Tölzer Löwen - mehr als nur ein Abstieg

„Abschied ist ein bisschen wie Sterben“, trällerte das Berliner
Schlagerkehlchen Katja Ebstein Anfang der achtziger Jahre in das Land
hinaus. Den Abschied ersetzen wir durch den im Mannschaftssport
verankerten Ausdruck „Abstieg.“ Selbst für einen Journalisten und den
ihm grundsätzlich unterstellten Faktoren Neutralität und Objektivität,
ist es nicht einfach, gerade raus über das verfehlte Klassenziel seines
präferierten Klubs zu berichten. So geschehen in Bad Tölz, am neunten
Tag des vierten Monats in diesem Jahr. Eine Mannschaft kam nach dem
Spiel aus der Kabine, als wollte sie sich entschuldigen für das was
eben passiert ist. Mit Tränen in den Augen nahmen Spieler und Fans von
einander Abschied. Ein Blick in die Gesichter so mancher Akteure
nötigte einen selbst zu tiefen Atemzügen, um die sowieso schon bis in
tiefste innere Regionen gewanderte Niedergeschlagenheit nicht auch noch
mit feuchten Augen dokumentieren zu müssen.
„So ist eben der Sport!“ Diese gängige Floskel findet im Isarwinkel
keine gültige Anwendung. Bad Tölz ist weitaus mehr, als ein Geben und
Nehmen zwischen Team und Fans. Hier stehen nicht wenige Akteure auf dem
Eis, die mit einer Vielzahl des supportenden Klientels die Schulbank
drückten, oder sich seit jungen Kindheitstagen kennen. Selbst die
auswärtigen Angestellten finden im Regelfall binnen kürzester Zeit
Anschluss im familiären Umfeld sowie der wohl einzigartigen
Lebensqualität nahe des Isarquells.
Die Tölzer Löwen waren das einzig verbliebene Gründungsmitglied der
zweiten Bundesliga in ihrer jetzigen Form. Ein Musterbeispiel im Kampf
eigener Nachwuchs gegen den Kommerz. Viele Traditionsvereine, teils gar
Eishockeyhochburgen von einst sind bereits verschwunden von der
Landkarte hochklassiger Vertreter. Einzig Landshut und Kaufbeuren
halten noch die Fahnen der guten Ausbildung in Liga zwei in die Höhe.
Drunter sieht es nicht mehr so rosig aus. Der SC Riessersee kämpft mit
durchschnittlichem Etat um die Rückkehr nach oben und muss im Herbst
einen weiteren Anlauf nehmen. Der EV Füssen ist sportlich abgestiegen
und taucht wohl nur bei einem regionalen Modell der Oberliga dort
wieder auf. Die Zukunft dieser Oberliga gehört von Grund auf
hinterfragt. In welcher anderen Sportart gibt es in der
Drittklassigkeit zumindest auf dem Papier Vollprofitum? Möchte eine
Mannschaft vorne mitspielen oder sogar eine Versetzung nach Oben
erreichen, bedarf es als unterstem Minimum eines überdurchschnittlichen
Zweitligaetats. Nach zwei, drei gescheiterten Versuchen werden die
Zuschauer weniger, die Sponsoren geiziger. Nur die skatenden
Angestellten beharren zumeist auf Bezüge in unveränderter Höhe. Ein
Damoklesschwert!
Der EC Bad Tölz nimmt nun seinen ersten Anlauf, umgehend wieder in die
einzige für den Verein dauerhaft rentable Klasse zurückzukehren.
Zuschauerträchtige Derbys gegen Rosenheim und Garmisch lindern dabei
den Makel der Drittklassigkeit. Ob Finanz- und Durchschlagskraft
letztendlich ausreichen, wird sich zeigen. Wie sagen die Tölzer Fans in
ihrem Forum so schön: „Oberliga…kein Schritt zurück, wir nehmen nur
richtig Anlauf!“ Ausrutschen unerwünscht!
Kommentar von Oliver Rabuser