Tölzer Urgestein wechselt zum Aufsteiger - Florian Zeller geht nach München
Der EHC München ist nicht nur in Sachen Ligenzugehörigkeit in der zweiten
Bundesliga angekommen, sondern emsig damit beschäftigt, auch dem Kader
entsprechende Konturen zu verleihen. Nach den bereits als Neuzugängen
feststehenden John Sicinski (Stuttgart) und dem Nachwuchstalent Ferdinand Zink
(Landshut), kann der Aufsteiger nun weiteren Vollzug melden.
Vom künftigen Ligarivalen aus Landshut erklärte sich Verteidiger Markus
Eberl bereit, in der nächsten Saison knapp 80 km Isar aufwärts die
Schlittschuhe zu schnüren. Eberl, der sich im Vorjahr nach vier Spielzeiten
im Bietigheimer Ellental zu den Cannibals veränderte, gilt als aggressiver,
giftiger Verteidiger. Dies unterstreicht auch sein bisheriges Strafenkonto.
326 Minuten verbrachte der 26jährige in den letzten fünf Jahren auf der Sünderbank.
Im Gegenzug brachte er es bei den Steelers auf 42 Scorerpunkte; in Landshut,
wo er nicht immer erste Wahl war, waren es immerhin noch fünf Beihilfen. Münchens
Sportchef Christian Winkler hält Eberl für eine geeignete Verstärkung.
"Wir haben nicht das Budget ausschließlich fertige Spieler zu
verpflichten. Es müssen auch junge, hungrige Talente dabei sein."
Kein Talent mehr, sondern zweifelsohne ein gestandener Zweitligaspieler
gehobenen Standards, ist Florian Zeller. Der "Floppo", wie er allernorts
nur genannt wird, entschied sich überraschend für ein Engagement in der Landeshauptsatdt.
Damit angelte sich Winkler kurz vor seinem wohlverdienten Urlaub in
Florida einen dicken Fisch. Zwar ist Zeller gebürtiger Münchner, doch seit
Jahrzehnten ein Tölzer "Bua" mit den Atrributen des Urgesteins
ausgestattet. Zu Schülerzeiten wechselte der heute 27jährige in den
Isarwinkel und blieb den Gelb-Schwarzen bis zum jetzigen Zeitpunkt treu.
Nach zwei schwächeren Spielzeiten mauserte Zeller sich in der abgelaufenen
Saison zum Führungsspieler, wurde neben seiner angestammten Sturmformation ob
seines Spielwitzes auch verstärkt im Überzahlspiel eingesetzt, erzielte
insgesamt 17 Treffer. Zudem kann der Linksschütze eine Erfahrung von über
500 Einsätzen in der Tölzer Seniorenmannschaft aufweisen. Eigentlich galt
ein Verbleib Zellers in Bad Tölz schon als sicher, schlussendlich aber
entschied sich der gelernte Koch für den Aufsteiger. Christian Winkler indes
betont, dass es ein vergleichsweise durchschnittliches Angebot war, die
Verpflichtung keineswegs das Budget über Gebühr belasten würde. "Es
waren faire Verhandlungen mit zügiger Einigung". Dennoch lag die Münchner
Offerte wohl deutlich über dem Angebot der Tölzer Löwen. Doch das Geld
alleine sei es nicht gewesen, versichert Zeller, dem heuer eine Bombensaison
gelang (15 Tore, 27 Vorlagen). "Auch das Tölzer Angebot wäre akzeptabel
gewesen. Aber nach zehn Jahren in der Tölzer Ersten hat mich eine neue
sportliche Herausforderung gereizt. Als Eishockeyspieler muss man auch mal
woanders als bei seinem Heimatverein gespielt haben. Wenn ich diesmal nicht
zugegriffen hätte", sinniert das gebürtige "Münchner Kindl",
"wer weiß, wann ich nochmal so eine Gelegenheit bekommen hätte.". In
München unterschrieb Zeller einen Kontrakt über ein Jahr mit einseitiger
Option zugunsten des Spielers.
Weitere Personalentscheidungen sollen noch diese Woche fallen. Mike Burman
will sich hinsichtlich eines Verbleibs am morgigen Mittwoch erklären, auch
Kapitän von Schilcher hat ein schriftliches Angebot vorliegen. Ob
Playoff-Hero Tim Leahy weiterhin Teil der Mannschaft sein wird, ist
noch fraglich. Trotz bestehenden Vertrages zeigt sich der Verein mit den
Leistungen der vergangenen beiden Jahre - gerade in den Spielen der
Doppelrunde - sowie der bisweilen mangelhaften Physis des US-Boys nicht
einverstanden. In Sachen Neuverpflichtungen werden die Münchner Macher laut
eigener Aussage ohne Eile nach einem ausländischen Stürmerpärchen
schielen. Daneben darf sich, so Winkler, "der ein oder andere aus dem
bisherigen Kader noch eine Chance ausrechnen, durch das Hintertürchen den Weg
in das Zweitligateam zu finden. Auf jeden Fall dabei sein wird
Schorschi Kink. Der Blondschopf gab vor wenigen Tagen seine Zusage für ein
weiteres Jahr. Ebenfalls erhalten bleibt dem Münchner Publikum Ron Newhook.
Der kleine Center war mit seinen Toren und Vorlagen maßgeblich am Aufstieg
beteiligt und nimmt nach einem durchwachsenen Gastspiel in Kaufbeuren seinen
zweiten Anlauf in der Bundesliga. (orab)