Substanzverlust war zu groß

Mit der wohl jüngsten Abwehr aller Zeiten schlug sich die Rumpftruppe der
Heilbronner Falken gegen den EHC München zwar wacker, unterlag aber am Ende
verdientermaßen mit 2:4. Wie eigentlich schon vor dem Spiel klar war, war
der Ausfall von fünf Leistungsträgern in der Abwehr nicht zu kompensieren.
Ohne Hill (verletzt), Schutte (Hochzeit) und die drei U20-Nationalspieler
Ankert, Fischer und Kohl blieben mit Wartenberg, Pat Baum und Langwieder
drei etablierte Defender übrig. Aufgefüllt wurde die Hintermannschaft mit
drei jungen Spielern, die allesamt das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet
haben, namentlich Sören Sturm, Nicolas Ackermann und Jungadler Benedikt
Brückner. Im Angriff musste man zudem auf Nationalspieler Frank Mauer
verzichten.
Dagegen reiste München mit einer Aufstellung an, die für vier komplette
Blöcke gereicht hätte - da war der Tabellenneunte beim Vierten der Favorit.
Und der EHC war letztlich auch die Mannschaft, die cleverer war und die sich
bietenden Chancen nutzte, während bei Heilbronn die Triple-C-Reihe einen
schwarzen Tag erwischt hatte. Da auch das Penalty Killing überhaupt nicht
funktionierte, behielt München mit drei Powerplaytoren am Ende die Oberhand.
Im ersten Drittel war es eine ausgeglichene Partie, in der die Gäste nach
fünf Minuten durch Robinson in Führung gingen, der in Überzahl einen
Abpraller von der Bande verwertete. Die Falken waren anschließend zwar durch
Caudron und Petrozza gefährlich, fanden natürlich auch bedingt durch die
zahlreichen Ausfälle nicht zu ihrem gewohnten Spiel. Während das erste
Powerplay erfolglos blieb, nutzte München auch sein zweites eiskalt aus:
Nach nur 19 Sekunden konnte Galbraith aus den Birken erneut überwinden, 0:2.
Wäre nur 20 Sekunden später Kompon nicht freistehend am Falken-Goalie
gescheitert, wäre das Spiel schon nach 16 Minuten entschieden gewesen. Doch
so kamen die Gastgeber zurück ins Spiel und waren ihrerseits in Überzahl
erfolgreich: Edwardson zog von der blauen Linie ab, Petrozza hielt den
Schläger rein und ließ Vollmer im EHC-Tor keine Chance.
Das beste Drittel eines zunächst teilweise zerfahrenen Spiels auf
mittelmäßigem Niveau war das zweite. In der 24. Minute scheiterte jeweils
die Nummer 61 am gegnerischen Torhüter. Während Galbraith auf Seiten des EHC
stets ein Gefahrenherd war, wurde gerade in dieser Szene deutlich, dass T.J.
Caig noch nicht die Form aus dem Vorjahr erreicht hat. Trotzdem war dies der
Startschuss für die beste Phase des HEC. Im nächsten Wechsel war es soweit:
Petrozza scheiterte nach einer schönen Einzelaktion noch an Vollmer, doch
Schlager war zur Stelle und traf zum 2:2-Ausgleich. Und hätten sich wenig
später Calce und Caudron bei einem Break geschickter angestellt, hätten die
Falken auch eine reelle Chance zum Sieg gehabt. In einem nun offener
geführten und ansehnlicheren Spiel hatten beide Teams in Überzahl ihre
Möglichkeiten, ehe in den letzten fünf Minuten des Drittels der Spielfluss
wieder weniger wurde.
Im letzten Durchgang deutete sich dann frühzeitig an, wer sich letztlich
durchsetzen würde. Schon in den ersten fünf Minuten hatte München drei gute
Chancen, dann war es schließlich passiert: Wiederum war es Galbraith, der
mit einem satten Direktschuss den HEC-Keeper bezwang. Und nur 23 Sekunden
später fiel die Vorentscheidung: Nur vier Sekunden brauchte der EHC im
Powerplay, um durch Robinson auf 2:4 zu erhöhen. Damit hatte die erste
Sturmreihe alle Treffer erzielt. Die Falken mühten sich zwar anschließend,
zum Ausgleich zu kommen, und rannten dabei nicht sonderlich geschickt an.
München setzte auf eine kompakte Defensive und ließ nichts Wesentliches mehr
zu. Dem HEC fehlten an diesem Abend einfach die Mittel, um noch zum Erfolg
zu kommen. Trainer Rossi riskierte zwar noch einmal alles und stellte
kurzzeitig Rohde ins Tor, nur um ihn Sekunden später wieder herauszunehmen.
In den zwei Schlussminuten brachte Galbraith gleich zweimal das Kunststück
fertig, den Pfosten des leeren Tores zu treffen, doch auf den anderen Seite
passierte nichts mehr, mit 2:4 endete die Partie.
Unter dem Strich geht der Sieg des EHC München in Ordnung, da man an diesem
Abend einfach besser besetzt war. Doch dass die Falken in einer derartigen
Notbesetzung antreten mussten, brachte Trainer Rico Rossi auf der
Pressekonferenz auf die Palme. "Die Durchführungsbestimmungen der ESBG sehen
vor, dass die Spiele, wenn Nationalspieler als Förderlizenzspieler beteiligt
wären, nicht mehr verlegt werden müssen. Das ist nicht akzeptabel und muss
geändert werden. Wir bilden die Spieler nicht nur für uns, Mannheim, Köln,
sondern ganz Eishockey-Deutschland aus. Da kann es nicht sein, dass wir
bestraft werden, wenn unsere Spieler bei der Nationalmannschaft sind", so
Rossi sinngemäß.
Außerdem kann es sein, dass sich die Falken wieder nach einem neuen Torhüter
umsehen müssen. Nachdem Robert Müller aller Voraussicht nach von Duisburg
nach Köln wechselt, könnte Förderlizenzkeeper Christian Rohde nun wieder bei
den Füchsen gebraucht werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Situation
entwickelt. (SB)
Heilbronner Falken - EHC München 2:4 (1:2, 1:0, 0:2)
Tore: 0:1 Robinson 6. 5-4, 0:2 Galbraith 16. 5-4, 1:2 Petrozza 18. 5-4, 2:2
Schlager 25., 2:3 Galbraith 46., 2:4 Robinson 46. 5-4
Strafminuten:
Heilbronn 10, München 10 + 10; Schiedsrichter: Ninkov; Zuschauer: 1.663