Tölzer Löwen: Zwei dunkle Momente bedeuten drei verlorene Punkte
Heimpleite gegen BietigheimAls der Kaufbeurer Stürmer Patrick Yetman eine Minute vor Ende des Spiels die Scheibe in das verwaiste Tölzer Gehäuse drückte, war der Dreier der Joker manifestiert. Siegen, das ist ein Gefühl, mit welchem man beim Tabellenschlusslicht aus dem Allgäu wenig vertraut ist. Eine beispiellose Serie von fünfzehn Niederlagen am Stück, lediglich unterbrochen durch ein Weihnachtsgeschenk des EV Weiden, stehen in der Bilanz der jüngsten Begegnungen zu Buche. Bei den Tölzer Löwen schien eine derartige Minusserie Mitleid zu erwecken. Zumindest halfen sie auf ihre Art den Jokern - und die nahmen prompt an.
Aus einem ersten Drittel torlos hervorzugehen, trotz etlicher guter Torchancen und ausnahmsloser Überlegenheit, lässt sich für gewöhnlich noch verkraften. Zumal beim Gegner mit Martin Cinibulk ein exzellenter Fänger einen ebenso exzellenten Abend erwischt hat. Einen Alleingang Tim Regans entschärfte der Tscheche im letzten Augenblick, einen Kracher des nach langer Sperre wieder spielberechtigten Toni Prommersberger aus der Halbdistanz schnappte er ohne nachzufassen. Mehr als kurios die Szene kurz vor der Pause: Nach schöner Einzelleistung jagte Floppo Zeller per Rückhand den Puck knapp am Kreuzeck vorbei. Sekunden später erhielt Zeller die Scheibe wieder, musste nur noch über den am Boden liegenden Cinibulk lupfen, vergab aber durch zu langes Zögern. Die Joker schwammen in dieser Phase und erneut nur Augenblicke später hatte der Ur-Tölzer seinen dritten Versuch, den er haarscharf am langen Pfosten vorbeisetzte. Wäre es nach zwanzig Minuten 0:3 aus Sicht der Gastgeber gestanden, Keiner im Stadion hätte sich beschweren können. Kaufbeuren war anzumerken, dass sie zwei Tage zuvor ein kraftraubendes Spiel in Essen hatten. Dazu konnten aufgrund von Verletzungen und Krankheiten gerade einmal vier Verteidiger aufgeboten werden. So verwunderte es auch nicht, dass die Gäste stets einen Schritt schneller waren.
Die optische Überlegenheit der Tölzer, bei denen Christian Curth für den verletzten Klett an der Seite von Warren und Kruck stürmte, schien indes plötzlich etwas in Leichtsinn überzuschwenken. Beim überraschenden Führungstor der Hausherren blieb Brandon Dietrich für die Strecke von der blauen Linie bis zum erfolgreichen Abschluss der Geleitschutz völlig verwehrt. Beim 2:0, das unglaubliche vierzehn Sekunden nach Dietrich´s Treffer fiel, war es Florian Jäger, der Martin Schweiger einfach übersah. Schweigers Tor wirkte fast wie eine Wiederholung des ersten Treffers. Das Mienenspiel bei Peter Obresa verfinsterte sich rapide. Eine Auszeit nutzte der Tölzer Coach nicht zu taktischen Anweisungen, sondern um seine Mannen ob deren Aussetzer zurechtzuweisen. Spätestens aber nach dem 3:0, das Dominic Auger per Nachschuss erzielte, war es um die Moral bei den Buam geschehen, die Hoffnung auf Punkte beim künftigen Konkurrenten um den Klassenerhalt dahin. Zumal Martin Cinibulk keine Anstalten machte, Formschwankungen zu unterliegen. Unnötige Strafen wie die von Hoad und Regan taten ein Übriges. Der Anschlusstreffer von Rod Stevens (47.) verstärkte das Bemühen um eine Wende zwar noch einmal, doch die Joker verwalteten den Vorsprung äußerst geschickt, was auch Pit Ustorf hinterher positiv hervorhob. Das Eingangs erwähnte empty net-Goal von Yetman beendete das letzte Aufbäumen einer insgesamt enttäuschenden Tölzer Mannschaft, bei der lediglich Florian Zeller sowie Sepp Kottmair überdurchschnittliche Leistungen darboten. Peter Obresa befand nach dem Spiel: "Wir waren einfach zu harmlos. Aus so einem überlegenen Drittel wie dem ersten darf man nicht mit einem 0:0 rauskommen. Kaufbeuren hat seine Chancen im Gegensatz zu uns genutzt und von daher verdient gewonnen." (orab)
Tore:
1:0 (24:22) Dietrich (Rau, Auger), 2:0 (24:36) Schweiger (Appel, Smith), 3:0 (29:47) Auger (Schwaiger, Smith), 3:1 (46:33) Stevens (Regan, Warren), 4:1 (59:59) Yetman (ENG)
Strafen: Kaufbeuren 12 - Bad Tölz 16
Schiedsrichter: Axel Sander (EC Peiting im TSV) - Ledermann, Bidoul
Zuschauer: 1681
Spieler des Spiels: Martin Cinibulk