Tölzer bringen sich um den Lohn ihrer starken Leistung
Heimpleite gegen BietigheimDie Aussage seines Freundes und gestrigen Pendants Uli Liebsch,
„die Tölzer haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten sehr gut gespielt“, wollte
Axel Kammerer so nicht stehen lassen. „Wir waren zwei Drittel lang die bessere
Mannschaft und hätten den Sieg heute verdient gehabt.“ Dass es nicht so kam,
lag an zwei kapitalen Aussetzern ausgerechnet der beiden routinierten
Verteidiger Borzecki und Harmer, welche die Gäste aus dem Ländle kaltschnäuzig
zu den entscheidenden Treffern nutzten. Wie schon in der ersten Begegnung in Bad
Tölz hieß es am Ende 2:4 (1:1, 1:1, 0:2) aus Sicht der Isarwinkler.
Der Erfolg in Kaufbeuren weckte beim Tölzer Publikum ganz offensichtlich
Begehrlichkeiten. 2400 Besucher wollten sich nicht nur die eintausend Träger
Freibier sichern, sondern den lang ersehnten Erfolg über den Angstgegner
schlechthin feiern. Die Chancen dazu standen auch gar nicht schlecht. Bei den
Steelers fehlte neben Dan Björnelie (Innenband) und Chad Allen (Magen-Darm)
auch Tölz-Killer Peter Mares, der erst zehn Tage zuvor beim Heimspiel gegen die
Löwen vier Treffer markierte. Axel Kammerer wollte dem Favoriten mit vier
Sturmreihen begegnen, setzte den zuletzt gesperrten Andreas Kruck daher gleich
in zwei Angriffsformationen ein.
„Wir hätten einfach in Führung gehen müssen“, befand Kammerer nach der
Partie. Wohl wissend, dass es für seine junge Truppe sehr schwer ist, gegen
eine abgezockte Mannschaft einem Rückstand hinterher zu laufen. Die
Gelegenheiten waren durchaus vorhanden. Bereits nach wenigen Sekunden konnte
Benni Hecker unbedrängt abziehen, Jason Elliot´s Reflex verhinderte den
Einschlag. Die Führung verdankten die Gäste einer unglücklichen Aktion von
Christian Urban. In der Vorwärtsbewegung passte der Geretsrieder genau auf die
Kelle von Terence Campell, der auf und davon zog und auch noch Mark Cavallin überlistete.
Die auf dem Spielbericht ausgewiesenen Assistenten gab es in Wirklichkeit nicht.
Die Löwen suchten umgehend die passende Antwort. Curth´s Schrägschuss glitt
Elliot durch die Fanghand, trudelte am Pfosten vorbei. Bei Kottmair´s Solo war
der Steelers-Goalie wieder auf dem Posten. Chancenlos war Elliot indes beim
Ausgleich von Duane Harmer, weil ihm die Sicht versperrt war.
Kachur gewann das Anspiel, Harmer traf aus dem Hinterhalt. Warum auch
Sandro Schönberger einen Scorerpunkt bekam, sorgte für das zweite statistische
Rätsel.
Duplizität der Ereignisse im zweiten Abschnitt. Erneut war es die zweite
Spielminute, als der Tabellendritte zuschlug. Nur ließ dieses Mal der
Gegenschlag weniger lang auf sich warten. Michael Baindl konnte sich vor dem Tor
durchsetzen und Elliot per Rückhandschub durch dessen Schoner überwinden. Eine
Führung wäre unstrittig verdient gewesen, dazu hätten aber die vorhandenen
Chancen verwertet werden müssen. Die beste Gelegenheit vergab Jeff Hoad kurz
vor der zweiten Pause.
Die Geschehnisse im finalen Drittel entsprachen freilich wenig den Erwartungen
der hoffnungsfrohen Zuschauer. Gerechnet wurde mit einem Husarenstück der
kampfstarken Löwen, eingetreten ist jedoch schon bald Ernüchterung. Im
Powerplay übersah Adam Borzecki den von der Strafbank kommenden Nick Smith. Der
bedankte sich mit einem temporeichen Solo nebst krönendem Abschluss. Davon
erholten sich die Buam nicht mehr, auch weil Schönberger das leere Tor
verfehlte. Bei einem weiteren
Versuch mit einem Spieler mehr auf dem Eis, musste Harmer nach einem Stockfehler
nachhaken. Das nutzten die Steelers nach Ablauf der eigenen Strafzeit zum
entscheidenden 4:2. Es war bereits das zehnte Powerplaytor von Eric Schneider,
der ganz nebenbei auch noch Torjäger- und Scorerliste anführt.
„Heute haben wir uns selbst geschlagen, unglaubliche Geschenke bei allen
Gegentoren verteilt. Nach dem 3:2 hat man den Unterschied in der Qualität
beider Mannschaften gesehen. Dieses Tor darf niemals fallen. Da waren erfahrene
Verteidiger auf dem Eis, die in dieser Situation nicht defensiv gedacht
haben“, so die Analyse von Axel Kammerer.
Auch Uli Liebsch zollte den Tölzern Respekt. „Tölz hat defensiv gut
gestanden, war stark im Zweikampf. Wir hatten heute etwas Glück und einen
starken Torhüter.“
(Oliver Rabuser)
Tore:
0:1 (01:56) Campell (Hurbanek, Wieland), 1:1 (12:11) Harmer (Kachur, Schönberger),
1:2 (21:02) Molling (Smith, Straube), 2:2 (24:22) Baindl (Harmer, Prommersberger),
2:3 (41:59) Smith (Wieland, Wrobel), 2:4 (52:14) Schneider (Jacques, Smith, 5-4)
Strafminuten: Bad Tölz
10 -
Bietigheim 14
Schiedsrichter: Levente Györgycze (Troisdorf)
- Reuter, Morgenstern
Zuschauer: 2324
Spieler des Spiels: Nick Smith