Teamcheck ESV Kaufbeuren: "Prinzip: Hoffnung“ regiert bei den Jokern
Ihr „Trainer des Jahres 2011“, Ken Latta, lebt dieses „Prinzip: Hoffnung“ jedenfalls joker-gleich vor: Verteidiger Seifert in die DEL abgewandert – na und? „Heuer könnte Woidtke eine ähnliche Rolle spielen“; Sikora und Wehrstedt nicht mehr im Kader – na und? Latta „weiß nicht, wie ... [der] Knipser heißen wird, aber ich weiß, wir werden einen haben“, denn: „Soares wird mehr Tore schießen...“ und auch „Schäffler und Habermann werden einen Schritt nach vorne machen“ - aha! Dann wird ja alles gut. Oder nicht?
Tatsächlich wurden die Plazierungen der Ostallgäuer von Jahr zu Jahr besser, seit Ken Latta hinter ihrer Bande steht. Zunächst 2 Jahre als Co- und in der 2. Liga als Chef-Trainer, steht der 49-jährige Kanadier für sportliche Weiterentwicklung und Nachwuchsförderung an der Wertach. Doch allein darauf die Zuversicht der Buron Joker zu begründen, könnte fatal werden. Schauen wir also auf’s Team:
Die Torhüterposition der Schwaben ist tatsächlich stärker besetzt als in der Vorsaison. Neben Stefan Vajs, der zuletzt allenfalls für einen sechsten Feldspieler das Eis verließ, fängt nun mit Stefan Horneber ein zweitliga-erfahrener, gleichwertiger Keeper. Beide teilten sich die Vorbereitungsspiele gleich auf. Nach den Rosenheimern Maracle und Mayer, sicher das stärkste Duo der Liga.
Die Verteidigung könnte sich zum Schwachpunkt des Teams entwickeln. Zwar blieben den Jokern mit Körner, Ebner und Brown ihre offensivstärksten Blue-Liner erhalten, doch müssen sie die Abgänge von Seifert (nach Augsburg) und Hoffmann (Memmingen) verkraften. Ob die aus der Oberliga kommenden Youngster Woidtke (Duisburg) und Müller (Füssen) diese gleichwertig ersetzen können, dürfte nur für Latta nicht fraglich sein. Da auch Kreß und Schittenhelm den Club verließen und Brown die Option besitzt, nach Erhalt eines deutschen Passes nach Augsburg zu wechseln, ist das Defensiv-Kontingent mit nur sechs Mannen „heiß gestrickt“. Schon in der Vorbereitung mußte der noch immer an der Hand verletzte Kapitän Christoph Aßner ersetzt werden. Die hierfür eingesetzten Nachwuchsspieler hält selbst Latta für noch nicht zweitligatauglich.
Im Sturm blieben den Allgäuern Top-Scorer Daniel Menge – er war in der vergangenen Saison bester deutscher Punktesammler der Liga -, Rob McFeeters und Mark Soares treu. Verzichten müssen die Joker künftig hingegen auf zusammen 95 Punkte von Petr Sikora und „Mister-Big-Point“ Mike Wehrstedt. Diese Lücke sollen Levi Nelson und US-Boy Brady Leisenring füllen. Dabei muß dem 23-jährigen Nelson die Umstellung vom Defensivspieler in dritten und vierten AHL-Reihen zum Top-Scorer gelingen – zumindest ein Experiment. In der Vorbereitung war er tatsächlich Kaufbeurens bester Punktesammler. Durch die Verpflichtung des Lausitzers Christian Grosch sollte der Abgang von Michael Fröhlich kompensiert werden. Auf die Abwanderung von Scott Dobben und Toni Saal, zusammen letztjährig immerhin für 36 Punkte gut, wurde mit keinen Neuverpflichtungen reagiert. In diese Bresche sollen die Eigengewächse Schäffler, Riefler, Christoph Fröhlich oder Morhardt springen. Insgesamt eine von viel Hoffnung begleitete Offensiv-Planung, deren Beurteilung eher skeptisch ausfällt.
In der Vorbereitung gab es nur zwei echte Vergleichsmöglichkeiten: einer knappen Niederlage in Garmisch folgte ein knapper Sieg im Rückspiel. Mit einem der kleinsten Etats der Liga, stellen die Wertach-Städter auch eines der jüngsten Teams. Im Tor verstärkt, die Verteidigung (zu?) knapp bemessen und im Sturm auf Hoffnung gesetzt. Der Höhenflug des letzten Jahres wird sich kaum wiederholen lassen. In dieser Saison werden die Joker sich eher an den Nachbarn vom Riessersee, als an den Schwenninger „Vögeln vom Schwanensee“ orientieren müssen.