Tölzer Moral verhindert Fehlstart in die Playdowns

Rückstände gegen Spitzenteams wettzumachen gehört nicht zu den alltäglichen
Finessen des Tölzer Zweitliga-Eishockeys. Nun ist der EHC Freiburg keine
ausgewiesene Spitzenmannschaft, müssen die Wölfe doch etwas sehr überraschend
an der Abstiegsrunde teilnehmen. Allerdings darf man die Breisgauer ob ihres
überdurchschnittlich besetzten Kader durchaus den spielstarken Mannschaften
zuordnen. Dies zeigte sich auch zwei Drittel lang beim ersten Relegationsspiel
in Bad Tölz. 2:0 führten die Wölfe, kontrollierten neben dem Gegner auch
die neutrale Zone. Im Schlussabschnitt allerdings gewann die Tölzer Moral die
Oberhand, was letztendlich eine der Hauptursachen für den nicht mehr
erwarteten Punktgewinn war. Vor 1500 Zuschauern glichen Florian Curth und Tim
Regan die Führung der Gäste durch Nail und Laylin aus. Da jedoch das Glück
in Bayern bekanntermaßen ein Vogerl ist, flog es im Penaltyschiessen flugs
zum Gegner und bescherte diesem den Zusatzpunkt zum 2:3 (0:1,0:1,2:0) n.P.
Erinnerungen an die vergangene Saison wurden wach. Mit zwei Zählern gegen
Crimmitschau eröffneten die Tölzer die Abstiegsrunde, gewannen danach jedes
Heimspiel. Würde sich dieser formidable Husarenstreich wiederholen lassen ?
Bei Freiburg fehlte Topscorer Aaron Fox, Lipsett und Khaidarow waren
angeschlagen. Beim ECT reichte es für Peter Erlacher nach seiner Bänderdehnung
im Knöchel noch nicht für einen Einsatz. In den ersten Minuten war
beiden Teams nicht anzumerken, dass diese Partie Teil des Kampfes um den
Klassenerhalt ist. Die Löwen agierten nervös, geradezu fahrig. Auf Seiten
der Wölfe beschränkte man sich erst einmal auf Abwarten. Dieser Taktik kam
auch der plötzliche Führungstreffer sehr zu pass. Neuzugang John Nail
befreite sich aus der Umklammerung an der Bande und legte Patrick Couture die
Scheibe zwischen die Schoner. Freilich war dieses Gegentor nicht förderlich für
das Selbstvertrauen der Buam. Erst kurz vor Drittelende tat sich die erste
Chance auf, die aber war hochkarätig. Ein Traumpass von Derek Mayer ermöglichte
Tim Regan ein unbedrängtes Solo auf Bronsard, dessen Reflexe sich der kleine
Stürmer beugen musste. Überhaupt war es mit den Alleingängen so eine Sache
an diesem Abend. Neben Regan hatten auch Jeff Hoad und Rod Stevens je zwei
Versuche. Das Ergebnis war ernüchternd, die über die gesamte Saison
andauernde Penalty-Schwäche wurde einmal mehr nachhaltig begründet. Gerächt
hat sich dieses Auslassen bester Möglichkeiten gnadenlos. Cory Laylin zog von
der blauen Linie ab, Couture ließ die Scheibe trotz freier Sicht gewähren.
Gemessen an den bisherigen Spielanteilen fast eine Art Vorentscheidung, obwohl
noch die Hälfte der Partie zu spielen war.
Eine mögliche Ursache, warum es für
den Gast nicht zu einem Dreier reichte, war das inkonsequente Ausspielen einer
doppelten Überzahl über nahezu zwei volle Minuten. Hier unbeschadet
rauszukommen schien die Hausherren für den Schlussabschnitt zu beflügeln.
Endlich war das Engagement und die Intensität dem einer Playdown-Begegnung würdig.
Das Publikum wurde nicht müde, die Kurstädter nach Vorne zu peitschen und
dafür auch belohnt. Zehn Minuten vor dem Ende traf St.Croix nur den
Pfosten, aus dem anschließenden Gewühl gelang Florian Curth das Tor.
Verbissen wurde nunmehr um jeden Zentimeter Eis, um jeden Puck gekämpft. Tim
Regan zog von der rechten Bande aus ab, erwischte Bronsard auf dem falschen Fuß
und erzielte den vielumjubelten Ausgleich. Von Freiburg war nichts mehr zu
sehen, die Löwen waren am Drücker. Der erlösende Siegtreffer indes wollte
trotz weiterer Möglichkeiten - auch in der Overtime - nicht mehr gelingen.
Dass es nur zu diesem einen Zähler reichte, lag an drei verwandelten Penalties
seitens der Freiburger (Palmer, Mares, Slavetinski). Beim ECT waren lediglich
Morgan Warren und Floppo Zeller erfolgreich. Sicherlich kein Auftakt nach Maß,
aber gegen den vermeintlich stärksten Konkurrenten ein akzeptables Ergebnis.
Während Doug Bradley den Unterschied des Abends an seinem Torsteher
festmachte, lobte Peter Obresa die Moral seiner Mannen nach dem Rückstand
gegen eine clevere Mannschaft so zurückzukommen. "Wir haben im letzten
Drittel ungeheuren Druck gemacht, die Tore dadurch erzwungen." Allerdings
hätte er sich dadurch den nötigen Killerinstinkt erwartet, der den Dreier hätte
sichern sollen. (orab)
Tore:
0:1 (06:20) Nail (Rifel, Slavtinski), 0:2 (25:47) Laylin (Hölscher), 1:2
(49:58) F.Curth (Leitner, St.Croix), 2:2 (53:06) Regen (Zeller, C.Curth), 2:3
(65:00) Slavetinski (GWP)
Strafen: Bad Tölz 12+10 (Leitner/Check von Hinten) -
Freiburg 12
Schiedsrichter: Axel Sander (EC Peiting im TSV) - Maier, Baumann
Zuschauer: 1481