Steelers: Wichtiger Sieg in Kaufbeuren

Möglicherweise hat die Mannschaft des SC Bietigheim-Bissingen am Sonntag in Kaufbeuren den Kopf gerettet. Nach vier Niederlagen in Folge holten sich die Steelers mit 8:5 den zweiten Saisonsieg. Zuvor hatte es am Freitag gegen den Heilbronner EC eine 1:5-Pleite gegeben.
SCBB-Vorstandsmitglied Wolfgang Lindner hatte in der Pressekonferenz nach dem Heilbronn-Spiel angekündigt, dass nun intern gehandelt werde. Nicht wenige hatten gemutmaßt, dass der Trainerstuhl von Daniel Naud kräftig am wackeln sei. Schließlich blieben die Steelers bislang weit hinter den Erwartungen zurück. Der Sieg in Kaufbeuren kam da wohl genau zum richtigen Zeitpunkt.
Sportliches: Eineinhalb Drittel lang sah das gar nicht schlecht aus, was die Bietigheimer Kufencracks gegen Heilbronn ablieferten. Nur wurde aus der Überlegenheit nichts gemacht. Die Chancenauswertung, und vor allem auch die Anzahl der erspielten Chancen, ließ deutlich zu wünschen übrig. Dann folgte auch noch der verhängnisvolle Fehler, der wahrscheinlich den Anfang vom Ende bedeutete. Craig Teeple und Dion DelMonte rannten sich beim eigenen Überzahlspiel gegenseitig um. Viktor Karachun schnappte sich den Puck. Verteidiger und Torwart machten ihm auch noch hilfreich das kurze Eck auf und mit einem gefühlvollen Heber erzielte der Weißrusse das 0:1 (17.) für die bis dahin mehr als harmlosen Heilbronner. Von diesem Schock erholten sich die Gastgeber nie mehr richtig.
Kurz nach der ersten Pause erhöhte dann Karachun im Powerplay sogar auf 2:0 (24.). Wieder sahen die Steelers nicht besonders glücklich aus. Der Anschlusstreffer durch einen schönen Bauerntrick von Michael Wolf (31.) brachte noch einmal Hoffnung, die jedoch Ken Dzikowski kurz vor Drittelende (38.) wieder zerstörte.
Im Schlussdrittel ergaben sich die Steelers dann scheinbar wehrlos in ihr Schicksal. Nichts, aber auch gar nichts lief mehr zusammen. Mühelos erhöhte Heilbronn durch Heaphy (44.) und Draxler (51.) zum 1:5-Endstand.
Nach einem ähnlichen Debakel sah es dann auch am Sonntag aus. Dabei konnte Kaufbeuren nicht einmal drei komplette Blöcke aufbieten, musste sogar den Kader mit zwei Junioren auffüllen um genügend Ersatz zu haben. Doch zur Hälfte des Spiels führten die Gastgeber mit 3:1. Ervin Masek, der aus Ulmer Zeiten kein Unbekannter in Bietigheim ist, hatte die Allgäuer nach gerade einmal 72 Sekunden in Führung gebracht. Darren Ritchie konnte allerdings dreieinhalb Minuten später in Überzahl ausgleichen. Im zweiten Drittel schlugen aber erneut die Buron Joker zu. Michael Waginger (24.) im Powerplay und Thorsten Rau in Unterzahl (30.) schossen die Gastgeber wieder in Führung. Vor allem beim 1:3 sah auch Torhüter Scott Fankhouser nicht sehr glücklich aus. Der Puck prallte von der Latte nach oben und fiel dann aus mehreren Metern Höhe hinter dem Steelers-Schlussmann ins Netz. Fankhouser hatte die Scheibe offensichtlich aus den Augen verloren, sonst wäre das Tor sicherlich zu verhindern gewesen. Andrej Kovalev (32.) und Peter Gulda (36.) brachten die Steelers aber wieder zurück ins Spiel. Auch bei Guldas Treffer war eine gehörige Portion Glück im Spiel. Der routinierte Verteidiger nahm seinen eigenen, von der Bande zurück prallenden Schuss auf und hämmerte ihn in die Maschen.
In der letzten Pause hatte Trainer Naud dann ganz offensichtlich die richtigen Worte gefunden. Die Steelers traten wie verwandelt auf. Nun stimmte vor allem auch der Einsatz. Der wurde prompt mit Toren belohnt. Schon nach 41 Sekunden traf Craig Teeple in Überzahl und nicht einmal drei Minuten später ließ Darren Ritchie das 5:3 folgen. Bis zum 3:6 durch Andrej Kovalev waren dann wieder nur zwei Minuten vergangen. Die erste Reihe zelebrierte nun Traum-Eishockey. Doch die Verteidigung blieb weiter verwundbar. Nicht einmal 30 Sekunden nach dem 3:6 verkürzte Michael Waginger noch einmal. Darren Ritchie ließ jedoch in Überzahl seinen dritten Treffer folgen (52.) Patrick Yetman (55.) schürte noch einmal Hoffnung bei den Gastgebern, die jedoch Darren Ritchie mit einem Empty-Net-Goal (60.) – sein vierter Treffer – zunichte machte.
Kader: Robert Brezina, noch einer der Besten gegen Heilbronn, musste im Derby verletzt vom Eis getragen werden. Zunächst wusste keiner so richtig, was los ist. Inzwischen wurde die Diagnose Hexenschuss offiziell bekannt gegeben. Brezinas Einsatz am kommenden Wochenende ist damit zumindest zweifelhaft.
Zur Behebung der Defensivprobleme hat Bietigheim derzeit einen Verteidiger im Probetraining. Es soll sich dabei um Vadim Finko handeln. Der Deutsch-Russe wurde in der vergangenen Saison noch Meister mit dem EHC Freiburg, tat sich dort aber auch als Raubein hervor und fehlte insgesamt 13 Spiele wegen Sperre. Finko gilt aber als Abräumer, ein Spielertyp den die Steelers gut noch gebrauchen könnten.
Stimmen: Daniel Nauds Ausführungen bei der Pressekonferenz nach dem Derby gegen Heilbronn wurden mehrfach durch Zwischenrufe unterbrochen, weshalb er seine Aussage abbrach. Bei den anschließenden kritischen Fragen durch die Journalisten stand er dann aber wieder Rede und Antwort. Er bestätigte Heilbronn mehr Cleverness. »Wir haben dumme Fehler im eigenen Drittel gemacht. Manche Spieler wollen zu viel, wollen alles alleine machen.« Damit meinte er sicherlich auch Verteidiger Calvin Elfring, der oft aus ungünstiger Position schoss und den besser postierten Nebenmann übersah.
Ausblick: Den Worten von Wolfgang Lindner nach zu schließen, wir es in dieser Woche wohl einige »Krisensitzungen« im Ellental. Ein Bestandteil wird sicherlich auch die schwache Zuschauerzahl im Derby (2449) sein. Ergebnisse sollen dann der Öffentlichkeit bekannt gegeben werden. Vielleicht gibt aber auch die Mannschaft am kommenden Wochenende die beste Antwort selbst.
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