 4:1 Endstand besorgte Andrej Bires im Powerplay. Nach dem Spiel wurden auf beiden Seiten die Topspieler geehrt. Auf Hannoveraner-Seite war es das gesamte Team, da es trotz dieser schwierigen Situation die Saison mit Anstand und Würde zu Ende gespielt hat. In der Pressekonferenz erzähle Coach Christian Künast, dass es „Ausrüstungsprobleme“ gab und zudem der Heimflug einiger ausländischer Spieler noch nicht sichergestellt ist. Unter diesen Umständen ist die Leistung der Hannoveraner noch wesentlich höher zu bewerten.
Der Sport war zweitrangig
„Kämpfen bis zum Ende, ECH!“ Die ersten Minuten dieser heutigen Partie gehörten einzig den nach Schwaben gereisten Niedersachsen. Schon Minuten vor dem Spiel konnte man die Niedersachsen in und vor der Kolbenschmidt Arena in Heilbronn hören. Im Gästeblock wurde, unabhängig des Spielstands, gefeiert und gesungen, die eine oder andere Träne wurde auch vergossen. Selbst die Drittelpausen konnten die Indians-Fans nicht abhalten zu singen und zu feiern
Der absolute Höhepunkt begann drei Minuten vor Spielende und endete mehr als eine Stunde nach Spielschluss. „Steht auf für den ECH!“ hallte es aus über 550 Hannoveraner Kehlen durch die Arena in Heilbronn. Ich persönlich habe im Eishockey schon sehr viel erlebt, aber dass die gesamte Halle, dass ganz Heilbronn binnen 5 Sekunden steht und gemeinsam mit den Gästen „Wir sind alle Eishockeyfans!“ und „Hannover ist in Indianerland!“ anstimmte, führte sicher nicht nur bei mir zu einem eiskalten Rücken, dicker Gänsehaut und feuchten Augen. Während der letzten Sekunden des Spiels wurden die Indians-Spieler durch ein rot-weißes-blaues Fahnen- und Schalmeer getragen. „You´ll never walk alone!“ war aus dem Gästeblock zu hören. Viele Spieler wischen sich mit dem Handschuh durch Gesicht. Es war ganz sicher nicht nur der Schweiß, der in den Augen brannte. Beide Mannschaften reihten sich vor ihrem jeweiligen Fanlagern auf und bedankten sich für deren Unterstützung. Viele Falken-Spieler fuhren zum Gästeblock und applaudierten den Fans. „Hinsetzen! Hinsetzen!“ dieser Aufforderung der Indians-Fans kamen alle Spieler, egal welches Trikot sie trugen, nach. Fabian Krull, seines Zeichens Falken-Verteidiger, schnappte sich das Mikro von Stadionsprecher Steffen Schnizer und forderte „Ladys und Gentleman, gebt mir ein H!“ und es hallte aus einem Guss „H!“ Dass dies zu einer gemeinsam HUMBA führte, muss man sicher nicht erwähnen.
Die Heilbronner Spieler überließen den Indians und deren Fans die Halle, viele Heilbronner Fans aber blieben und hörten den aus dem Gästeblock. „18 gute Spieler! In blau-weiß-roten Trikots! Das ist der ECH! Und wir sind die Fans! Die ECH-Fans“ Die grad verschwundene Gänsehaut war zurück. Auch Tränen standen wieder vielen Eishockey-Fans in den Augen, als die Retter-Hymne „Hier am Turm“ live gesungen wurde.
Liebe Indians, ihr habt das ganze Spiel gesungen: „Kämpfen bis zum Ende, ECH!“ Eins ist gewiß: Mit Fans wie euch schafft ihr das!
Zurück zum Sport, zurück zu den Falken: Am Mittwoch beginnt die schönste Eishockey-Zeit des Jahres: It´s Play-Off time! Die Heilbronner werden sich mit den Wild Wings aus Schwenningen um den Einzug ins Halbfinale duellieren. Eins ist gewiss: Langweilig wird die Serie nicht und könnte durchaus über die volle Distanz von sieben Spielen gehen. Falken-Trainer Rico Rossi stellte in der Pressekonferenz fest, dass die Schwenninger das konstanteste Team der Hauptrunde waren und in allen Mannschaftsteilen, auch in der Breite, extrem gut besetzt sind. Das erste Heimspiel dieser Serie findet am kommenden Freitag in der Heilbronner Kolbenschmidt Arena statt. Am vorherigen Mittwoch wird die Serie in der Schwenninger Helios-Arena eröffnet
Tore:
1:0 Adriano Carciola (Michael Hackert, Fabian Krull) 10:23
2:0 Michael Hackert (Jaroslav Markovic, Patrick Baum) 28:48
3:0 Corey Mapes (Christian Billich, Luigi Calce) 29:27
3:1 Dave Reid (Sven Gerbig, Feodor Boiarchinov) 50:26
4:1 Andrej Bires (Adriano Carciola, Jaroslav Markovic) 53:14 - ÜZ