Toreflut am Pferdeturm
Erster Neuzugang der Indians
Die
Hannover Indians besiegten am gestrigen
Abend die Heilbronner Falken mit 8:6, und verkürzen mit dem „Dreier“ den
Rückstand auf die Crimmitschauer Piraten auf nur noch zwei Punkte.
In
der Woche hatte sich am Pferdeturm einiges getan. Für den nach Dortmund abgewanderten
Keeper Benjamin Voigt wurde aus Leipzig
Jan Münster verpflichtet, und weil es im Sturm an kreativen Ideen mangelte,
wurde für die Abteilung Attacke gleich noch Petr Mares aus Herne geholt. Ferner
gab es zahlreiche Gespräche zwischen Indians-Chefetage und Mannschaft, und auch
die Musikauswahl „Steh auf wenn du am Boden liegst“ oder You´ll never walk
alone“ deuteten auf einen erneuten Neustart für die Indians in der laufenden
Saison an.
Die
Falken - im Herbst an gleicher Stelle bereits mit 2:3 unterlegen - wollten von
Anfang an das Heft die Hand nehmen, und setzten mit starker körperlicher
Präsenz den ECH unter Druck. Das Pressing hatte zunächst Erfolg, denn die
Gastgeber sahen nur selten die gegnerische blaue Linie, und der wieder im Tor
stehende Thomas Ower wurde sogleich warmgeschossen. Nur mit Mühe fanden sich
die Indians ins Spiel und es schien teilweise, als wären sie gehemmt, wollten erst
ausloten, wie weit sie bei Hauptschiedsrichter Lenhardt gehen können. Dieser
gehörte jedoch mit zu den besten Akteuren auf dem Eis, ließ das Spiel laufen
und zeigte sich in jeder Lage konsequent. Die erste Strafe wurde gegen die
Gäste erst in der 10. Minute ausgesprochen und zum Erstaunen der Fans konnte
das Powerplay von Leisenring (12.) zum 1:0 ausgenutzt werden. Jetzt übernahmen
die Indianer das Kommando und nacheinander prüften Doyle, Chamberlain und
Leisenring den gegnerischen Keeper Vogl. Bereits in dieser Phase deutete sich
das große Potenzial von Neuerwerbung Mares an, der mit gutem Auge seine Mitspieler
in Szene setzte. In der 17. Minute dann gar das 2:0, als Bagu und Chamberlain nach
eigenem abgelaufenen Powerplay die Gäste klug aus der Verteidigung
herauslockten und Jelitto aus kurzer Entfernung abschließen konnte. Die
Heilbronner zeigten sich jedoch nicht geschockt und deuteten an, warum sie 24
Punkte vor den Indians stehen. Gleich das erste Powerplay - Phillips saß auf der
Bank - wurde von Fenton (19.) eiskalt ausgenutzt, und mitten in der Schockphase
für die Gastgeber zeigte Cory Urquhart, warum er zu den besten Stürmern in der
zweiten Liga gehört. Fünf Sekunden vor Drittelende zog er verdeckt von der
blauen Linie ab, und Ower, der nicht seinen besten Tag hatte, musste das 2:2
akzeptieren.
Wie
üblich mussten die Indians erst einmal wieder ins Spiel finden und sich mit
Kontern aushelfen, die jedoch immer wieder gefährlich waren. In der 22. Minute brachte
es Kyle Doyle fertig, den Puck aus geschätzten 70cm an den Pfosten zu setzen. Wer
so fahrlässig mit Chancen umgeht, der muss sich nicht wundern wenn es im
eigenen Kasten einschlägt. Das 2:3 von Mason (27.) war glücklich, aber nicht
unverdient. Wer jedoch einen einknickenden ECH erwartet hatte, wurde positiv
überrascht. Die weiterhin aggressiv zu Werke gehenden Gäste mussten
feststellen, dass das Überzahlspiel bei den Gastgebern diesmal sensationell
funktionierte. Nacheinander bestraften die Indians das harte Spiel der Gäste
mit Toren durch Hughes (29.), Leisenring (30.) und Staltmayr (36.) zur 5:3
Pausenführung nach 40 Minuten.
Wer
im dritten Drittel eine Fortsetzung des hannoverschen Sturmwirbels erhofft
hatte, musste zunächst feststellen, dass die ersten vierzig Minuten wohl sehr
viel Kraft gekostet haben mussten. Die schnellen Heilbronner schafften es durch
ihren besten Akteur Gödtel (42.), zum Anschluss zu kommen. Jetzt flatterten die
indianischen Nerven, und vor den Augen des anwesenden Hauptsponsors Georg
Kofler zog Gödtel mit zwei weiteren Toren (48., 51.) seine „One-man-show“
durch. Knapp neun Minuten vor dem Ende stand es nun 5:6 und es zeigte sich,
dass die Indians-Führung auch psychologisch in der vergangenen Woche ganze
Arbeit geleistet hatte. Jetzt entdeckte auch die neu formierte erste Reihe ihre
Stärke und innerhalb von nur 150 Sekunden setzten Chamberlain und Mares jeweils
Doyle (56., 59.) gekonnt in Szene, und dieser sorgte für das 7:6. Das Stadion
tobte, die Nerven vibrierten. Nacheinander nahmen Joe West und Rico Rossi ihre
Auszeiten, und erwartungsgemäß nahm Letzterer in äußerster Not seinen ebenfalls
nicht immer sicheren Keeper Vogl vom Eis. Diese Maßnahme ging aus Falken-Sicht
nach hinten los. Die Indians kämpften sich mit den letzten Reserven frei,
Jelitto (60.) erhielt von Hughes den Puck, und schoss ihn unter dem Jubel der
Fans ins Tor.
Neben
dem Jubel über den verrückten Sieg gegen Heilbronn, sorgte die Kunde der
Verpflichtung von Förderlizenz-Torwart Ower von den Frankfurt Lions für die
Saison 2010/2011 für einen weiteren Jubelsturm nach Spielende (Hockeyweb
bereichtete).
Stimmen: Joe West
(Hannover): „Die vielen Gegentore haben mir weniger gefallen aber die
Mannschaft war heiß und hat eine gute Leistung geboten. Petr Mares hat seine
Qualitäten mit zwei Assists angedeutet und ist eine Verstärkung für das
Überzahlspiel. Wir gehen optimistisch an die nächsten Aufgaben.“
Rico
Rossi (Heilbronn): „Wir haben erhalten, was wir verdient haben. Hannover wollte
den Sieg. Es hätte schon nach dem ersten Drittel 4:0 stehen können und wir sind
mit Glück im Spiel geblieben. Normalerweise hätten sechs Tore in einem
Auswärtsspiel für einen Sieg reichen müssen.“
Statistik: 1:0 (11:50)
Leisenring (Hughes, Jelitto) 5-4; 2:0 (16:40) Jelitto (Bagu, Chamberlain); 2:1 (18:53)
Fenton (Urquhart, Johner) 5-4; 2:2 (19:55) Urquhart (Reid, Johner), 2:3 (26:10)
Mason (Urquhart, Calce); 3:3 (28:29) Hughes (Jelitto, Bagu) 5-4; 4:3 (29:27)
Leisenring (Jelitto, Hughes) 5-4; 5:3 (35:13) Staltmayr (Chamberlain, Doyle)
5-4; 5:4 (41:32) Gödtel (Monych, Calce) 5-4; 5:5 (47:26) Gödtel (Johner,
Schütz); 5:6 (50:20) Gödtel (Fenton) 4-4; 6:6 (55:34) Doyle (Chamberlain,
Mares); 7:6 (58:13) Doyle (Chamberlain, Mares), 8:6 (59:10) Jelitto (Hughes,
Martens) 5-6.
Strafminuten:
Hannover 18 - Heilbronn 26
Schiedsrichter:
Lenhardt (Darmstadt)
Zuschauer:
3308
Manfred
Schneider